Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
hatte sie doch extra noch frische
Batterien eingelegt. Aber die Taschenlampe wollte einfach nicht mehr angehen.
„Scheiße,
Scheiße, Scheiße.“
Eingeschlossen
in totaler Dunkelheit, spürte Dylan nun den ersten Anflug von Furcht.
Über sich
hörte sie plötzlich ein schabendes Geräusch auf dem Felsen, und jeder Nerv ihres
Körpers spannte sich an. Einen langen Augenblick herrschte vollkommene Stille.
Und dann hörte sie plötzlich, wie Stiefel knirschend auf dem Boden aufprallten.
Wer oder was immer es auch war, das sich in den Schatten im oberen Teil der
Höhle verborgen hatte, war nun neben sie auf den Höhlenboden
hinuntergesprungen.
Sie roch wie
Wacholder und Honig und warmer Sommerregen. Aber nun, da er ihr nahe war, war
unter alldem nun plötzlich der zitrusartige Geruch von Adrenalin. Rio umschlich
die Frau in der Dunkelheit der Höhle. Während die plötzliche Schwärze sie zum
Stolpern brachte, konnte er sie hervorragend sehen. Ihre Füße trugen sie
rückwärts ... und dann prallte sie mit dem Rücken gegen die Höhlenwand.
„Verdammt.“
Sie
schluckte hörbar, wirbelte herum, um es mit einer anderen Richtung zu
versuchen, und fluchte wieder, als ihr die nutzlose Taschenlampe aus den
Fingern rutschte und mit einem metallischen Klirren auf dem Höhlenboden
aufprallte. Rio hatte wertvolle Energie verbrannt, um sie durch mentale Kraft
abzustellen. Gegenstände mental zu beeinflussen war eine der einfacheren Gaben
des Stammes, aber in seinem geschwächten Zustand wusste Rio nicht, wie lange er
das Licht noch unterdrücken konnte.
„Ähm, Ihnen
ist anscheinend nicht nach Gesellschaft“, sagte die Frau jetzt. Ihre Augen
waren geweitet in der Dunkelheit und bewegten sich in dem Versuch, seine
Position zu orten, hin und her. „Also dann gehe ich einfach, okay? Ich werde
jetzt ... einfach wieder rausspazieren.“ Ihrer Kehle entfuhr ein nervöses Stöhnen.
„Herrgott noch mal, wo ist bloß dieser verdammte Ausgang?“
Sie ging
einen Schritt nach rechts, schob sich an der Höhlenwand entlang. Weiter fort
vom Ausgang, aber Rio hatte noch nicht vor, ihr das zu sagen. Er blieb in
Bewegung, folgte ihr tiefer in die Höhle hinein und überlegte sich, was er mit
diesem Eindringling anfangen sollte, der da erneut zu ihm gekommen war. Vorhin,
als er erwacht war und erstaunt erkannt hatte, dass er immer noch lebte und
nicht allein war, hatte er instinktiv reagiert - ein verletzliches, scheues
Tier, das in die Sicherheit der Schatten floh.
Aber dann
hatte sie angefangen, mit ihm zu reden. Hatte ihn hervorgelockt, auch wenn sie
nicht gewusst haben konnte, in welche Gefahr sie sich damit brachte. Er war
wütend und halb wahnsinnig, an sich schon eine tödliche Kombination. Aber jetzt
in der Nähe einer Frau zu sein, erinnerte ihn noch an etwas anderes - selbst in
seinem Zustand, so zerstört und gebrochen, war er immerhin noch ein Mann.
Immer noch
mit Leib und Seele ein Stammesvampir.
Rio atmete
mehr vom Duft dieser jungen Frau ein und konnte kaum der Versuchung
widerstehen, ihre blasse, regenfeuchte Haut zu berühren. Hunger brandete in ihm
auf - Hunger, wie er ihn seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Seine
Fangzähne fuhren sich aus, die scharfen Spitzen stachen in das weiche Fleisch
seiner Zunge. Er gab sich Mühe, seine Augenlider bis auf einen kleinen Spalt
geschlossen zu halten, denn er wusste, die topasfarbenen Iriskreise würden bald
feurig und bernsteinfarbenen glühen, seine Pupillen sich verengen zu dünnen
vertikalen Schlitzen, wie immer, wenn ihn der Durst nach Blut überkam.
Dass sie
jung und schön war, steigerte nur seine Begierde, sie zu schmecken. Er hatte
Lust, sie zu berühren...
Rio streckte
die Finger aus, dann ballte er die Hände zu Fäusten.
Manos del
diablo.
Er konnte
ihr wehtun mit diesen Händen. Die Stärke, die seine Vampirgene ihm gaben, war
immens. Aber es war Rios anderes Talent, die schreckliche Gabe, mit der er
geboren worden war, die hier den größten Schaden anrichten konnte. Er war
imstande, mit nur einem einzigen konzentrierten Gedanken und einer einfachen
Berührung Menschenleben auszulöschen. Sobald er damals verstanden hatte, über
welche Macht er da verfügte, hatte Rio gelernt, sie mit überlegter, eiserner
Kontrolle einzusetzen. Doch mittlerweile besaß die reine Wut die Kontrolle über
seine tödliche Gabe, und seit er nach der Explosion in der Lagerhalle diese
Blackouts hatte, war seiner Selbstbeherrschung nicht mehr zu trauen. Er konnte
großen
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