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Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Titel: Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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versuchen, ihr nichts zu tun. Aber nun begann schon
allein das Stehen ihn auszulaugen. Er musste all seine Kräfte dafür aufsparen,
die Höhle zu sprengen und nicht wieder ohnmächtig zu werden, bevor er es zu
Ende bringen konnte. Und jetzt war auch noch sie für ihn zu einem unmittelbaren
Problem geworden, mit dem er sich befassen musste.
    Als sie sich
immer noch nicht bewegte, machte Rio einen Schritt auf sie zu. Er streckte die
Hand nach ihr aus, um ihren Rucksack zu packen und sie daran fortzuziehen. Aber
bevor er ihn zu fassen bekam, zog sie etwas aus einer der Außentaschen und
hielt es in Augenhöhe vor sich.
    „In Ordnung,
ich gehe. Aber zuerst muss ich noch ... etwas tun.“
    Rio machte
ein finsteres Gesicht in die Dunkelheit. „Was wollen Sie...“
    Ein leises
Klicken, gefolgt von einem gleißenden Lichtblitz.
    Rio brüllte
auf und drehte sich instinktiv um. Um ihn herum feuerten weitere
Lichtexplosionen in schneller Folge.
    Sein
Verstand sagte ihm, dass es nur der Blitz einer Digitalkamera war, der ihn
blendete, aber schlagartig wurde er rückwärts in die Zeit katapultiert ...
Wieder stand er in der Lagerhalle in Boston, aus der Luft kam eine Bombe auf
ihn zugeflogen und explodierte über ihm.
    Er hörte den
Knall der Explosion, spürte, wie sie in seinen Knochen vibrierte und ihm die
Luft aus den Lungen presste. Er spürte den Hitzeregen auf seinem Gesicht, den
erstickenden Qualm der Aschewolke, die ihn einhüllte wie eine reißende
Flutwelle.
    Er spürte
den stechenden Schmerz der glühenden Granatsplitter, die seinen Körper
aufrissen.
    Er war
wieder mittendrin, durchlebte und spürte wieder alles aufs Neue, und es waren
Höllenqualen.
    „Neiiin!“,
brüllte er, und seine Stimme hatte nichts Menschliches mehr, sondern wurde,
durch die Wut, die ihm durch den Körper schoss wie Säure, zur Stimme seiner
wahren Natur.
    Seine Beine
gaben unter ihm nach, und er sackte auf den Boden, geblendet von
wiederkehrenden Lichtblitzen und seiner erbarmungslosen Erinnerung.
    Eilige
Schritte huschten an ihm vorbei, und durch den Phantomgestank von Rauch, Metall
und verbranntem Fleisch roch er das schwache, verblassende Duftgemisch von
Wacholder, Honig und Regen.

4
     
    Später am
Vormittag, als Dylan und ihre Reisegefährtinnen in den Zugstiegen, der sie von Jicín
nach Prag bringen würde, raste ihr Herz immer noch. Es kam ihr lächerlich vor,
dass sie sich von einem Landstreicher, den sie in der Höhle aufgescheucht
hatte, so durcheinanderbringen ließ.
    Bei dem
musste schon eine Schraube locker sein, dass er dort oben hauste wie ein
Wilder. Aber er hatte ihr nichts getan.
    Schon
seltsam, wie er zusammengebrochen war, als sie nochschnell ein paar Fotos von
der Höhle machen wollte, bevor er sie mit Gewalt hinauswarf. Anscheinend hatte
sie ihm mehr Angst gemacht als er ihr.
    In ihrem
Zugabteil lehnte Dylan sich im Sitz zurück, den aufgeklappten Laptop auf dem
Schoß. Reihen von kleinen Vorschaubildern erschienen nach und nach auf dem Bildschirm,
während sie die Bilder ihrer Digitalkamera über das dünne schwarze Verbindungskabel
auf die Festplatte übertrug. Die meisten hatte sie in den letzten paar Tagen
ihrer Reise gemacht, aber es waren die letzten Fotos, die Dylan jetzt
interessierten.
    Sie machte
einen Doppelklick auf das erste dunkle Viereck aus der Höhle. Das Foto erschien
in Vollansicht und füllte den kleinen Bildschirm ihres Laptops. Nachdenklich
betrachtete Dylan das Gesicht, das fast vollständig verborgen war hinter einem
wirren, ungepflegten Haargestrüpp. Die stumpfen espressobraunen Haarsträhnen hingen
über rasiermesserscharfe Wangenknochen und wilde Augen herunter, die den
ungewöhnlichsten Reflexionseffekt zeigten, den Dylan je gesehen hatte. Sie
leuchteten nicht etwa kaninchenrot, sondern glühten in einem ungewöhnlichen
Bernsteingelb. Sein Unterkiefer wirkte stählern, und die vollen Lippen hatten
sich in einem wütenden Fauchen zurückgezogen, das selbst die riesige Pranke,
die ihr die Linseblockieren wollte, nicht ganz verbergen konnte.
    Himmel, da
würde sie in ihrem New Yorker Büro gar nicht viel retuschieren müssen, um
diesen Typen dämonisch wirken zu lassen.
    Das war ja
fast schon einer.
    „Wie sind
deine Fotos geworden, Liebes?“ Janet, die neben Dylan auf dem gepolsterten
Abteilsitz saß, lehnte ihren silbernen Lockenkopf zu ihr hinüber. „Grundgütiger
Himmel! Was ist das denn?“
    Dylan zuckte
die Achseln, unfähig, ihren Blick von dem Foto zulösen. „Nur so

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