Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
Fahrer?“
„Wir gehen
jetzt.“
Eine
Flutwelle der Angst brandete in ihr auf, aber sie versuchte, wenigstens äußerlich
ruhig zu bleiben. „Das können Sie vergessen. Wenn Sie denken, dass ich mit
Ihnen irgendwohin gehe, dann müssen Sie verrückt sein.“
„Sie haben
keine Wahl.“
Er kam auf
sie zu, und Dylan wusste, dass sie keine Chance hatte, ihn zu überwältigen oder
ihm davonzulaufen. Nicht, wenn sie drei Stockwerke nach unten musste, um vor
ihm zu fliehen. Aber was sie tun konnte, war, um Hilfe zu schreien - und genau
das würde sie tun, und zwar sobald er sie in die Hotellobby schleppte.
Nur - er
brachte sie leider nicht in die Lobby, wo sie sich vor ihm hätte retten können.
Er öffnete nicht einmal die Tür, die auf den Korridor vor ihrem Zimmer führte.
Mit
derselben Geschwindigkeit und Kraft, die sie schon mehrmals verblüfft hatten,
packte er sie am Handgelenk und zog sie zum Fenster.
Es ging auf
eine Seitenstraße hinaus, die in schwindelerregender Tiefe unter ihnen lag. Er
stieß das Fenster auf und kletterte auf die Feuerleiter hinaus. Dabei hielt er
immer noch ihren Arm fest und zog sie hinter sich her.
„Was zum
Teufel tun Sie da?“ Dylan stemmte ihre Füße in den Boden, ihre Augen waren vor
Angst geweitet. „Sind Sie wahnsinnig?
Sie werden
uns beiden das Genick brechen, wenn Sie ...“
Er gab ihr
keine Chance, den Gedanken, geschweige denn den Satz zu beenden.
Bevor Dylan
realisieren konnte, was gerade passierte, wurde sie aus dem Fenster und über
seine massigen Schultern gehoben. Sie hörte seine Stiefel auf der eisernen
Feuertreppe scheppern. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, als er - das war
doch nicht möglich - mit ihr vom nächsten Treppenabsatz in die Tiefe
sprang.
Drei
Stockwerke tiefer kamen sie auf dem Boden auf.
Doch ihrer
beider Knochen wurden nicht, wie sie erwartet hatte, durch den Aufprall
zerschmettert, sondern der Mann kam weich, fast elegant, auf dem Boden auf. Sie
versuchte das irgendwie zu begreifen, als sie plötzlich in den offen stehenden
Laderaum eines Lastwagens gestoßen wurde, der ganz in der Nähe wartete.
Dylan fiel
hinein, ihr Entführer war gleich hinter ihr. Orientierungslos und verwirrt, wie
sie war, konnte sie nicht ein einziges Wort sagen, als die schwere Tür mit
einem dumpfen Schlag zugeworfen wurde. Völlige Dunkelheit umgab sie.
Mit einem
Aufheulen sprang der Motor des Lastwagens an, dann setzte sich das Gefährt mit
seiner Fracht mit quietschenden Reifen in Bewegung.
In Boston
war es fast fünf Uhr morgens, als die letzten Ordenskrieger von ihren
nächtlichen Patrouillengängen zurückkamen. Lucan, Tegan und Dante, deren
Gefährtinnen ihre Ankunft im Hauptquartier erwarteten, hatten sich schon vor
etwa einer Stunde wieder zurückgemeldet. Sterling Chase, ehemaliger Agent der
Dunklen Häfen, der erst im letzten Jahr zum Orden gestoßen war und sich als
begeisterter Neuzugang mit beachtlichen Trefferquoten erwiesen hatte, war auch
schon wieder zurück.
Nun trudelten
nach und nach auch die drei übrigen Mitglieder des Ordens ein, und Gideon war
nicht überrascht, dass Nikolai das Schlusslicht bildete. Obwohl der jüngste von
allen Kriegern, war Niko der gnadenloseste Kämpfer, den Gideon je gesehen
hatte. Der Vampir aus Russland war ein Adrenalinjunkie und brutaler Kämpfer, er
machte nicht eher Feierabend, bis die Morgendämmerung über den Horizont kroch
und ihn von der Straße zwang.
Im Umgang
mit Hightech-Waffen wurde Niko zu einem wahren Dämon.
An diesem
Abend, als der schwarz gekleidete Krieger mit dem goldblonden Haar und den
gletscherblauen Augen hinter den zwei neuesten Mitgliedern des Kaders, Kade und
Brock, hereinschlenderte, bemerkte Gideon, dass er mit einer seiner neuesten
Kreationen bewaffnet war. Eine Neunmillimeter-Halbautomatik steckte an Nikos
Hüfte, ein wirklich übles Ding, geladen mit titangefüllten Hohlspitzgeschossen.
An seinem Schulterriemen baumelte ein Scharfschützengewehr mit Laservisier,
ausgerüstet mit derselben Spezialmunition.
Selbst aus
seinem Glaskasten, dem Techniklabor des Hauptquartiers, konnte Gideon den
frischen Tod an ihm riechen. Nicht den Tod von Menschen - der Stamm bemühte
sich im Allgemeinen um ein friedliches Zusammenleben mit seinen Vettern der
Spezies Homo sapiens. Sie bezogen ihre Nahrung von Menschen, um zu überleben,
aber es kam nur selten vor, dass ein Vampir seinen Blutwirt tötete. Es ergab
keinen Sinn für sie, ihre einzige Nahrungsquelle auszurotten oder sich
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