Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
gesund
und munter sind, aber damit rechnen, eine Zeit lang nicht erreichbar zu sein.“
Als sie ihn verständnislos ansah, sagte er: „Sie haben alle vor wenigen Minuten
eine E-Mail von Ihnen erhalten, in der Sie sie wissen lassen, dass Sie sich
noch ein paar Tage länger freinehmen, um im Alleingang noch etwas mehr von
Europa zu sehen.“
Wut brandete
in ihr auf, und sie war stärker als die Vorsicht, die sie noch vor einer
Sekunde empfunden hatte. „Sie haben meinem Chef geschrieben? Meiner Mutter?“
Ihr Job war gerade ihre kleinste Sorge, aber es war die Vorstellung, dass
dieser Mann auch nur in die Nähe ihrer Mom kam, die Dylan zum Explodieren
brachte. Sie schwang die Beine vom Bett und stand auf, sie zitterte beinahe vor
Zorn. „Du Mistkerl! Du verdammter Hurensohn!“
Er wich
zurück, entzog sich ihr, als sie ihn angriff. „Es war notwendig, Dylan. Wie Sie
schon sagten, hätte es Fragen gegeben.
Man hätte
sich Sorgen um Sie gemacht.“
„Bleiben Sie
verdammt noch mal von meiner Familie weg - hören Sie mich? Es ist mir egal, was
Sie mit mir anstellen, aber lassen Sie meine Familie aus dem Spiel!“
Er blieb
ruhig, besonnen. Es war zum Verrücktwerden.
„Ihrer
Familie droht keinerlei Gefahr, Dylan. Und Ihnen auch nicht.
Morgen Abend
werde ich Sie in die Staaten zurückbringen, an einen geheimen Ort der
Angehörigen meiner Spezies. Ich bin sicher, sobald Sie dort sind, werden Sie
eine Menge von dem, was ich Ihnen jetzt erzählen werde, besser verstehen.“
Dylan
starrte ihn an, ihr Verstand stolperte über seine eigenartige Wortwahl: Angehörige
meiner Spezies.
„Was zur
Hölle wird hier gespielt? Es ist mein Ernst ... ich muss es wissen.“ Ach,
verdammt. Ihr zitterte die Stimme, als würde sie gleich vor ihm in Tränen
ausbrechen - vor diesem Fremden, der ihr die Freiheit gestohlen und ihre
Privatsphäre verletzt hatte. Lieber wollte sie tot umfallen, als ihm gegenüber
irgendeine Schwäche zu zeigen, egal, was sie gleich zu hören bekam. „Bitte.
Sagen Sie's mir. Ich will die Wahrheit.“
„Über Sie
selbst?“, fragte er, seine tiefe Stimme mit dem weichen Akzent rollte durch die
Silben. „Oder über die andere Welt, für die Sie geboren wurden?“
Dylan konnte
keine Worte finden. Es war ihr Instinkt, der sie ihre Hand zu der bestimmten
Stelle in ihrem Nacken führen ließ. Dort schien es vor Hitze zu kribbeln.
Rio nickte
nüchtern. „Es ist ein seltenes Muttermal. Von einer halben Million
Menschenfrauen wird vielleicht eine damit geboren, wahrscheinlich sogar
weniger. Frauen, die das Mal tragen - Frauen wie Sie, Dylan -, sind etwas sehr
Besonderes. Es bedeutet, dass Sie eine Stammesgefährtin sind. Frauen Sie haben
bestimmte ... Gaben.
Fähigkeiten,
die sie von anderen Menschen unterscheiden.“
„Was für
Gaben und Fähigkeiten?“, fragte sie und war sich dabei gar nicht sicher, ob sie
dieses Gespräch überhaupt führen wollte.
„Übersinnliche
Fähigkeiten in erster Linie. Jede ist anders, mit unterschiedlich gearteten
Fähigkeiten. Manche können in die Zukunft oder die Vergangenheit sehen. Manche
können einen Gegenstand in die Hand nehmen und seine Geschichte lesen. Andere
können Stürme heraufbeschwören oder den Willen der Lebewesen lenken, die sie
umgeben. Manche können durch bloße Berührung heilen. Manche durch bloße
Gedanken töten.“
„Das ist
doch lächerlich“, meinte sie verächtlich. „Solche Fähigkeiten gibt es nur in
Schundblättern und Science-Fiction.“
Er stieß
einen Grunzlaut aus, sein Mundwinkel hob sich. Er musterte sie unangenehm
eindringlich, versuchte sie mit diesem topasfarbenen Blick zu durchdringen.
„Ich bin sicher, dass auch Sie so eine besondere Fähigkeit besitzen. Was ist
Ihre Gabe, Dylan Alexander?“
„Das ist
doch wohl nicht Ihr Ernst.“ Sie schüttelte den Kopf und verdrehte genervt die
Augen.
Und doch
dachte sie dabei die ganze Zeit über die eine Sache nach, die sie schon immer
von den anderen Menschen unterschieden hatte. Ihre unerklärliche Verbindung zu
den Toten, über die sie mal verfügte, mal wieder nicht. Aber das war trotzdem
etwas anderes als das, was er beschrieb. Etwas vollkommen anderes.
Oder ...?
„Sie müssen es
mir nicht sagen“, sagte er. „Sie müssen nur wissen, dass es einen Grund dafür
gibt, dass Sie anders sind als andere Frauen. Vielleicht haben Sie ja das
Gefühl, dass Sie generell nicht in diese Welt passen. Viele Frauen wie Sie sind
sensibler als der Rest der Menschen. Sie sehen die
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