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Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Titel: Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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diesen Strudel des Vergessens hinabsank...
    Die
Beschimpfungen, die man ihm als kleinem Jungen nachgeschrien hatte, zogen in
seinen Ohren auf wie ein wütender Sturm. Er erinnerte sich an den dunklen Wald
und den Geruch von frischem Blut auf der nackten Erde. Die Hütte, in der seine
Mutter vor seinen eigenen Augen getötet worden war...
    Als die
Dunkelheit ihn einhüllte, war er wieder dieser verwilderte Findling, der er vor
so langer Zeit in Spanien gewesen war. Ein verwirrtes und verängstigtes Kind,
ohne Zuhause, ohne Familie und ohne seinesgleichen, der ihm zeigte, was er
wirklich war und wie er damit umgehen konnte.
    Comedor
de la sangre.
    Mit einem
Aufbrüllen beugte er sich über sein zitterndes Opfer und schlug die Zähne in seinen
fleischigen Hals. Jetzt tobte Rio, nicht vor Hunger, sondern vor Wut und einer
alten Qual, die ihn sich fühlen ließ wie ein Monster. Wie ein Verfluchter. Ein
schrecklicher, schreckenerregender Blutfresser.
    Manos del
diablo.
    Diese
Teufelspranken waren nicht mehr seine eigenen. Der Blackout brandete heran und
überflutete ihn. Rio konnte die Straße, die vor ihm lag, nicht mehr sehen. Sein
Verstand und ein letzter Rest von Selbstbeherrschung brannten durch wie
Sicherungen. Er konnte kaum mehr denken. Aber er registrierte den Augenblick,
als das Herz des Mannes unter seinen Fingern still wurde.
    Als ihn die
Dunkelheit in ihre Tiefen hinabzog, wusste er, dass er getötet hatte.
     
    Ein dumpfer
Schlag im Nebenzimmer weckte Dylan aus einem unruhigen Schlaf. Sie setzte sich
auf, hellwach. Nebenan waren nun weitere Geräusche zu hören, tiefes Stöhnen und
stolpernde Schritte von schweren Füßen, als hätte jemand oder etwas R iesiges
unsagbare Schmerzen.
    In der
benachbarten Suite wohnte Rio. Das hatte er früher am Abend gesagt, als er mit
einem leichten Abendessen zurückgekommen war und ihr ihren Rucksack mit ihren
Kleidern wiedergebracht hatte. Er hatte ihr gesagt, dass sie sich für die Nacht
herrichten und es sich bequem machen sollte, und sie gewarnt, dass er direkt auf
der anderen Seite der Wand war, immer nur ein paar Sekunden von ihr entfernt.
    Womit er
nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden beigetragen hatte.
    Trotz seiner
Drohung hatte Dylan vermutet, dass er irgendwann ausgegangen war. Im
benachbarten Raum war es einige Stunden lang ruhig gewesen, bis dann um vier
Uhr morgens dieser Weckruf kam.
    So viel zu
Rios Behauptung, ein todbringendes Geschöpf der Nacht zu sein. Er war einfach
nur ein Säufer. So wie sich das nebenan anhörte, hatte er in der Stadt
ordentlich einen draufgemacht und nun Schwierigkeiten, sein Bett zu finden.
    Dylan saß
da, die Arme über der Brust verschränkt, und hörte ihm zu, wie er stöhnte,
gegen ein schweres Möbel stieß und einen satten Fluch knurrte, als die Beine
unter ihm nachgaben.
    Wie oft war
ihr Vater in diesem Zustand heimgekommen?
    Himmel, zu
oft, um darüber Buch führen zu können. Wenn er in der Bar gewesen war, kam er
immer so sternhagelvoll heimgestolpert, dass ihre Mutter, Dylan und ihre beiden
älteren Brüder ihn mit vereinten Kräften ins Bett zerren mussten, bevor er
womöglich hinfiel und sich den Schädel brach. Sie hatte herzlich wenig
Verständnis für Männer, die sich dermaßen von ihren Schwächen beherrschen
ließen, aber sie musste zugeben, dass die Geräusche, die Rio jetzt von sich
gab, anders klangen als die eines gewöhnlichen Betrunkenen.
    Sie
kletterte vom Bett und ging leise zu der Verbindungstür hinüber.
    Ein Ohr
gegen das kühle Holz gepresst, konnte sie seine flachen, keuchenden Atemzüge
hören. Sie sah ihn fast vor sich, wie er auf dem Boden zusammengebrochen war
und sich nicht bewegen konnte, was auch immer es war, das ihn gepackt hielt.
    „Hallo?“,
fragte sie leise. „Ähm, ... Rio, sind Sie das?“
    Stille.
    Sie zog sich
unangenehm in die Länge.
    „Alles in
Ordnung da drüben?“
    Sie legte
die Hand auf den Türknauf, aber er drehte sich nicht.
    Abgeschlossen,
so wie die ganze Nacht schon.
    „Soll ich
jemanden rufen, der nach Ihnen schaut?“
    „Gehen Sie
wieder schlafen, Dylan.“
    Die Stimme
war nur ein tiefes Knurren - Rios Stimme, und doch ganz anders, als sie sie je
gehört hatte.
    „Gehen Sie
von der Tür weg“, kam das seltsame Knurren. „Ich brauche keine Hilfe.“
    Dylan
runzelte die Stirn. „Das glaube ich Ihnen nicht. Sie klingen gar nicht gut.“
    Wieder
versuchte sie den Türknauf zu drehen. Es war ein altes Stück, vielleicht ließ
er sich aufkriegen.
    „Dylan.
Gehen

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