Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
das
einwandfrei Sinn.
Natürlich
mussten sie das UV-Licht abblocken. Jeder Idiot wusste, dass Vampire in Flammen
aufgingen wie Papiertaschentücher unter einem Vergrößerungsglas, wenn man sie
an die Sonne ließ.
Jetzt, wo
sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie Rio kein einziges Mal draußen
bei Tageslicht gesehen hatte. In der Berghöhle war er vor der Sonne geschützt
gewesen. Als er sie von Jicín nach Prag verfolgte, war es spät am Abend
gewesen, in völliger Dunkelheit.
Letzte Nacht
war er auf Beutefang ausgegangen, aber offenbar rechtzeitig vor der Morgendämmerung
wieder zurückgekommen.
Jetzt
reiß dich aber mal zusammen, Alexander.
Dieser Mann
war kein Vampir. Es musste für all das eine bessere Erklärung geben. Nur weil
Rio ruhig und vernünftig klang, hieß das noch lange nicht, dass er deshalb
nicht vollkommen geistesgestört war und Wahnvorstellungen hatte. Ein klarer
Fall für die Klapse. Es musste einfach so sein.
Was war mit
den anderen Leuten hier in diesem hochnoblen Anwesen? Einfach nur weitere
Vampirspinner wie er, die glaubten, dass sie von einer sonnenallergischen
außerirdischen Rasse abstammten?
Und hier war
sie, Teilnehmerin wider Willen, entführt und gefangen gehalten von einer
millionenschweren bluttrinkenden Sekte, deren Mitglieder glaubten, dass sie
irgendwie mit ihnen verbunden war, nur weil sie ein bestimmtes Muttermal hatte.
Zur Hölle noch mal, das klang wirklich wie ein absoluter Knüller für ihre
Titelseite.
Aber wenn
irgendetwas, das Rio gesagt hatte, wahr war?
Herr im
Himmel, wenn auch nur irgendetwas von dem eben Gehörten stimmte, dann saß sie
auf einer Story, die sprichwörtlich die Welt verändern würde. Eine Story, die
die Wirklichkeit für jedes menschliche Wesen auf der Welt verändern würde. Ein
Frösteln stieg ihr die Wirbelsäule hinauf, als sie über die ungeheure Tragweite
der Sache nachdachte.
„Ich habe
eine Million Fragen“, murmelte sie und wagte einen Blick über den Raum auf Rio.
Er nickte
und stand vom Stuhl auf. „Das ist verständlich. Ich habe Ihnen recht viel auf
einmal zugemutet, das Sie verarbeiten müssen, und Sie werden sogar noch mehr
hören, bevor es für Sie an der Zeit ist, sich zu entscheiden.“
„Zu
entscheiden?“, fragte sie und folgte ihm mit den Augen, als er zur Tür
hinüberging, um das Zimmer zu verlassen. „Jetzt warten Sie doch eine Sekunde.
Was werde ich entscheiden müssen?“
„Ob Sie
dauerhaft zu uns gehören wollen oder in Ihr altes Leben zurückkehren, ohne jede
Erinnerung an uns.“
Das
Frühstück, das Rio ihr gebracht hatte, aß sie nicht, und das Abendessen, das er
ihr später am Tag servierte, blieb auch unberührt.
Sie konnte
einfach nichts essen - sie hungerte nach Antworten.
Aber er
hatte sie angewiesen, sich ihre Fragen aufzuheben, und als er zurückkam, um ihr
Bescheid zu geben, dass die Zeit zum Aufbruch gekommen war, fühlte Dylan
plötzlich eine Welle der Beklemmung.
Ein Tor
öffnete sich vor ihr, aber auf der anderen Seite lag nichts als Dunkelheit.
Wenn sie in diese Dunkelheit hineinsah, würde sie sie verschlingen?
Würde es für
sie einen Weg zurückgeben?
„Ich weiß
nicht, ob ich bereit dafür bin“, sagte sie, gefangen in der hypnotisierenden
Falle von Rios Augen, als er im Zimmer auf sie zukam. „Ich ... ich habe Angst
davor, wo wir hingehen. Davor, was ich dort sehen werde.“
Dylan sah
auf in das gut aussehende und zugleich so tragisch entstellte Gesicht ihres
Entführers und wartete auf einige ermutigende Worte - irgendetwas, das ihr
Hoffnung gab, am Ende heil aus dieser ganzen Sache herauszukommen.
Er bot ihr
nichts Derartiges, aber als er die Hand ausstreckte und sie ihr flach auf die
Stirn legte, war seine Berührung sanft, unglaublich warm. Gott, es fühlte sich
so gut an.
„Schlaf“,
sagte er. Der Befehl klang wie das weiche Flüstern von Samt auf nackter Haut.
Er schlang seinen anderen Arm um ihren Rücken, gerade als ihre Knie unter ihr
nachgaben. Sein Griff, mit dem er sie hielt, war stark und tröstlich. Ich
könnte schmelzen an dieser Stärke, dachte sie, als ihr langsam die Augen
zufielen. „Schlaf jetzt, Dylan“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Schlaf.“ Und das
tat sie.
13
Einer der
schwarzen Geländewagen des Ordens wartete in einem privaten Hangar, während der
kleine Jet aus Berlin auf einer Landebahn für Chartermaschinen auf dem Logan
International Airport von Boston ausrollte.
Rio und
Dylan waren die einzigen Passagiere an Bord
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