Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
raus.“ Der Russe
sah an Rio vorbei und warf Dante und Chase ein schiefes Grinsen zu. „Gab's
irgendwelche Action in der South Side?“
„Gar keine“,
knurrte Chase. „Ging zu viel Zeit dabei drauf, Besorgungen am Flughafen zu
erledigen.“ Nikolai grunzte und nahm den Kommentar mit einem Seitenblick in
Rios Richtung zur Kenntnis.
„Lang her,
Mann. Gut, dich in einem Stück zu sehen.“
Rio kannte
ihn zu gut, um nicht zu bemerken, dass Niko sauer auf ihn war. Von all den
Ordenskriegern war er es, der als Erster zu seiner Verteidigung herbeieilen
würde - ob Rio es verdiente oder nicht. Niko war der Bruder, den Rio nie gehabt
hatte. Beide waren im letzten Jahrhundert geboren worden, beide waren dem Orden
in Boston in etwa zur selben Zeit beigetreten.
Es war
seltsam, dass Niko bei Rios Ankunft nicht im Hauptquartier gewesen war, aber
wenn man diesen Vampir und seine Liebe zum Kampf kannte, war er wahrscheinlich
sauer, dass man ihn einige Stunden vor Morgendämmerung von seiner Streife
abberufen hatte.
Bevor Rio
irgendetwas zu seinem alten Freund sagen konnte, hatte Nikolai seine
Aufmerksamkeit schon wieder auf Lucan gerichtet. „Der Rogue, den wir heute
Nacht fanden, war jung, aber was er von seinem Opfer übrig gelassen hat, sah
aus, als wäre es das Werk von mehr als nur einem Vampir. Morgen Nacht würde ich
gerne wieder dorthin und ein wenig herumschnüffeln, ob wir nicht doch noch mehr
finden.“
Lucan
nickte. „Klingt gut.“
Als das
geklärt war, drehte sich Niko zu Kade und Brock um. „Jetzt haben wir noch genug
Zeit bis Sonnenaufgang, um selbst auf die Jagd zu gehen. Sonst noch jemand
durstig? “
Kades
Wolfsaugen glitzerten wie Quecksilber. „Im North End gibt es einen Schuppen,
der die ganze Nacht geöffnet hat. Dort fängt es jetzt gerade an, interessant zu
werden. Jede Menge süße junge Dinger, die gepflückt werden wollen.“
„Bin dabei“,
meinte Chase gedehnt und stand aus seinem Stuhl neben Dante auf, um sich den
drei anderen Junggesellen anzuschließen, als sie auf den Ausgang des Labors
zugingen.
Einen Moment
lang sah Rio ihnen zu, wie sie gingen. Aber als Nikolai hinter den anderen auf
den Korridor hinaustrat, zischte Rio einen Fluch und schoss ihm nach.
„Niko,
warte.“
Der Krieger
ging einfach weiter, als hörte er ihn nicht. „Warte. Mann. Verdammt, Nikolai.
Was zum Henker hast du?“
Als Chase,
Brock und Kade stehen blieben und sich umsahen, winkte ihnen Niko
weiterzugehen. Sie gingen weiter, bogen um eine Ecke im Korridor und
verschwanden außer Sichtweite. Nach ein paar langen Sekunden endlich wirbelte
Niko herum.
Das Gesicht,
das Rio in dem grellweißen Tunnel anstarrte, war hart und unergründlich. „Ja.
Hier bin ich. Was willst du?“
Rio wusste
nicht, was er darauf antworten sollte. Sein alter Freund strahlte eine
Feindseligkeit aus wie eisige Winterkälte. „Hab ich etwas getan, dass du sauer
auf mich bist?“
Nikolais
scharfes, bellendes Gelächter hallte von den polierten Marmorwänden wider.
„Fick dich. Mann.“
Er fuhr
herum und begann davonzustapfen.
Rio brauchte
nur einen Sekundenbruchteil, um ihn einzuholen. Er wollte den Krieger an der
Schulter packen und ihn zum Stehenbleiben zwingen, aber Niko war schneller. Er
wirbelte herum und pflügte in Rios Breitseite, seinen Unterarm gegen Rios
Brustbein, und knallte seine Wirbelsäule gegen die harte Wand auf der
gegenüberliegenden Seite des Korridors.
„Willst du
sterben, Hundesohn?“ Nikos Augen waren schmal vor Wut, bernsteingelbe Blitze
zuckten im Blau seiner Iris. „Wenn du dich verdammt noch mal umbringen willst,
dann ist das deine Sache.
Benutze mich
nicht dazu, dir dabei zu helfen, hast du kapiert?“ Rios Muskeln waren
angespannt und kampfbereit, seine Kampfinstinkte geweckt, obwohl er einem alten
Verbündeten gegenüberstand. Aber als Nikolai redete, erlosch Rios so schnell
aufgeflammte Kampflust sofort.
Plötzlich
ergab es Sinn, dass Niko so wütend auf ihn war. Denn Nikolai wusste, dass Rio
auf diesem böhmischen Berg zurückgeblieben war, weil er sich das Leben nehmen
wollte. Wenn er das vor den fünf Monaten nicht gewusst hatte, dann wusste er es
jetzt umso deutlicher.
„Du hast
mich angelogen“, schäumte Niko. „Du hast mir in die Augen geschaut und mich
angelogen, Mann. Du wolltest nie nach Spanien zurück. Was hattest du vor mit
dem ganzen Vorrat an C-4, den ich dir gegeben habe? Dir umschnallen und dich
damit hochjagen, wie so ein durchgeknallter
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