Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
Felsengruft?“
„Ich glaube
nicht. Sie hörte, wie ich sie Überwinterungskammer nannte, als ich mit Gideon
telefoniert habe, aber mehr weiß sie nicht.
Und ich habe
weiß Gott nicht vor, sie einzuweihen. Schlimm genug, dass sie das verdammte
Ding gesehen hat.“ Rio stieß einen rauen Atemzug aus. „Sie ist klug, Lucan.
Lange wird es nicht dauern, bis sie von selbst dahinter kommt.“
„Dann
sollten wir besser schnell handeln. Je weniger mögliche Einzelheiten wir später
aufzuräumen haben, desto besser“, sagte Lucan. Er sah Gideon an, der Dylans
Laptop aufgeklappt auf der Computerkonsole neben sich stehen hatte. „Wie schwer
wird es, sich da reinzuhacken und die Bilder zu löschen, die sie über E-Mail
verschickt hat, was meinst du?“
„Die
Ursprungsdateien auf ihrer Kamera und Festplatte zu löschen ist keine Kunst,
das dauert eine halbe Minute.“
„Was ist mit
den Bild- und Textdateien der Empfänger?“
Gideon
verzog das Gesicht, als berechnete er gerade die Quadratwurzel von Bill Gates'
Nettovermögen. „Etwa zehn Minuten, um allen Festplatten auf ihrer
Empfängerliste eine virtuelle Abrissbirne zu verpassen. Dreizehn, wenn du es
doch gern etwas genauer hättest.“
„Genau oder
nicht, das interessiert mich einen Dreck“, sagte Lucan.
„Tu einfach,
was du tun musst, um die Bilder und die Textreferenzen darüber zu löschen, was
sie auf diesem Berg gefunden hat.“
„Ales klar“,
meinte Gideon und nahm sich bereits beide Geräte vor.
„Wir können
die Dateien zerstören, aber dann werden wir uns trotzdem noch die Leute
vornehmen müssen, mit denen sie wegen der Höhle in Kontakt war“, bemerkte Rio.
„Außer dem Arbeitgeber gibt es noch die drei Frauen, mit denen sie unterwegs
war, und ihre Mutter.“
„Das werde
ich dir überlassen“, sagte Lucan. „Wie du es anstellst, ist mir egal - lass sie
ihre Story widerrufen oder mach sie unglaubwürdig oder geh die Leute suchen,
denen sie davon erzählt hat, und lösche ihnen das Kurzzeitgedächtnis. Deine
Entscheidung, Rio. Aber kümmere dich drum. Ich weiß, dass du es gut machen
wirst.“ Er nickte. „Ich gebe dir mein Wort, Lucan. Ich werde das wieder in
Ordnung bringen.“
Die Miene
des Gen-Eins-Vampirs war ernst, aber dennoch zuversichtlich. „Ich zweifle nicht
an dir. Das habe ich nie getan und werde es auch nie tun.“
Lucans
Vertrauen in seine Fähigkeiten kam unerwartet und war wie ein Geschenk, mit dem
Rio nicht leichtfertig umgehen würde, auch wenn er noch so ein Wrack sein
mochte. So viele Jahre lang waren der Orden und die Krieger, die ihren Dienst
in ihm taten, sein ganzer Lebenszweck gewesen - selbst noch wichtiger als seine
Liebe zu Eva, was mit der Zeit eine leise nagende Verbitterung in ihr
hervorgerufen hatte. Rios Ehre war mit jedem Einzelnen dieser Männer verbunden,
als wären sie Familienangehörige. Er hatte gelobt, an ihrer Seite zu kämpfen,
selbst für sie zu sterben. Er sah sich um, und die grimmigen, mutigen Gesichter
der fünf Stammesvampire, von denen er wusste, dass auch wie ihr Leben jederzeit
für ihn aufs Spiel setzen würden, ohne Fragen zu stellen, beschämten ihn.
Rio
räusperte sich, fühlte sich angesichts dieses fast einstimmigen Willkommens,
das seine Brüder ihm bereiteten, befangen. Auf der anderen Seite des Labors
glitt die Glastür auf, und Nikolai, Brock und Kade kamen aus dem Korridor
herein. Die drei unterhielten sich angeregt, als sie ins Labor kamen; sie
verströmten echten Kameradschaftsgeist.
„Hey“, sagte
Niko, der Gruß galt niemand Besonderem. Seine eisblauen Augen leuchteten auf, als
er Rio erblickte. Dann wandte er sich sofort an Lucan und begann, ihm die
Einzelheiten der nächtlichen Streife des Trios zu schildern. „Wir haben einen
Rogue unten am Fluss eingeäschert, vor etwa einer Stunde. Der Mistkerl hat
gerade seinen letzten Beutezug in einem Müllcontainer ausgeschlafen, als wir
ihn erwischt haben.“
„War er
einer von Mareks Bluthunden?“, fragte Lucan und bezog sich dabei auf die
Roguearmee, die sein eigener Bruder um sich geschart hatte, bis der Orden
eingeschritten war. Marek war tot, der Orden hatte ihn ausgeschaltet, aber die
übrig gebliebenen Mitglieder seiner Armee waren immer noch Ungeziefer, das
beseitigt werden musste.
Nikolai
schüttelte den Kopf. „Dieser Blutsauger war kein Kämpfer, nur ein Junkie, der
ständig seinen Pegel halten musste. So schnell, wie er sich zersetzt hat,
schätze ich, war er erst ein paar Tage aus den Dunklen Häfen
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