Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
Janets Stimme war leiser, als Dylan sie je gehört hatte.
„Liebes, es tut mir so leid.“
Lucan war
alles andere als erfreut darüber, dass man ihn und Gabrielle am helllichten Tag
aus dem Bett holte, aber sobald er den Grund für die Störung erfuhr, war der
Anführer des Ordens sofort voll bei der Sache und richtete seine ganze
Aufmerksamkeit umgehend auf das Problem.
Er hatte
sich eine dunkle Jeans und ein seidenes Oxfordhemd übergezogen und war auf den
Korridor hinausgekommen, wo Rio, Nikolai und Chase ihn erwarteten.
„Gideon muss
sich die Datenbanken vornehmen“, sagte Lucan, klappte sein Handy auf und wählte
die Kurzwahltaste ins Quartier des Kriegers. Er murmelte einen Gruß und eine
abrupte Entschuldigung für die Störung und gab ihm dann die Neuigkeiten durch,
die Rio und die anderen ihm soeben überbracht hatten. Während die vier den
Korridor hinunter auf das Techniklabor, Gideons persönliche Kommandozentrale,
zugingen, beendete Lucan das kurze Gespräch und klappte sein Handy zu. „Er ist
unterwegs. Verdammt noch mal, ich hoffe sehr, du irrst dich, Rio.“
„Ich auch“,
entgegnete der. Ihm war genauso mulmig bei der Sache wie den anderen.
Gideon
brauchte nur wenige Minuten, um sich diesem so überstürzt einberufenen Treffen
zuzugesellen. Er kam in grauen Trainingshosen und einem weißen ärmellosen
T-Shirt ins Labor, seine Turnschuhe waren nicht einmal zugeschnürt, so eilig
war er hineingefahren und hergerannt. Er ließ sich in seinen Drehstuhl vor der
Computerkonsole fallen und begann, auf mehreren Rechnern Programme aufzurufen.
„Okay, wir
strecken jetzt unsere Fühler aus zu jeder Agenturfiliale und Einwohnerliste der
Dunklen Häfen, einschließlich der Internationalen Stammdatenbank“, sagte er mit
Blick auf die Monitore, als Datenlisten erschienen und langsam durchzulaufen
begannen. „Hm. Das ist komisch. Du hast gesagt, einer der toten
Gen-Eins-Vampire war aus Seattle?“
Nikolai
nickte.
„Nun, nicht
laut dieser Liste hier. In Seattle gibt es nichts, null Einträge - keine
Todesmeldungen in letzter Zeit. Und bei ihnen ist überhaupt kein Gen Eins
gemeldet, wobei das durchaus sein kann.
Schließlich
gibt es die Internationale Stammdatenbank erst seit ein paar Jahrzehnten, sie
ist keinesfalls vollständig. Wir haben hier ein paar der ältesten
Stammesmitglieder aufgelistet, aber die meisten der etwa zwanzig überlebenden
Gen Eins halten sich sehr bedeckt. Dem Gerücht nach sind etliche von ihnen
richtige Einsiedler, die seit einem Jahrhundert oder länger nicht einmal in die
Nähe eines Dunklen Hafens gekommen sind. Ich schätze, sie denken, dass sie sich
nach den über tausend Jahren, die sie schon auf der Welt sind, etwas Autonomie
verdient haben. Stimmt's, Lucan?“
Lucan,
selbst neunhundert Jahre alt und nicht in der Internationalen Stammdatenbank
aufgeführt, stieß als Antwort lediglich einen Grunzlaut aus, die grauen Augen
schmal und auf die Monitore gerichtet. „Was ist mit Europa? Gibt es was über
diesen Gen Eins, den Reichen erwähnt hat?“
Gideon
hämmerte mit Lichtgeschwindigkeit auf seine Tastatur ein und hackte sich
stirnrunzelnd in ein weiteres gesichertes Softwaresystem, als wäre es ein
Kinderspiel. „Scheiße. Nein, auch da ist nichts. Ich sag dir, diese Funkstille
kommt mir verdammt unheimlich vor.“
Rio musste
ihm zustimmen. „Wenn niemand die Morde an Gen- Eins-Vampiren meldet, dann
könnte es sogar noch mehr geben als nur diese beiden Fälle, von denen wir
wissen.“
„Das müssen
wir herausfinden“, sagte Lucan. „Wie viele Gen Eins sind weltweit in der Internationalen
Stammdatenbank registriert, Gideon?“
Der Krieger
ließ eine Schnellsuche durchlaufen. „In Europa und den Staaten sind es
insgesamt sieben. Ich drucke die Liste mit Namen und Zugehörigkeit zu den
Dunklen Häfen aus.“
Nachdem die
einseitige Liste aus dem Laserdrucker gekommen war, fuhr Gideon auf seinem
Drehstuhl herum und reichte sie Lucan. Er überflog sie. „Die meisten dieser
Namen kenne ich. Und ich kenne noch ein paar mehr, als auf der Liste stehen.
Tegan kennt wahrscheinlich noch ein paar weitere.“ Er legte die Liste auf den
Konferenztisch, damit Rio und die anderen einen Blick darauf werfen konnten.
„Fehlen auf der Liste Gen-Eins-Namen, die ihr kennt?“
Rio und
Chase schüttelten die Köpfe. „Sergej Yakut“, murmelte Niko.
„Den hab ich
mal als Kind in Sibirien gesehen. Er war der erste Gen Eins, den ich je
getroffen habe - zur Hölle noch mal,
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