Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
bezweifle ich, dass mein Boss jetzt
noch etwas von dem verwenden wird, was ich ihm geschickt habe, weder Fotos noch
Text.“
„Das ist
nicht mehr von Belang.“ Der Grimmige starrte sie an, als wolle er ihre Reaktion
abschätzen. „Das Virusprogramm, das wir ihm geschickt haben, sollte
mittlerweile jede Festplatte in seiner Redaktion leer gefegt haben. Den Rest
der Woche wird er ausschließlich mit Schadensbegrenzung beschäftigt sein.“
Eigentlich
sollten ihr diese Neuigkeiten keine Freude machen, aber die Vorstellung von
Coleman Hogg, wie er bis zu den Knien in gecrashten Festplatten watete, war der
einzige Lichtblick in einer ansonsten unerfreulichen Lage.
„Derselbe
Virus ging an alle anderen Empfänger, denen Sie die Fotos geschickt haben“,
informierte er sie. „Somit wären sämtliche Beweise vernichtet, aber wir müssen
uns dennoch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass immer noch mehrere
Personen herumlaufen, die etwas wissen, was sie nicht wissen dürfen, und dies
wissentlich oder unwissentlich anderen weitergeben könnten. Dieses Risiko
müssen wir eliminieren.“
Dylans Magen
wurde zu Eis. „Was meinen Sie damit ... das Risiko eliminieren?“
„Sie müssen
eine Entscheidung treffen, Miss Alexander. Heute Abend werden Sie entweder in
eines der hiesigen Vampirreservate gebracht und stehen fortan unter dem Schutz
des Stammes, oder Sie werden in Ihre New Yorker Wohnung zurückkehren.“
„Ich muss
nach Hause“, sagte sie. Da gab es gar nichts zu entscheiden. Sie sah zu Rio
hinüber, der sie mit unergründlichem Gesicht anstarrte. „Ich muss sofort nach
New York zurück. Meinen Sie etwa, Sie werden mich einfach gehen lassen?“
Der harte
graue Blick richtete sich jetzt auf Rio, ohne ihr eine Antwort zu geben. „Heute
Abend brichst du zu Miss Alexanders Wohnung in New York auf. Ich will, dass du
dich um sie kümmerst; Niko und Kade werden sich die anderen Personen vornehmen,
mit denen sie in Kontakt war.“
„Nein!“,
stieß Dylan hervor. Das Eis in ihrem Magen wuchs plötzlich an zu einem
Gletscher der Angst. „Oh mein Gott - nein, das können Sie doch nicht ... Rio,
sag ihm ...“
„Ende der
Diskussion“, sagte der Dunkle, und zwar zu Rio, nicht zu ihr. „Ihr geht bei
Sonnenuntergang.“
Rio nickte
feierlich, nahm den Befehl entgegen, als machte es ihm gar nichts aus. Als
hätte er das schon Hunderte von Malen getan.
„Von heute
Nacht an, Rio, keine Patzer mehr.“ Die harten Augen glitten kurz zu Dylan
hinüber, dann wieder zu Rio. „Keinen einzigen mehr.“
Als sein
furchterregender Freund gegangen war, wandte sich Dylan mit zittriger Stimme an
Rio. „Was hat er gemeint, das Risiko eliminieren, keine Patzer mehr?“
Rio starrte
sie düster an. Vorwurf lag in diesem durchdringenden topasfarbenen Blick, eine
sengende Kälte und nur sehr wenig von dem angeschlagenen, sanften Mann, den sie
erst vor Kurzem in diesem Zimmer geküsst hatte. Ihr wurde kalt unter diesem
Blick, als blicke sie einen Fremden an.
„Ich werde
nicht zulassen, dass du oder deine Freunde jemandem wehtun“, sagte sie zu ihm
und wünschte sich, die Stimme würde ihr nicht versagen, wie sie es gerade tat.
„Ich werde nicht zulassen, dass ihr sie tötet!“
„Niemand
wird sterben, Dylan.“ Sein Blick war ausdruckslos, so distanziert, dass es sie
nur wenig beruhigte. „Wir werden ihnen die Erinnerung daran nehmen, was sie auf
deinen Fotos gesehen haben, und an alles, was du ihnen vielleicht über den
Stamm oder die Höhle erzählt hast. Wir werden niemandem wehtun, aber wir müssen
ihnen die Erinnerung an all diese Dinge nehmen.“
„Aber wie?
Ich verstehe nicht ...“
„Das musst
du auch nicht“, sagte er leise.
„Weil auch
ich mich an nichts mehr erinnern werde. Ist es das, was du meinst?“
Er sah sie
lange schweigend an. Sie suchte in seinem Gesicht nach irgendeiner Regung,
außer der steinernen Entschlossenheit, die er ausstrahlte. Alles, was sie sah,
war ein Mann, der vollkommen bereit war, die Aufgabe auszuführen, die man ihm
aufgetragen hatte, ein Krieger, der vollkommen in seiner Mission aufging. Und
weder die Zärtlichkeit, die sie zuvor in ihm gesehen hatte, noch das Begehren,
von dem sie gedacht hatte, dass er es für sie empfand, würden ihm dabei im Wege
stehen. Sie war seine Gefangene und ihm vollkommen ausgeliefert. Nur ein
lästiges Problem, das er aus der Welt zu schaffen hatte.
Rios
Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als er vage den Kopf schüttelte. „Heute
Abend
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