Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
müssen, ohne unnötige Opfer."
Gideon hielt
inne. „Hör mal, ich weiß, dass du dir Sorgen machst um das Kind. Ihre
Sicherheit ist wichtig, keine Frage, aber das ist eine Riesensache, Niko. Wenn
Fabien uns zu Dragos führen kann, müssen wir sicherstellen, dass wir ihn uns
heute Abend kaufen. Das ist unser Auftrag Nummer eins, O-Ton Lucan."
„Ja",
sagte Nikolai. Er kannte den Auftrag. Er wusste auch, dass er Renata und auch
Mira nicht im Stich lassen konnte.
„Scheiße ...
okay, Gideon. Alles klar."
„Ich ruf
durch, wenn Fabien sich zwischen jetzt und Sonnenuntergang bewegen sollte. In
der Zwischenzeit suche ich einen geeigneten Treffpunkt, wo du und die Jungs
euch heute Abend kurzschließen und euch eine Strategie ausdenken könnt, wie wir
das Haus am besten infiltrieren.
In ein, zwei
Stunden sollte ich was Passendes gefunden haben. Bis dann."
„Okay. Bis
später."
Nikolai
klappte das Handy zu und legte es neben sich.
„Konnte
Gideon irgendwas über diese Telefonnummern herausfinden?", fragte Renata,
die ihn aufmerksam ansah.
„Haben wir
irgendwelche Spuren zu Fabiens Dunklem Hafen?"
Niko nickte.
„Wir haben seine Adresse ..."
„Gott sei
Dank", atmete sie auf, und ihre Erleichterung wich sofort einer wilderen
Entschlossenheit, als er je an ihr gesehen hatte. „Wo ist er? Liegt der Dunkle
Hafen direkt in der Innenstadt oder irgendwo am Stadtrand? Ich kann gleich
einen Erkundungstrip dorthin machen und mir einen Überblick über das Terrain
verschaffen. Hölle noch mal, so wie ich mich fühle - kein Echo, meine Schulter
am Verheilen - sollte ich vielleicht direkt zur Vordertür reinspazieren und ihn
mit meiner übersinnlichen Waffe in die Luft jagen ..."
„Renata."
Niko legte seine Hand über ihre und schüttelte den Kopf. „Fabien ist nicht
dort. Er ist nicht mal mehr in der Stadt."
„Wo ist er dann?"
Er hätte ihr
von dem GPS-Signal erzählen können, das Gideon nachverfolgte. Er hätte ihr
erzählen können, dass Fabien Mira in seiner Gewalt hatte und dass das Mädchen
sich vermutlich nur eine Stunde nördlich von dem Ort befand, an dem sie gerade
saßen. Aber er wusste auch, was dann passieren würde. Sobald er Renata auch nur
die geringste Gewissheit darüber verschaffte, wo das Kind war, das ihr so viel
bedeutete, würde sie sofort auf eigene Faust losziehen, um sie zu finden, und
er würde sie nicht davon abhalten können.
Dem Orden zu
dienen war Nikos Pflicht und Ehre - er hatte ihm sein Leben geschworen. Aber
Renata? Diese Frau war sein Herz. Er konnte die Mission seiner Brüder nicht in
Gefahr bringen, genauso wenig wie er der Frau, die er liebte, erlauben konnte,
mitten in die Gefahr hineinzuspazieren, ohne dass er an ihrer Seite war und
dafür sorgte, dass sie heil wieder herauskam. Vielleicht war er ein alter
Macho, und außerdem war Renata eine Frau, die in so gut wie jeder Situation
allein zurechtkam - sie war hervorragend ausgebildet und erfahren, definitiv
mutig, aber verdammt ...
sie
bedeutete ihm zu viel, um ein solches Risiko einzugehen.
Es war
einfach ausgeschlossen.
„Wir warten
noch auf verlässliche Informationen darüber, wohin Fabien gegangen ist",
sagte er. Die Lüge schmeckte bitter auf seiner Zunge, und seine guten Absichten
konnten daran nichts ändern.„In der Zwischenzeit schickt der Orden Verstärkung.
Wir treffen uns heute Abend mit ihnen."
Renata hörte
zu, offensichtlich glaubte sie ihm jedes Wort. „Hat der Orden irgendeine
Ahnung, ob Fabien Mira mitgenommen hat, wo immer er gerade steckt?"
„Wir
arbeiten daran." Nikolai fiel es schwer, ihren unverwandten grünen Augen
standzuhalten. „Wenn wir Fabien finden, werden wir auch Mira finden. Ihr wird
nichts passieren. Das habe ich dir versprochen, weißt du nicht mehr?"
Er hatte
gedacht, dass sie einfach nur nicken oder den Blick abwenden würde. Stattdessen
streckte Renata die Hand aus und legte ihre Handfläche an seine Wange. „Danke
dir ... dafür, dass du mir beistehst bei dem Ganzen hier. Ich weiß nicht, ob
ich dir das jemals werde vergelten können, Nikolai."
Er hob seine
Hand zu ihrer und drückte einen zärtlichen Kuss in ihre Handfläche. Er wollte
etwas Schlagfertiges sagen, eine seiner üblichen leeren Witzeleien, wenn die
Situation plötzlich zu emotional oder zu ehrlich wurde. Er hatte da seine
Methoden und beherrschte sie perfekt: mit Humor abblocken. Mit Lässigkeit
entwaffnen. Und bei der ersten Andeutung seiner eigenen Verletzlichkeit ab
durch die Mitte.
Aber all
diese
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