Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
besser in seine Umgebung einfügte. Er war vollkommen fensterlos,
und die breite Tür an der Vorderseite war verstärkt durch Z-förmig angebrachte
Vierkanthölzer und gesichert mit einem riesigen Stahlschloss.
Nikolai
hätte schwören können, dass er durch den öligen Gestank des Holzlacks hindurch
einen vagen Hauch von Kupfer roch.
Menschliches
Blut?
Wieder holte
er Atem, siebte den Geschmack durch die Zähne, über die empfindlichen Drüsen
seiner Zunge. Es war definitiv Blut - und definitiv menschlich. Es war nicht
viel davon auf der anderen Seite der Tür vergossen worden, und da der Geruch
ihn nur leicht in der Nase kitzelte, musste das Blut schon lange getrocknet
sein. Wahrscheinlich war es schon mehrere Monate alt oder noch älter. Aber das
würde er erst dann wissen, wenn er nachsah.
Neugierig
geworden, nahm er das riesige Vorhängeschloss in die Hände und wollte es gerade
aufbrechen, als das Knacken eines Zweiges hinter ihm seine Aufmerksamkeit
erregte. Als er sich nach dem Geräusch umdrehte, griff er nach einer seiner
Waffen - und fluchte, als er sich daran erinnerte, dass Jakut seine Waffen
immer noch beschlagnahmt hielt.
Er sah auf
und fand sich Alexej gegenüber, der an der Ecke des Schuppens stand. Der
Verachtung nach zu urteilen, die in seinen Augen funkelte, hatte sich sein
verletzter Stolz von ihrem Zusammenstoß in der Stadt noch nicht wieder erholt.
Nicht dass
es Niko kümmerte. Für schwachköpfige, eingebildete Zivilisten hatte er wenig
übrig, besonders für solche mit empfindlichen Egos, die sich vom Leben schlecht
behandelt fühlten.
„Hast du
einen Schlüssel für dieses Schloss?“, fragte er, die Hand immer noch um den
kalten Klumpen aus hartem Stahl gelegt. Als Stammesvampir konnte er das Ding
mit einem Zucken seines Handgelenks losreißen. Eine noch sauberere Möglichkeit
war es, sich zu konzentrieren und das Schloss mittels eines mentalen Befehls zu
öffnen. Aber momentan war es interessanter, Alexej zu triezen. „Könntest du mir
wohl diese Tür aufschließen oder musst du zuerst die Erlaubnis von deinem Papa
einholen?“
Alexej
grunzte über die Stichelei, die Arme vor der Brust verschränkt. „Warum sollte
ich dir aufschließen? Da drin ist nichts von Interesse. Es ist nur ein
Lagerschuppen. Und außerdem ist er leer.“
„Ach was?“
Nikolai ließ das Schloss aus der Hand fallen, das Metall klirrte laut gegen die
hölzerne Türplatte. „Dem Geruch nach hattet ihr Menschen da drin gelagert.
Blutende Menschen. Als ich näher rankam, hat mich der Hämoglobingestank fast
umgehauen.“
Eine
Übertreibung, aber er wollte Alexejs Reaktion sehen.
Der junge
Vampir runzelte die Stirn und warf einen vorsichtigen Blick auf die verriegelte
Tür. Er schüttelte langsam den Kopf. „Du weißt nicht, wovon du redest. Die
einzigen Menschen, die je einen Fuß in diesen Schuppen gesetzt haben, sind die
Zimmerleute aus dem Ort, die ihn vor ein paar Jahren gebaut haben.“
„Dann dürfte
es dir ja nichts ausmachen, wenn ich mal nachsehe“, setzte Nikolai nach.
Alexej
lachte leise in sich hinein. „Was suchst du wirklich hier, Krieger?“
„Ich will
herausfinden, wer versucht hat, deinen Vater zu töten. Ich will wissen, wie der
Eindringling nahe genug herankommen konnte, um zuzuschlagen, und wohin er
anschließend geflüchtet ist.“
„Entschuldige
mein Erstaunen“, sagte Alexej und klang kein bisschen entschuldigend, „aber es
fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ein missglückter Anschlag - selbst auf
einen Stammesältesten wie meinen Vater - Grund genug ist, dass uns ein Mitglied
des Ordens persönlich einen Besuch abstattet.“
„Dein Vater
hatte Glück. Fünf andere Gen Eins hatten nicht so viel Glück.“
Nun wich
Alexejs selbstgefällige Miene einem düsteren Ernst. „Es gab noch weitere
Anschläge? Weitere Morde?“
Nikolai
nickte grimmig. „Zwei in Europa, die anderen in den Staaten. Zu viele, als dass
es Zufall sein könnte, und so professionell ausgeführt, dass es die Arbeit
eines Auftragskillers sein muss. Und offenbar war es kein Einzeltäter. Seit wir
vor ein paar Wochen von den ersten Anschlägen erfuhren, hat der Orden alle uns
bekannten Gen Eins kontaktiert, um sie zu warnen. Sie müssen sich der
potenziellen Gefahr bewusst werden, in der sie schweben, damit sie
entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können. Hat dir dein Vater nichts
davon erzählt?“
Alexej
runzelte die dunklen Augenbrauen. „Er hat uns nichts davon gesagt.
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