Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
halb steif wippte obszön mit jedem
seiner wiegenden Schritte. Abgestoßen von dem Anblick, blinzelte Lex und wollte
schon den Blick abwenden. Dann überlegte er es sich anders; wenn er diesem
Impuls der Schwäche nachgeben würde, würde das sicher wieder gegen ihn
verwendet werden. Stattdessen sah er zu, wie sein Vater in den Raum kam, die
Augen des alten Vampirs glühten tief in seinem Schädel wie bernsteingelbe
Kohlen, die Pupillen in ihrer Mitte waren zu schmalen vertikalen Schlitzen
verengt. Seine Fangzähne waren riesig in seinem Mund, die Spitzen voll
ausgefahren und rasiermesserscharf.
Ein
Schweißfilm bedeckte Jakuts Körper, jeder Zentimeter seiner Haut war gerötet
von den pulsierenden Schattierungen seiner Dermaglyphen , die den Gen
Eins vom Hals bis zu den Knöcheln bedeckten. Frisches Blut - eindeutig
menschlich, aber der Geruch war so schwach, dass es wohl Lakaienblut sein
musste - war auf seinem Oberkörper und den Flanken verschmiert.
Lex war
nicht überrascht; weder von dem offensichtlichen Nachweis seiner zuvor
ausgeübten Betätigung noch von der Tatsache, dass die gedämpften Stimmen im
angrenzenden Zimmer den drei weiblichen Bewusstseinssklavinnen gehörten, die er
sich derzeit hielt.
Die Praxis,
sich Lakaien zu erschaffen und zu halten, wozu nur die mächtigsten
Stammesvampire mit dem reinsten Blut der Rasse imstande waren, war in der
zivilisierten Stammesgesellschaft schon seit Langem geächtet. Das war jedoch
eines der geringsten Vergehen von Sergej Jakut. Er machte seine eigenen Regeln,
sprach sein eigenes Recht, und hier, an diesem abgelegenen Ort, hatte er
jedermann klargemacht, dass er der König war. Selbst Lex wusste diese Art von
Freiheit und Macht zu schätzen. Verdammt noch mal, er konnte sie praktisch
schon mit Händen greifen.
Jakut warf
ihm über den weiten Raum hinweg einen missbilligenden Blick zu. „Ich sehe dich
an und sehe einen Toten vor mir stehen."
Lex runzelte
die Stirn. „Sir?"
„Wenn der
Krieger sich heute Nacht nicht so beherrscht hätte und ich nicht
dazwischengegangen wäre, würdest du jetzt neben Urien auf diesem Hallendach in
der Stadt liegen, und eure Kadaver würden den Sonnenaufgang erwarten."
Verachtung
sprach aus jeder Silbe. Jakut nahm einen eisernen Schürhaken vom Kamin und
stocherte in den Scheiten auf dem Rost herum. „Heute Nacht habe ich dir das
Leben gerettet, Alexej. Was bin ich dir heute deiner Meinung nach sonst noch
schuldig?"
Lex schäumte
bei der Erinnerung an seine Demütigung von vorhin, aber er wusste, Wut würde
ihn nicht weiterbringen, besonders nicht bei seinem Vater. Er senkte
ehrerbietig den Kopf und hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
„Ich bin dein treuer Diener, Vater. Du schuldest mir überhaupt nichts. Und ich
bitte dich um nichts weiter als die Ehre, auch weiterhin dein Vertrauen zu
besitzen."
Jakut stieß
ein Grunzen aus. „Gesprochen eher wie ein Politiker als ein Soldat. Ich habe in
meiner Truppe keinen Bedarf an Politikern, Alexej."
„Ich bin
Soldat", antwortete Lex schnell, hob den Kopf und sah seinem Vater zu, wie
er weiter mit dem eisernen Schürhaken im Feuer stocherte. Die Scheite brachen
auseinander, Funken schossen auf und knisterten in der langen, tödlichen
Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. „Ich bin Soldat", erklärte
Lex wieder. „Ich diene dir nach bestem Gewissen, Vater."
Jetzt
schnaubte Jakut höhnisch, aber er warf seinen struppigen Kopf herum und sah Lex
über die Schulter an.
„Worte,
Junge, nichts als Worte. Für Worte habe ich kein Vertrauen übrig. Und mehr als
Worte hast du mir in letzter Zeit nicht geboten."
„Wie kannst
du von mir erwarten, dass ich wirkungsvoll vorgehe, wenn du mich nicht besser
informierst?" Als sich die bernsteingelb getönten Augen mit ihren
geschlitzten Pupillen scharf auf ihn verengten, beeilte sich Lex hinzuzufügen:
„Auf dem Grundstück bin ich auf den Krieger gestoßen. Er hat mir von den
Attentaten auf Gen Eins-Vampire erzählt. Er sagte, der Orden hätte dich
kontaktiert, um dich persönlich vor der potenziellen Gefahr zu warnen.
Ich hätte
davon erfahren müssen, Vater. Als Anführer deiner Wache verdiene ich es,
informiert ..."
„Du verdienst es?" Die Frage zischte zwischen Jakuts Lippen hervor. „Ich bitte dich,
Alexej ... sag mir doch, was genau du deiner Meinung nach verdienst." Lex
blieb stumm.
„Nichts
hinzuzufügen, mein Sohn?" Jakut legte den Kopf übertrieben schief, den
Mund zu einem schmalen Grinsen
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