Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
Wanne lief, sah er sich wieder zu ihr um.
„Ein kühles Bad sollte dein Fieber senken. Komm, ich helfe dir, dich sauber zu
machen."
„Nein, das
kann ich selbst ..."
Er hob
keinen Widerspruch duldend eine Augenbraue.
„Das Hemd,
Renata, lass mich dir da raushelfen, damit ich mir diese Wunde besser ansehen
kann."
Offensichtlich
würde er nicht aufgeben. Renata saß vollkommen reglos da, als Nikolai die
letzten Knöpfe des zeltartigen Oxfordhemdes aufknöpfte und es ihr sanft
abstreifte. Der Baumwollstoff fiel in weichen Falten auf ihren Schoß und um
ihre Hüften. Obwohl sie einen Büstenhalter trug, hob sie die Hände, um ihre
Brüste vor seinen Augen abzuschirmen - diese Sittsamkeit hatte man ihr seit
ihren frühen Jahren im Waisenhaus der Kirche eingebläut.
Aber er sah
sie nicht mit sexuellem Interesse an. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf ihre
Schulter gerichtet. Sanft und vorsichtig tasteten seine Finger die Wunde ab und
dann über ihre Schulter nach hinten, wo die Kugel aus ihrem Fleisch ausgetreten
war. „Tut es weh, wenn ich hier drücke?"
Obwohl seine
Berührung kaum mehr als ein leichtes Streifen über die Haut war, schoss ihr der
Schmerz durch den Körper. Sie zuckte zusammen, schnappte nach Luft.
„Tut mir
leid. Um die Austrittswunde ist alles rot und geschwollen", sagte er, und
seine tiefe Stimme vibrierte in ihren Knochen, während seine Finger sanft auf
ihr weiterwanderten. „Sieht nicht gerade gut aus, aber ich glaube, wenn wir die
Wunde ausspülen und ..."
Als seine
Stimme verstummte, wusste sie, was er sah.
Nicht die
entzündete Schusswunde, sondern zwei andere Schönheitsfehler auf der ansonsten
glatten Haut ihres Rückens. Sie spürte, wie die beiden Narben heiß aufflammten,
so wie in der Nacht, als sie ihr zugefügt worden waren.
„Scheiße."
Nikolai stieß in einem langsamen Seufzer den Atem aus. „Was ist da mit dir
passiert? Sind das Brandwunden? Himmel ... sind das etwa Brandzeichen?"
Renata
schloss die Augen. Ein Teil von ihr wollte einfach nur zurückweichen und in den
Bodenfliesen verschwinden, aber sie zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben, den
Rücken aufrecht. „Das ist nichts weiter."
„Blödsinn."
Er stellte sich vor sie hin und hob ihr Kinn. Sie ließ den Blick nach oben
wandern, um ihm in die Augen zu sehen, und fand seine blassen Augen scharf vor
Intensität.
In diesen
Augen lag kein Mitleid, nur kalte Empörung, die sie erschreckte. „Sag's mir.
Wer hat dir das angetan - Jakut?"
Sie zuckte
mit den Schultern. „Nur einer seiner kreativeren Einfälle, um mich daran zu
erinnern, dass es keine gute Idee war, ihn zu verärgern."
„Dieser
Dreckskerl", schäumte Nikolai. „Der hat seinen Tod verdient. Allein schon
für das hier - für alles, was er dir angetan hat - hat der Mistkerl es mehr als
verdient."
Renata
blinzelte, überrascht, so viel Wut zu hören, solch wildes Mitgefühl. Und das,
obwohl Nikolai ein Stammesvampir war, und sie, wie man ihr in den letzten zwei
Jahren nur allzu oft klargemacht hatte, nur ein Mensch.
Der nur
existierte, weil er nützlich war. „Du bist gar nicht wie er", murmelte
sie. „Ich dachte, du wärst es, aber du bist überhaupt nicht wie er oder Lex
oder die anderen. Du bist ... ich weiß nicht ... anders."
„Anders?"
Obwohl die Intensität seiner Augen nicht nachgelassen hatte, zuckten Nikolais
Mundwinkel. „War das so etwas wie ein Kompliment oder redest du im
Fieber?"
Obwohl sie
sich elend fühlte, lächelte sie. „Beides, glaube ich."
„Nun, mit anders komme ich klar. Kühlen wir dich ab, bevor du anfängst, mit diesem Wort mit
N um dich zu werfen."
„Mit dem
Wort mit N?", fragte sie und sah ihm zu, wie er die Flasche mit der flüssigen
Handseife vom Waschbecken nahm und etwas davon ins einlaufende Badewasser
spritzte.
„Nett",
sagte er und warf ihr über seine mächtige Schulter einen ironischen Blick zu.
„Nett ist
dir unangenehm?"
„Das war
noch nie meine Spezialität."
Er grinste
schief, und auf beiden Seiten seiner schmalen Wangen bildeten sich äußerst
charmante Grübchen. Wenn sie ihn so ansah, fiel es ihr nicht schwer, sich
vorzustellen, dass er ein Mann mit zahlreichen Qualitäten war - und zwar nicht
nur auf dem Gebiet der Kugeln und Klingen. Sie wusste aus erster Hand, dass er
einen sehr netten Mund hatte, mit dem er allerhand anstellen konnte. So sehr
sie es auch verdrängen wollte, ein Teil von ihr brannte immer noch von ihrem
Kuss neulich in dem Schuppen, und die Hitze, die sie spürte,
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