Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
hatte nichts mit
ihrem Fieber zu tun.
„Zieh dich
aus", sagte Nikolai zu ihr, und eine verwirrte Sekunde lang fragte sie
sich, ob er Gedanken lesen konnte.
Er fuhr mit
der Hand durch das Badewasser, dann schüttelte er die Tropfen von den Fingern.
„Fühlt sich in etwa richtig an. Los, rein mit dir."
Renata sah
ihm zu, wie er die Flüssigseife wieder auf dem Waschbecken abstellte und
begann, das Schränkchen darunter zu durchsuchen, und einen Waschlappen und ein
großes zusammengelegtes Badetuch herausnahm. Während er ihr den Rücken zukehrte
und damit beschäftigt war, den Waschbeutel nach Seife und Shampoo zu
durchsuchen, schlüpfte Renata rasch aus Büstenhalter und Höschen und stieg in
die Wanne.
Das kühle
Wasser war ein Segen. Mit einem Seufzer sank sie ganz hinein, ihr erschöpfter
Körper beruhigte sich sofort.
Als sie sich
vorsichtig zurechtsetzte und bis zu den Brüsten im Seifenschaum verschwand,
hielt Nikolai den Waschlappen im Waschbecken unters kalte Wasser.
Er faltete
ihn zusammen und drückte ihn ihr vorsichtig gegen die Stirn. „Fühlt sich das
gut an?"
Sie nickte,
schloss die Augen, als er die Kompresse gegen ihre Stirn drückte. Der Drang,
sich zurückzulehnen, war verlockend, aber als sie es versuchte, drückte der
Wannenrand kurz gegen ihre Schulter. Sie zuckte zurück und stöhnte vor Schmerz.
„Hier",
sagte Nikolai, legte ihr die Handfläche seiner freien Hand mitten auf den
Rücken. „Entspann dich. Ich halte dich."
Langsam
verlagerte Renata ihr Gewicht auf seine starke Hand. Sie konnte sich nicht
daran erinnern, wann sich zum letzten Mal jemand so um sie gekümmert hatte.
Nicht so.
Gott, hatte
sie das überhaupt schon einmal erlebt? Ihre Augen schlossen sich langsam in
stummer Dankbarkeit. Mit Nikolais starken Händen auf ihrem müden Körper
breitete sich ein seltsames, völlig ungekanntes Gefühl von Sicherheit in ihr
aus, so tröstlich wie eine warme Decke.
„Besser?",
fragte er.
„Mhm. Ganz
nett", sagte sie, öffnete dann ein Auge einen Spalt und sah zu ihm auf.
„Das Wort mit N. Tut mir leid."
Grunzend
nahm er ihr die kalte Kompresse von der Stirn.
Er sah sie
mit einem Ernst an, der ihr Herz ein wenig schneller schlagen ließ. „Willst du
mir von diesen Narben auf deinem Rücken erzählen?"
„Nein."
Renatas Atem verkrampfte sich bei dem Gedanken, ihm gegenüber noch mehr von
sich preiszugeben, als sie es schon getan hatte. Dazu war sie nicht bereit.
Nicht mit ihm, nicht so. Es war eine Demütigung, an die auch nur zu denken sie
nicht ertragen konnte, geschweige denn, sie in Worte zu fassen.
Er sagte
nichts, um die Stille zu durchbrechen, die sich zwischen ihnen ausbreitete. Er
tauchte den Waschlappen ins Wasser und ließ etwas von dem seifigen Badewasser
auf ihre unverletzte Schulter fließen. Kühle Rinnsale flossen über sie und
strömten über die Rundung ihrer Brüste und ihren Arm hinunter. Nikolai tupfte
ihr Hals und Brustbein ab, dann nahm er sich vorsichtig ihre Wunde vor.
„Geht es
so?", fragte er, seine Stimme ein tiefes Vibrieren.
Renata
nickte, unfähig zu sprechen, seine Berührung fühlte sich so sanft und
willkommen an. Sie ließ sich von ihm waschen, und ihr Blick wanderte über das
wunderschöne farbige Muster auf seinem nackten Oberkörper und Armen. Seine Dermaglyphen waren nicht so zahlreich oder so eng verwoben wie die von Jakut. Nikolais
Stammesmale waren kunstvoll verflochtene Bogen, Schnörkel und flammenähnliche
Formen, die über seine glatte, goldene Haut tanzten.
Neugierig
und bevor sie erkannte, was sie da tat, streckte Renata eine Hand aus und
zeichnete eine der Linien mit dem Finger nach, die sich seinen mächtigen Bizeps
hinunterschlängelte.
Sie hörte,
wie er leise Atem holte, das plötzliche Innehalten seiner Lungen, als ihre
Finger leicht über seine Haut wanderten, und sein tiefes, grollendes Knurren.
Als er sie
ansah, hatte er seine Augenbrauen tief über die Augen gesenkt. Seine Pupillen
zogen sich abrupt zusammen, und im Blau seiner Iriskreise begannen
bernsteinfarbene Funken zu tanzen. Renata zog die Hand zurück, eine
Entschuldigung lag ihr auf der Zunge.
Sie bekam
die Chance nicht, auch nur ein Wort zu sagen.
Mit einer
Bewegung, die schneller war, als ihre Augen wahrnehmen konnten, und mit der
fließenden Grazie eines Raubtiers überbrückte Nikolai die wenigen Zentimeter
Raum, die zwischen ihnen lagen. Im nächsten Augenblick streifte sein Mund sanft
ihre Lippen. Seine Lippen waren so weich, so warm und
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