Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11
groß
gewachsenen Männern - ganz in Schwarz, mit hartem Blick und Automatikgewehren -
ein Zeichen. Beide trugen dicke Polymerhalsbänder, und ihre rasierten Schädel
und nackten Hälse waren von Gen-Eins-Glyphen bedeckt. Ihre kräftigen,
muskulösen Körper waren Kampfmaschinen von tödlicher Präzision. Die beiden
Killer verließen die Beobachtungskabine nach beiden Seiten und postierten sich
auf dem Absatz einer zweiläufigen Treppe.
Dort legten sie auf Reichen und die Übrigen an,
die in dem UV-Lichtkäfig eingeschlossen waren, und eröffneten das Feuer.
30
Claires Herz hämmerte hart gegen ihr Brustbein
bei der plötzlichen Kakophonie von Schüssen, die aus dem Funkgerät auf dem
Armaturenbrett des Rover hervorbrach. Zusammen mit Dylan und Rio hatte sie den
Vorstoß des Teams in Dragos' Versteck gespannt mitverfolgt. Und mit jedem
Schritt, den Andreas und die anderen tiefer in diesen furchtbaren Ort
vordrangen, wand sich die Angst in ihrem Magen wie eine Schlange.
Jetzt machte diese Angst sich Luft und entlud
sich in einem Schrei, während die Geräusche von zischenden Kugeln, Schreien und
Chaos das Wageninnere erfüllten.
„Oh mein Gott!“, schrie sie, das Blut gefror
ihr in den Adern. „Oh mein Gott! Nein!“
Hektisch tastete sie nach dem Türgriff, aber
Rio drehte sich um und packte sie an der Schulter, damit sie sitzen blieb.
„Bleib, Claire. Da kannst nichts für sie tun“,
sagte er mit seinem rollenden spanischen Akzent und ernstem Blick unter den
buschigen Brauen. Als erneut Schüsse aus dem Empfänger krachten, fluchte er
zischend.
Unmittelbar darauf ereignete sich das nächste
Desaster, diesmal oben am Eingang der Scheune, wo Renata und Hunter postiert
waren.
Im Wagen ertönte Renatas atemlose Stimme. „Ah
Scheiße. Wir haben Gesellschaft. Vor der Scheune kommen vier Wachen ins
Blickfeld... Mist, ich glaube das sind Gen Eins ...“
Noch mehr Kugeln flogen, das Getöse unterbrach
Renata und hallte nun wie Donnerschläge aus dem Wald.
„Oh Gott“, flüsterte Dylan vom Beifahrersitz
des Geländewagens ihrem Gefährten zu, als der Orden sowohl im Innern von
Dragos' Schlupfwinkel als auch außerhalb unter Beschuss geriet. ..Rio... was machen
wir jetzt?“
„Bleibt hier, alle beide“, befahl er grimmig,
zog eine übel aussehende Pistole aus seinem Gürtelholster und belud die Kammer.
Er stieß die Fahrertür auf und sprang hinaus. „Bleibt im Rover und lasst den
Motor laufen, für den Fall, dass hier alles noch weiter den Bach runtergeht und
ihr abhauen müsst. Ich geh' rein.“
Die Gen-Eins-Killer ließen einen Kugelhagel auf
Reichen und die Krieger niederprasseln, die in dem UV-Gefängnis unter ihnen
festsaßen. Es war nicht einfach, das Feuer zu erwidern, denn die Lichtbarrieren
blendeten, sie waren sengend heiß und ließen den Kriegern zudem wenig Raum, den
Geschossen auszuweichen, während sie aus ihren eigenen Waffen zurückfeuerten.
Von seinem Standort am Rand sah Reichen, dass
Tegan einen Schulterschuss abbekommen hatte.
Nikolai hatte es am Oberschenkel erwischt und
erst einmal auf den Hintern gerissen, eben lud er eine zweite Pistole nach und
feuerte einige Salven aus der Halbautomatik. Und über allem, hinter dem
kugelsicheren Plexiglas, das ihn von der Schießerei abschirmte, stand Wilhelm
Roth. Immer noch grinste er hämisch, als wäre das alles pure Unterhaltung für
ihn, als hätte er diesen Krieg schon gewonnen.
Reichens Zorn kochte hoch.
Schon begann die Pyro in ihm aufzulodern. Er
spürte Hitzeschauer über seine Haut wallen und beobachtete, wie die Kugeln, die
eigentlich seinen Körper durchbohren sollten, einfach zu Boden fielen, sobald
sie auf das übersinnliche Kraftfeld träfe das ihn umhüllte.
„Alle hinter mich!“, schrie er Tegan und den
anderen zu und breitete die Arme aus, um den Schutzschild zu vergrößern. „Nicht
zu nah ran!“, warnte er. „Die Hitze hält zwar die Kugeln ab, ist aber auch
tödlich.“
Die Krieger scharten sich so nahe hinter ihn,
wie es eben noch auszuhalten war, und benutzten Reichens Körper als Schild,
während sie weiterhin den Beschuss ihrer Angreifer erwiderten. Die hatten den
Vorteil, sich ungehindert bewegen zu können, und verfügten offenbar über
unendliche Feuerkraft. Reichens Sehvermögen begann sich zu verzerren.
Die Pyro baute sich jetzt schneller auf und
brannte heißer denn je, als er zu Roth hinaufsah. Er erlaubte seiner Wut sich
auszudehnen und brachte die Flammen in seinem Inneren bewusst noch
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