Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
vorstellen, dass er sich zu etwas anderem verlocken ließe.«
»Schade«, seufzte Todd. »Ich dachte es mir schon, aber fragen kostet nichts. Er ist so appetitlich. All diese Muskeln und diese ruhige Autorität, als wollte er einem jeden Augenblick Handschellen anlegen und reizvolle Dinge mit einem machen. Oh ja!« Er schloss genießerisch die Augen. »Träumen darf man ja wohl.« Er warf wieder einen sehnsuchtsvollen Blick über die Schulter. »Er telefoniert noch. Wow, ist der sexy.«
»Ja«, seufzte Claire, »das ist er.«
Buds breiter Rücken war ihnen zugewandt. Dann drehte er sich zur Seite. Er redete mit ernster Miene in sein Handy. Bud – Lieutenant Tyler Morrison – hatte sich nett angezogen. Er sah aus wie jemand, den man seinen Eltern vorstellen würde, aber auch wie jemand, dem man nicht in einer dunklen Gasse begegnen wollte. Oder wie jemand, den man bei sich haben wollte, wenn man durch eine dunkle Gasse musste.
Er trug einen eleganten dunklen Anzug, der wie angegossen saß. Es war klar, dass er damit bei ihren Freunden einen guten Eindruck machen wollte, und das war ihm gelungen. Er hatte sich als höflich, interessiert und gut informiert erwiesen.
An ihrem heißen Wochenende waren sie nicht dazu gekommen, über Politik oder das Weltgeschehen zu reden, und jetzt stellte sie überrascht fest, wie interessant dieser Mann war. Seine knallharte Sicht auf das Leben war faszinierend. Er sprach wenig über seine Arbeit, war aber eindeutig ein Mann mit Durchsetzungsvermögen.
Wenn man ihn als Lieutenant erlebte, war er ungeheuer beeindruckend und – Todd hatte recht – extrem sexy.
Bud war eindeutig nicht schwul. Es wäre aber auch egal gewesen, wenn sie bedachte, wie wenig Sex sie seit ihrer Verlobung gehabt hatten. Bud hatte sich wohl in seinen Dickschädel gesetzt, dass Sex für seine Verlobte ungesund war, an ihren Kräften zehrte oder dergleichen. Zuerst hatte er die Hände nicht von ihr lassen können, jetzt fasste er sie nur noch mit Glacéhandschuhen an.
Sie schliefen jede Nacht in Claires Haus, hatten sich aber in den vergangenen sechs Tagen nur einmal geliebt. So kultiviert und respektvoll, dass man es glatt im Disney-Channel hätte zeigen können, und gerade nur so lange, dass sie die zwei Orgasmen hatte, die er vermutlich für angemessen hielt. Danach hatte er sich sofort aus ihr herausgezogen und sich an sie gekuschelt, obwohl er noch steinhart gewesen war.
Claire hätte vielleicht vermutet, dass er sich verausgabt hatte, dass ihr wildes Wochenende die große Ausnahme für ihn gewesen war. Doch seine ständige Erektion, wenn sie in der Nähe war, bewies das Gegenteil, und er hatte sie die ganze Nacht. Zumindest schlief er damit ein und wachte in demselben Zustand morgens auf. Claire hatte jedoch gar nichts davon.
Vielleicht sollte sie fragen, ob er ihn ihr mal leihen würde? Nur für eine Weile?
Aus ihrem Sexgott, für den sie ihre Romanhelden allesamt stehen gelassen hätte, war ein Kindermädchen geworden, das sie in Watte packte. Er hüllte sie mit zärtlicher Liebe ein, erstickte sie förmlich damit. Das brauchte sie nicht. Das hatte sie ihr ganzes Leben gehabt. Was sie wollte, war ein Mann, der sie mit glühenden Blicken verschlang, überraschend nach ihr griff, als könnte er sich nicht mehr beherrschen, der erbebte, wenn er sie berührte.
Den harten Sex hatte sie aufregend gefunden, elektrisierend; dabei fühlte sie sich großartig, lebendig, ungeheuer attraktiv. Dagegen kam sie sich nach dem langweiligen, beherrschten Sex von neulich wie eine Matrone nach fünfzig Ehejahren vor, die mit einem Buchhalter verheiratet war.
»Liebes.« Suzanne nahm Claires Hand. Sie neigte sich vor und strich sich eine blonde Locke hinters Ohr. »Das kam so plötzlich. Hältst du es für eine gute Idee, euch so früh zu verloben? Du weißt, du hattest noch nicht viel Erfahrung mit Männern.« Diese höfliche Ausdrucksweise war typisch Suzanne. Sie wusste ganz genau, dass Claire überhaupt keine Erfahrung mit Männern gehabt hatte. »Vielleicht solltet ihr noch ein bisschen warten. Sehen, wie es sich entwickelt. Liebst du ihn?«
»Ja.« Das kam prompt und bestimmt. Daran gab es für Claire keinen Zweifel. Sie liebte Bud. Sie liebte auch Tyler, aber er verärgerte sie.
»Das ist gut.« Suzanne lächelte sie an und nickte. Das gehörte zu den Dingen, die Claire besonders an ihr schätzte: Suzanne behandelte sie als erwachsene Person; sie nahm sie ernst. Es genügte ihr, wenn Claire sagte, sie
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