Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
liebe Bud.
»Wie könnte sie auch anders? Er ist so ein heißer Typ«, meinte Todd entrüstet. »Sieh dir nur diese Schultern an. Und er hat immer eine Waffe bei sich und kann damit umgehen. Aufregender geht’s doch gar nicht. Mmm. Ich frage mich ja, ob er jetzt auch eine trägt.«
»Ja«, sagte Claire. Auch so eine Überraschung. Eine von vielen. Offenbar hatte Bud – nein, Tyler – immer eine Waffe bei sich oder zumindest in Griffweite. Sogar beim Sex. Das war ihr äußerst fremd – sie war mit einem bewaffneten Mann zusammen, und noch dazu mit keinem gewöhnlichen, nein, mit einem Meisterschützen, wie sie gehört hatte.
»Schusswaffen sind ein Penisersatz«, meinte Todd ernst. »Das sagt jedenfalls mein Therapeut. Allerdings drängt sich mir der Eindruck auf, dass dieser Junge keinen Ersatz braucht. Der ist bestens bestückt. Sieh dir nur die großen Hände und Füße an. Ich wette, er hat einen immensen –« Er straffte die Schultern und schlug sich auf die Hand. »Benimm dich, Todd. Also«, fuhr er gut gelaunt fort, »wann werdet ihr beide heiraten? Mir schwebt schon ein fantastisches Hochzeitsgeschenk für euch vor.«
»Oh.« Claire erschrak ein bisschen bei dem Gedanken ans Heiraten. Sie gewöhnte sich gerade erst daran, verlobt zu sein. »Vorläufig –«
»So bald wie möglich«, antwortete eine tiefe Stimme. Bud glitt auf seinen Platz und nahm Claires Hand, führte sie an den Mund und küsste sie. Ohne sie loszulassen, nickte er Suzanne und Todd zu. »Entschuldigt bitte, dass ich so lange weg war. Das war dienstlich.«
»Gibt es eine Leiche?«, fragte Todd.
»Nichts so Aufregendes, Todd«, antwortete Bud. »Wenn es so wäre, müsste ich jetzt gehen. Zum Glück scheint in Portland heute Abend niemand umgebracht worden zu sein. Nein, es ging nur um eine verwaltungstechnische Angelegenheit, die geklärt werden musste. Nach zehn Uhr abends haben wir alle Dienst auf Abruf.«
Suzanne beugte sich nach vorn ins Kerzenlicht. Sie war eine umwerfend schöne Frau, und Claire hatte noch keinen Mann erlebt, der sie nicht genauer in Augenschein nahm. Doch Bud schien es nicht einmal zu bemerken. Er begegnete ihr mit sorgfältig bemessener Höflichkeit, als wäre sie eine ältliche Tante mit Doppelkinn und Warzen.
»Erzähl mir nichts von Bürokratie.« Suzanne verdrehte die Augen. »Ich wäre fast darin ertrunken, als ich die Fabrik umgebaut habe. Diese Stadt muss lockerer werden.«
»Da sagst du was. Du solltest mal hören, was wir bei einer Morduntersuchung alles zu beachten haben.«
»Die vielen DNA -Tests und Autopsien und diese netten Tütchen für die Beweise«, warf Todd ein und zuckte die Achseln, als Suzanne eine Braue hochzog. »Was denn? Ich sehe jede Woche C . S . I. Das ist so spannend.«
Bud lächelte. »Da geht es eigentlich um Spurensicherung, Todd. Die Ermittler ziehen nur ihre Schlüsse daraus, damit sich ein logischer Tathergang ergibt, mit dem sie vor Gericht bestehen können. Im Grunde ziemlich langweilig.«
Es entstand eine Pause, als der Kellner Claire, Suzanne und Todd das Dessert servierte. Für Bud brachte er einen Whiskey und eine Ledermappe mit der Rechnung. Bud hatte vorher klargemacht, dass er für alle bezahlte. Es war ein sehr teures Restaurant. Auch darauf hatte Bud bestanden. Claire war nicht glücklich darüber, wie viel Geld er ihretwegen ausgab, als ob er Schritt halten müsste. Sie fand das unnötig und Todd und Suzanne ebenfalls. Zugegeben, die beiden hatten einen erlesenen Geschmack, aber zusammen mit Allegra trafen sie sich auch häufig im
Lo Chow’s
, einem schäbigen Imbiss, wo man für unter fünf Dollar unwiderstehliche Dim Sum vom Blechteller essen konnte.
Abgesehen von dem viel zu teuren Essen lief der Abend ganz gut. Bud war zwar ein harter Macho, aber nicht homophob. Er kam mit Todd aus, und sie entdeckten sogar ihre gemeinsame Leidenschaft fürs Fliegenfischen. Todd kannte sich wirklich gut aus, und er und Bud hatten sich beim Kalbsfrikassee freundschaftlich über handgemachte Köder unterhalten.
Todd, ein Angler, das war Claire neu, und den hochgezogenen Brauen nach Suzanne ebenfalls.
»Suzanne wohnt in einer alten Schuhfabrik, die sie von ihren Großeltern geerbt hat, Bud. Sie hat sie in ein Wohn- und Geschäftshaus umgewandelt. Es ist fantastisch geworden.« Claire war stolz auf Suzanne.
»Ja?« Bud schob eine Kreditkarte in die Ledermappe. »Wo ist sie, Suzanne?«
»In Pearl, in der Rose Street.«
»Pearl, Rose Street.« Der gesellige
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