Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
es zu lösen. Wenn es sich nicht lösen ließ und den Mann in seinen Leistungen beeinträchtigte, musste er das Team verlassen. Jeder Soldat wusste das.
John war es nicht gewohnt, um eine Sache herumzureden oder jemandem nach dem Mund zu reden.
Deshalb hätte er den Auftrag von Western Oil beinahe verloren. Larry Sorensen, der Hauptgeschäftsführer, hatte ihn seinerzeit zu einem Abendessen nach Hause und am nächsten Tag in seinen Golfclub eingeladen. John wusste, dass das eine Prüfung war, und er hätte sie fast vergeigt. In Firmenärsche zu kriechen war nicht sein Stil.
Das Abendessen war die reinste Hölle. Mrs Sorensen versuchte, unter dem Esstisch den Fuß in seinen Schritt zu schieben, und der Hausherr redete über Kunst, von der John null Komma null Ahnung hatte.
Und dann dieser Golfclub-Besuch – so was stand seit eh und je auf seiner privaten Hitliste der beschissensten Pflichten. Es war schlimmer, viel schlimmer, als unter Wasser durch die Kanalisation von Jakarta in ein Nest von Terroristen einzudringen.
Weil er mit Sorensen ins Geschäft kommen wollte, musste er ihn ertragen und dabei kleine weiße Bälle in ein Loch schlagen – ungefähr die nutzloseste Beschäftigung, die sich ein Mensch je ausgedacht hatte. Zusätzlich musste er dabei in einem Golfmobil herumfahren – in einem Golfmobil, Herrgott noch mal!
Sorensen hatte mindestens fünfzig Pfund Übergewicht, lauter Schwabbelspeck, und ließ sich dennoch nicht dazu bewegen, ein paar Kilometer zu laufen. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, redete er in einem fort darüber, dass sein Seelenklempner ihm geraten habe, sich auf seine Männlichkeit zu besinnen.
John hätte ihm gern gesagt, dass dazu wesentlich mehr nötig war, als einmal im Monat seine Sekretärin flachzulegen.
Das war nicht seine Welt. Er hatte den Vertrag schon abgeschrieben, als der Vorfall in Venezuela Sorensen und dem gesamten Western-Oil-Vorstand zeigte, dass Taten manchmal mehr wert waren als Worte.
Auf Taten verstand er sich, bei den Worten haperte es.
Bisher hatte ihn das nicht gestört. Durch Taten hatte er alles erreicht, was er sich bisher vom Leben gewünscht hatte. Bisher. Taten waren es nicht, die ihn wieder in Suzanne Barrons Bett bringen würden. Worte vielleicht auch nicht.
Egal, welches Mittel hier funktionierte, er würde es finden.
Er hatte noch bei keinem Einsatz versagt.
5
»Männer!«, sagte Todd Armstrong angewidert, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, die in perfekt verknitterten Leinenhosen steckten. Sie saßen in Todds elegantem Büro in dem Hochhaus aus Glas und Stahl. Es sah aus wie in einem Boudoir. Todd hatte einen unfehlbar guten, aber traditionellen Geschmack. Er konnte einen Louis-quatorze auf hundert Meter bestimmen und kannte jedes Auktionshaus in den Vereinigten Staaten.
Sie waren ein geniales Team. Suzannes Vorliebe galt dem modernen Design, während Todd ein Händchen für Antiquitäten hatte. Zusammen hatten sie zündende Ideen. Todd bewahrte sie vor einem zu kalten, postmodernen Stil, und sie dämpfte seine Neigung, alles wie Versailles hoch drei aussehen zu lassen.
»Wieder Pech beim Date gehabt, Süßer?«, fragte Suzanne.
Todd schürzte die Lippen. »Kann man wohl sagen. Ein höllenmäßiges Date. Hör dir das mal an.«
Suzanne lehnte sich zurück und war auf eine amüsante Geschichte gespannt. Todds abendliche Beutezüge waren legendär.
»Wir sitzen in diesem neuen Thai-Restaurant – kennst du es?«
»Im Goldenen Tiger?« Wenn etwas neu und trendy war, konnte man sicher sein, dass Todd es schon von innen gesehen hatte. Suzanne hatte erst neulich eine Restaurantkritik im Oregonian gelesen und geahnt, dass Todd gleich hingehen und ihr dann berichten würde.
»Genau dort. Kitschige Einrichtung, aber das Essen ist fantastisch. Zumindest war der Hauptgang kein totaler Reinfall. Jedenfalls sitzen wir da am Tisch. Das Essen schmeckt. Mein Date ist süß. Hugh-Grant-Haarschnitt, Versace-Anzug, knackiger Hintern. Ich dachte wirklich, der ist es. Und dann muss ich mir während des Hähnchen-Saté anhören, wie sehr er seine Mutter verabscheut. Bis in die peinlichste Einzelheit hat er es mir geschildert. Allerdings, wenn auch nur die Hälfte davon wahr ist, hat er natürlich recht. Dann fängt er an, mir lang und breit von seinem Hobby zu erzählen. Rate mal, welches.« Todd beugte sich erwartungsvoll nach vorn und legte den Kopf schräg.
Sie ging im Geiste durch, was Todd sterbenslangweilig finden könnte.
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