Miese Chefs
daran zu erinnern, dass sie Bodensatz sind.
Ihre Leute mögen anfangs noch glauben, sie hätten etwas mit Ihnen gemeinsam. Es ist wichtig, dass sie einsehen, dass das nicht der Fall ist, und zwar schnell. Denken Sie daran, Sie wurden ausgewählt, der Boss zu sein, d. h. Sie sind Ihren Angestellten intellektuell, physisch, sozial, moralisch und in jeder sonstigen Hinsicht überlegen. Ihre Mitarbeiter werden es zu schätzen wissen, wenn Sie hin und wieder mit kleinen Gesten auf diesen Punkt hinweisen. Die Kaffeemaschine, die sie benutzen, ist für Ihre leitenden Ansprüche nicht ausreichend, also lassen Sie daneben eine bessere einbauen und stellen Sie klar, dass Sie jeden bei lebendigem Leibe häuten lassen werden, der es wagen sollte, sie zu benutzen.
Es sei denn, jemand macht Kaffee für Sie. Dann wird er bei lebendigem Leibe gehäutet, wenn er die alte Maschine benutzt. Wenn Sie nicht feststellen können, welche Maschine benutzt wurde, wenn Ihnen jemand Kaffee bringt, dann häuten Sie ihn auf jeden Fall bei lebendigem Leib, werden Sie die bessere Maschine los und ersetzen Sie sie durch eine noch bessere, sodass der Unterschied deutlich wird. Machen Sie das alle paar Monate, schließlich gewöhnen sich Ihre leitenden Geschmacksnerven an den guten Kaffee.
Sorgen Sie dafür, dass Sie Parkplatzprivilegien haben und dass ein Schild auf dem Parkplatz darauf hinweist, dass Sie sie haben. Gönnen Sie sich ein großes, luxuriöses Büro mit wunderschönen Topfpflanzen, Ledersesseln, einem versenkten Plasmafernseher, einer privaten Toilette – alles in allem: Holen Sie sich, was Ihnen einfällt. Nicht weil Sie es haben wollen – keineswegs, sondern weil es ein Denkzettel für Ihre nutzlosen Angestellten ist, dass Sie besser sind als die anderen. Die Angestellten werden das zu schätzen wissen, weil es ihnen zeigt, dass sie an Sie glauben können, an Ihre Entscheidungen und Ihre Fähigkeiten. Und es gefällt den Leuten, wenn Sie Vertrauen in ihren Boss haben können, Sie tun all das also in Wirklichkeit nur für sie.
4. Schaffen Sie ein Umfeld mit hohem Risiko und geringer Unterstützung für alle außer Ihnen selbst.
Authentische Tyrannen erschaffen ein für ihre Untergebenen hochriskantes Umfeld, in dem man Erfolg mit Misstrauen und Versetzung zu Randprojekten, Misserfolg mit Peitschenhieben begegnet. Wenn jemand in Ihrem Team etwas gut hinkriegt, dann sollten Sie ihm gegenüber auf der Hut sein (siehe Kapitel 7 und 8) – vielleicht ist er auf Ihren Job aus.
Tyrannen erschaffen ein für ihre Untergebenen hochriskantes Umfeld, in dem man Erfolg mit Misstrauen und Versetzung zu Randprojekten begegnet.
Machen Sie sich Gedanken, wo Sie ihn hinversetzen können, um künftige Erfolge höchst unwahrscheinlich zu machen. Zu diesem Zweck ist es hilfreich, ein paar besonders giftige, karriereruinierende Posten im Ärmel zu behalten. Genauso sollten Sie, wenn Sie sehen, dass jemand zu kämpfen hat, sich bemühen, ein Gefühl des freien Falls zu erzeugen; das Gefühl tödlicher Geschwindigkeit, unmittelbar bevorstehenden Todes, der Angst und des Kontrollverlusts über den Schließmuskel. Vermeiden Sie es, mit solchen Leuten zu sprechen, und halten Sie auch andere davon ab, dies zu tun. Laden Sie ihnen mehr auf und fordern Sie schnellere Arbeit. Unterminieren Sie ihre Kompetenz bei den Hauptinteressenseignern und machen Sie »tz, tz«, wenn Sie an ihnen vorbeigehen.
Wenn Sie es schaffen, diesen Vier-Punkte-Plan zu befolgen, dann wird man Ihre Tyrannei bald weit und breit als wirklich authentisch wahrnehmen. Die Leute werden Ihre tyrannischen Absichten wahrnehmen und sich entsprechend verhalten. Ein guter Maßstab, um einzuschätzen, ob Sie ein authentischer Tyrann geworden sind, ist der Genuss, den Sie aus einem willkürlichen Akt der Tyrannei ziehen. Wenn Sie den Grad Ihrer Authentizität im Auge behalten wollen, dann legen Sie sich ein Messungssystem dafür zu. Machen Sie sich eine Liste mit den Dingen, die Ihnen am meisten Spaß machen. Versuchen Sie an alles Nicht-Tyrannische zu denken, was Ihnen Spaß macht. Auf dieser Liste findet sich vielleicht Folgendes:
Den Deckel einer frischen Packung Instantkaffee öffnen.
Ein zusammengeknülltes Stück Papier direkt in den Mülleimer werfen.
Laufen, weil man zu spät zum Zug losgegangen ist, ihn aber noch kriegen, weil auch er spät dran ist.
Das perfekte hart gekochte Ei aufbrechen.
Der Geruch von frisch gemähtem Gras.
Frisch gefallener Schnee im Park, auf dem noch
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