Miese Chefs
die Überstundenschichten aussuchen. Das ist besonders gut, wenn Sie noch ein relativ niedrigrangiger Tyrann sind. Versuchen Sie, einen offenen Markt zu schaffen, statt einen Preis festzulegen, sodass die Leute stets Gelegenheit haben, einander zu überbieten.
2. Machen Sie einen Deal mit der Personalagentur. Üblicherweise kriegen die einen Prozentsatz des Jahresgehaltes von jedem Kandidaten, den sie unterbringen. Wenn Sie es ihnen leicht machen, viele Kandidaten in Ihrer Organisation unterzubringen (was gleichzeitig Ihr Imperium toll aussehen lässt), dann scheint es nur fair, dass die Agentur sich für Ihre Großzügigkeit erkenntlich zeigen sollte.
3. Arbeiten Sie weniger. Jetzt, wo Ihre Abteilung brummt, scheint es nur vernünftig, dass Sie mehr Zeit für wichtige exekutive Beschäftigungen wie Spa, Golf, exotische Urlaube etc. verwenden. Dank technologischer Fortschritte ist es heute genauso möglich, Ihre nutzlosen Handlanger vom Golfplatz aus herunterzuputzen wie im Vorstandszimmer.
Wenn Ihnen all das zu gewöhnlich vorkommt, dann gibt es noch fortgeschrittenere Formen der Tyrannei, die besonders profitabel sind und bei denen Sie mitmischen können, wenn Ihr organisatorischer Rahmen es Ihnen gestattet. Wenn Ihre Firma zum Beispiel einen Logistik-Arm hat, den Sie leiten, haben Sie dann schon mal über Menschenhandel nachgedacht? Das funktioniert gut, ob Sie nun ganze Menschen von A nach B verfrachten oder nur Teile von ihnen zur Organtransplantation. Leider sind solche Aktivitäten in den meisten Teilen der Welt illegal oder die Autoritäten runzeln zumindest die Stirn darüber, es ist also ein gewisses Risiko mit im Spiel. Sie werden einen Sündenbock brauchen und ein paar wohlbestochene Leute in Machtpositionen.
Drogen, Blutdiamanten, Falschgeld, exotische Tiere (tot oder lebendig) und angereichertes Uran sind ebenfalls hervorragende Gegenstände, die man unter der Kontrolle eines echten Tyrannen um die Welt schaffen kann. Wiederum ist das meiste davon nicht im strengen Sinn »legal«, sodass das Risiko hoch ist, doch eben auch der Lohn. Es lohnt sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken.
Hoffentlich haben Sie im Verlauf dieses Kapitels eingesehen, dass Weichei-Chefs viel zu eindimensional über ihre Rolle in der Organisation denken. Sie haben nicht nur einfach einen Job zu erledigen. Sie haben eine Position zu missbrauchen.
Der Erfolg und das Ausmaß, zu dem sich dieser Missbrauch treiben lässt, hängen von dem Grad an Tyrannei ab, den Sie auf Ihre Handlanger und das weitläufigere organisatorische System ausüben können. Machen Sie das richtig, sollte Ihnen ein Job, der sonst 100.000 Euro einbringt, zu einer Million und mehr verhelfen. In Anbetracht der Anstrengungen, die Sie in Ihre Tyrannei investiert haben, der Bemühungen, die Sie auf sich genommen haben, um sich in die drachenhafte Geißel Ihrer Abteilung zu verwandeln, würde es doch als pervers erscheinen, nicht das Beste aus der Situation zu machen.
Sie müssen sich folgenden Frage stellen: Was ist der Sinn von Machtgewinn? Die Macht selbst? Da wären Sie eine recht seichte und unattraktive Person. Nein, Macht selbst ist nicht das wahre Ziel der Tyrannei. Wir streben nach dem, wozu die Macht uns verhilft, nach dem, was Macht jenen bringt, die tapfer und stark genug sind, sie weise und rücksichtslos an sich zu reißen.
Die meisten unserer Mitbürger haben diese Macht nicht und können nicht erkennen, was es bedeuten würde, sie zu haben. Jene von uns, die sie erringen, benutzen sie als Schild. Lassen Sie die Leute glauben, es sei die Macht selbst, die uns antreibt und motiviert. Wir spielen ein größeres und tyrannischeres Spiel, eines, das sie nicht zu durchschauen vermögen.
Sie haben nicht nur einfach einen Job zu erledigen. Sie haben eine Position zu missbrauchen.
Die Gesellschaft wird Sie als ehrgeizig und machthungrig abstempeln. Nehmen Sie sich diesen Stempel, lieben Sie ihn und benutzen Sie ihn, um zu tarnen, was Sie wirklich im Schilde führen, bis es zu Ihrem Vorteil ist, genau dies zu enthüllen. Wenn Ihre Handlanger Ihnen dankbar 80 Prozent von ihrem Bonus überreichen, um dann zu sehen, wie Sie in Ihren von Spesengeldern gekauften Bentley steigen und mit Sam zu einem romantischen Rendezvous in einem Michelin-Restaurant fahren, wird ihnen aufgehen, dass es vielleicht doch nicht nur die Macht war, hinter der Sie her waren. Es war viel, viel mehr …
Kapitel 9 – Lektionen in Tyrannei
Nun, da Sie einen tyrannischen Ruf
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