Mika, Bascha
kann
ich durchaus männlich daherkommen, cool und tough. Dann spüre ich, dass meine
Vorgesetzten irritiert sind. Manchmal denke ich, wenn ich jetzt auf Weibchen
machen würde, hätte ich es einfacher.
Wenn ich
mal wieder so einen Tag hinter mir habe, wo ich nur kämpfen musste, ruf ich
eine Freundin an und jammere-. »Ich will sofort ein Reihenhaus und einen Mann,
der das Geld nach Hause bringt und mir sagt, wo's langgeht!« Na ja, ist nicht
wirklich ernst gemeint.
Ich war
schon ein Jahr in Köln, da hat es mich ganz schlimm erwischt. Denn obwohl die
Männer bei mir manchmal Schlange stehen, hatte ich den richtigen bisher nicht
gefunden. Wahrscheinlich weil ich nur einen will, der dieses
Gleichberechtigungsding wirklich leben kann.
Und dann
verliebe ich mich in einen Mann, mit dem ich beruflich zu tun habe, und denke:
Der isses! Ich war ganz hin und weg. Pech aber - es ging gar nicht mit ihm,
überhaupt nicht, er hat mich einfach nicht geliebt. Das hat mich so fertiggemacht,
dass ich alles, was ich mir hier aufgebaut hatte, hinschmeißen wollte. Die
Karrierechancen, die beruflichen Kontakte, die Freunde, die Wohnung - alles
wollte ich aufgeben. Nur weg! Heim, nach Haus zu meiner Mama, zurück nach
Frankfurt. Ich konnte es einfach nicht ertragen, in derselben Stadt zu leben
wie dieser Mann. Ich rief meine Mutter an und sagte: »Ich komme!« Und was antwortete
sie? »Ich nehm dich nicht!«. Allen Ernstes! Ich war fassungslos. »Du kannst
mich doch nicht einfach aus dem Nest stoßen«, schrie ich. Aber sie blieb hart.
»Ich überweis dir tausend Euro auf dein Konto«, sagte sie, »und immer wenn du
es nicht aushältst, steigst du in den nächsten Zug und kommst her. Dann kannst
du gern eine Woche bleiben, aber dann fährst du zurück nach Köln. Diesen Deal
können wir machen. Aber ich nehm dich nicht bei mir auf du ziehst nicht bei mir
ein, und ich werde dich auch nicht weiter unterstützen, wenn du nicht in Köln
bleibst.«
Verraten
und verlassen von der eigenen Mutter! Ich war so unglaublich wütend. Doch sie
sagte nur: »Irgendwann wirst du es mir danken.« Und tatsächlich... Es hat zwar
eine ganze Zeit gedauert, aber dann hab ich gemerkt: Mein Gott, sie hatte ja
Recht! Ich war einfach blind und dachte, ich müsste fliehen, um Abstand zu bekommen.
Doch dann habe ich mich ja auch so behauptet. Meine Mutter hat mich vor einem
wirklich idiotischen Schritt bewahrt.
Die Modelzucht
Sie heißt
Britt. Britt ist fünfzehn Jahre alt und Schülerin einer Gemeinschaftsschule in
Kiel. »Natürlich war das krass«, sagt sie, »aber als er mich fragte, hab' ich
mir gar nichts dabei gedacht.« Einen Monat war Britt mit Niko zusammen, als er
diese Idee hatte. Sie waren allein im Haus seiner Eltern, niemand konnte sie
stören. Und dann hat sich Britt für ihren Freund ausgezogen, langsam, Stück für
Stück, bis sie halb nackt war. Er hat sie dabei mit dem Handy gefilmt, und als
sie nur noch in Jeans vor ihm stand, meinte er, sie solle sich doch ein
bisschen bewegen, so dass es richtig geil aussehe. Sie tat ihm den Gefallen, es
reizte sie, sich zu zeigen.
Das Video
wollte er nur für sich, sagte Niko, um sie immer ansehen zu können, wenn sie
ihm fehlte. Als Britt am nächsten Tag in der Schule ihren Freundinnen von der
Sache erzählte, zuckten die nur mit den Achseln. Sie fanden nichts dabei. Zwei
von ihnen hatten sich auch schon mal zu Nacktpartys im Netz verabredet, sich
ausgezogen, vor ihre Webcams gesetzt und gechattet.
Zwei
Monate später war es mit Niko vorbei; er ging Britt total auf die Nerven. Und
weil sie keinen Bock hatte, ihm das zu sagen, schickte sie ihm eine SMS, dass
sie Schluss mache. Erst hörte sie tagelang nichts und begegnete ihm auch nicht
in der Schule. Dann rief ein Typ aus ihrem Deutschkurs an. Niko hatte all
seinen Freunden das Video mit Britt geschickt und auch noch einigen anderen
Jungs an der Schule. Das glaubte Britt erst, als sie es am nächsten Tag auf dem
Handy eines Schülers sah und Nikos Kommentar dazu: »Hier meine nackte Ex.« Sie
war wütend, sie schämte sich, sie kam sich vor wie eine Nutte. Bis ihr einer
von Nikos Freunden auf dem Schulhof grinsend hinterherrief: »Echt geile
Titten!« Da war sie sogar ein bisschen stolz.
Der Einsatz
Ist es Freude am Sex oder
Selbstvermarktung? Erschreckend naiv oder fremdgesteuert? Instrumentalisiert
Britt ihren Körper, oder hat sie einfach nur Spaß? Wahrscheinlich weiß sie es
selbst nicht so genau.
Wie für
ihre Freundinnen ist es
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