Mika, Bascha
Frauen brauchen ein Pfund Mut statt einer Tonne Ausreden!
Die Wahl
Frauen
sind Spezialistinnen für Träume. Doch wer träumt, muss irgendwann wach werden.
Und wenn es um Liebe geht, kann das Aufwachen ein grausamer Moment sein. Vor
allem wenn man feststellt, dass man sich im Traum einem Trugbild hingegeben
hat.
Für einen
dieser zerstörerischen Wunschträume haben Juristen sogar einen hübschen Namen:
Auswahlverschulden. »Das sage ich meinen Mandantinnen so oft, wenn sie sich
über diese Ungestalt beklagen, die ihr Mann ist«, erzählt Anwältin
Peschel-Gutzeit. »Hören Sie mal, sage ich dann, Sie haben einfach nicht richtig
hingeguckt. Das können Sie nicht zurückholen. Es war ein Auswahlverschulden.
Niemand hat Sie gezwungen, sich mit diesem Mann einzulassen. Sie waren doch
nicht gelähmt an Händen und Füßen!« 29
Als
Konsumenten sind wir begierig auf Information. Bei jedem neuen Auto checken
wir die Fachpresse und Fahrberichte, uns kommt kein Laptop ins Haus, ohne dass
wir Freunde nach ihren Erfahrungen fragen, und kein Olivenöl oder Shampoo, das
bei Stiftung Warentest nicht gut abschneidet. Aber wenn es um unsere Existenz
geht, wenn wir uns auf eine dauerhafte Beziehung einlassen, erlauben wir uns
großzügig, nicht genau hinzugucken. Hauptsache verliebt. Gedanken über die Konsequenzen
unserer Entscheidung - unnötig. Wer sich liebt, braucht nicht mehr zu
überlegen. Das ist die Seife auf der Rutschbahn in die Rollenfalle.
Und diese
Schmiere funktioniert völlig unabhängig vom Alter. Ob jung und unerfahren oder
älter und lebensklug - die Verblendung ist nicht auf Lebensphasen beschränkt.
Frauen
sind hingerissen vom Womanizer — und dann wundern sie sich, wenn er nicht treu
bleibt. Sie erobern den einsamen Wolf — und dann kränkt es sie, dass er nie für
sie da ist. Sie wollen den wilden Kerl — und dann beklagen sie sich, dass er
nicht pure Zärtlichkeit ist. Sie nehmen den Workaholic - und dann nervt es sie,
dass er keine Zeit hat für die Kinder.
Die
Tiefenpsychologie hat verschiedene Erklärungsansätze, warum die Auswahl
schiefgehen kann. Zum Beispiel die Geschichte von Schlüssel und Schloss. Da
lernt eine Frau einen Mann kennen und hat spontan das Gefühl: Er ist der Mann
meines Lebens. Wir sind so vertraut, als wären wir uns in einem früheren Leben
begegnet, da ist etwas ganz Besonderes zwischen uns. Stimmt: Es gibt etwas
Vertrautes und Besonderes. Denn nach ein paar Jahren merkt sie vielleicht,
dass dieser Mann viel von ihrem Vater hat. Unbewusst hat sie das Vertraute
gesucht und den Vater bekommen.
Es ist ein
stilles, verdecktes Muster, das sich hier durchsetzt. Im schlimmen Fall geraten
Frauen, deren Vater Alkoholiker war, an einen Trinker als Freund. Und Frauen,
deren Vater geschlagen hat, an einen gewalttätigen Mann. Auch in einem weniger
dramatischen Fall werden Frauen von irgendetwas stark angezogen, das sie davon
überzeugt: Er passt zu mir wie der Schlüssel zum Schloss. Und er passt auch,
denn es ist ein vertrautes Schema, das sich hier wiederfindet. Doch das
Schloss ist das Schloss aus der Kindheit und gehört nicht mehr zu der
erwachsenen Frau. Die braucht etwas anderes.
Frauen
binden sich nach oben, nicht nach unten. Ein uraltes Muster. Meist suchen sie
den Mann, der mehr Erfahrung, mehr Geld, mehr Prestige, mehr sonst was hat. Als
brauchten sie heut noch den starken Typen, der sie und die Kinder beschützt,
oder den Ernährer, der ihr wirtschaftliches Auskommen sichert. Sie wollen
nicht den Partner auf Augenhöhe, sondern einen, der sie überragt. Sie wollen
einen echten Kerl. Und dann wundern sie sich, dass ein starker Mann keine
starke Frau an seiner Seite ertragen kann.
Die
Psychoanalytikerin Maja Storch ist dieser Spur nachgegangen. 30 Sie
hat sich gefragt, warum von einer starken Frau, die im besten Sinne emanzipiert
ist, so wenig übrig bleibt, wenn sie sich verliebt. »Sie ist autonom und hat
eine entwickelte Persönlichkeit, sie liebt ihren Beruf, kann ihren Standpunkt
vertreten und ihre Interessen durchsetzen... kurz, sie hat ihr Leben im Griff.
Doch wenn sie sich verliebt, ist sie wie verwandelt... keine Spur mehr von der
starken, selbstbewussten Power-Frau.«
Wenn die
starke Frau auf den ersehnten starken Mann trifft, gewinnen erstaunlich
traditionelle Verhaltensmuster die Oberhand, stellt die Analytikerin fest.
Frauen wollen mit dem Mann ins Bett, der ihnen Schwierigkeiten macht. »Und aus
dem Strudel der Gefühle zwischen Sehnsucht nach
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