Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
Vom Netzwerk:
lauter Langeweile Gangster spielen?‹
    Nina wendet sich an ihre Begleiterin. Garantiert Lesbe. Schlampig gekleidet und nichts dran. Braune, raspelkurze Haare. Ständig eine Fluppe im Mund.
    »Alles Aufschneider und Betrüger, diese Typen von der mala . Komm, wir gehen«, sagt sie und lässt den Mann wie einen Idioten stehen.
    »Hey, du kleine Nutte! Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast?«
    Den Tritt in die Eier sieht Prestiné nicht kommen. Er spürt nur, wie er sich ihm als glühendes Eisen in den Unterleib bohrt. Die Lesbe hat sich wahrlich nicht lange bitten lassen, ihre Meinung klarzustellen. Und sie hat nichts hinzuzufügen.
    Der Mann bleibt zusammengekrümmt auf der Erde liegen, als die beiden Mädchen gehen.
    »Das werdet ihr mir büßen, ihr Scheißhuren. Ihr habt keine Ahnung, wer Prestiné ist!«
    Während er noch zetert, spürt er, wie zwei starke Arme ihn hochheben.
    Als er wieder auf den Beinen steht, sieht er einen Jungen mit Lederjacke und zerzausten Haaren, die ihm in die Stirn fallen. Seine Augen verstecken sich hinter einer Sonnenbrille.
    »Wer waren die zwei?«, fragt der Unbekannte.
    »Zwei Scheißlesben«, stößt Prestiné aus und klopft sich mit seinen Wurstfingern den Staub von Hose und Jacke. »Und wer zum Teufel bist du?«
    Der Junge nimmt seine Brille ab. Jetzt wird er sofort erkannt, aber er stellt sich trotzdem noch einmal vor.
    »Mein Name ist Roberto Vandelli. Und ich brauche Knarren, die nicht aus dem vorvorletzten Krieg stammen wie die, die du gerade den beiden Zuckerpüppchen andrehen wolltest. Meinst du, das ist möglich?«
    2
    Ein Joint für zwei auf einer Bank der Piazza Leonardo da Vinci. Trauben von Studenten überqueren schnellen Schrittes den Platz.
    »Wir brauchen kein Schießeisen«, verkündet Angie gedankenverloren.
    Eigentlich heißt sie Angelina, aber sie möchte lieber ganz amerikanisch Angie genannt werden. Dabei ist ihr eigentlicher Spitzname ›Muschilutscher‹.
    Nina spielt manchmal mit ihr, aber Männer sind ihr lieber. Für sie ist das nur ein Mittel, um ihre Beziehung zu festigen. Sie sind eine Zweier-Bande. Ein Frauen-Duo.
    »Und womit sollen wir den Überfall machen?«
    »Hiermit.«
    Angie zieht ein großes Küchenmesser aus der Tasche. So ein langes, scharfes Messer, mit dem man Brot oder Braten schneidet.
    »Wenn du das jemandem an die Kehle hältst, gibt er dir alles Geld, das du willst.«
    Die Blonde denkt einen Moment nach. Aber nachdem sie Prestiné auf diese Art abserviert haben, gibt es kaum noch Alternativen. Qualitätsware kostet, und sie sind total pleite. Die einzige Möglichkeit wäre, auf den Strich zu gehen, doch dazu ist sie nicht bereit. Angie hingegen, die schon volljährig ist und seit ein paar Jahren allein lebt, sieht das anders. Sie lebt davon, denn sie kann sich nicht vorstellen, in der Fabrik oder als Verkäuferin im Kaufhaus zu arbeiten – vorausgesetzt, sie würde überhaupt genommen. Dann besser ein paar Blowjobs am Tag und dafür unabhängig bleiben. Eine Einzimmerwohnung an der Piazza Piola, wo sie mit ihren Liebhabern hingeht, Alkohol und Zigaretten so viel sie will, das ist ihr persönliches Freiheitsideal.
    Schließlich nickt Nina.
    »Ein Messer ist besser als nichts«, lenkt sie ein, »aber womit sollen wir fliehen?«
    Die Freundin winkt beruhigend ab.
    »Wart mal ’ne Sekunde.«
    Aus der Sekunde werden zehn Minuten, dann kommt Angie auf einer Vespa 125 herangebraust.
    »Wo hast du denn das Mofaklauen gelernt?«
    »Von meinem Bruder. Und ein paar Jungs, mit denen ich früher mal gegangen bin. Ich war ja nicht immer lesbisch, nicht wahr?!«
    Nina lächelt und steigt auf. Ihre Brüste drücken sich an Angies Rücken.
    »Auf geht’s!«
    Die Freundin lässt den Motor aufheulen und fährt los.
    Der Mann im weißen Kittel traut seinen Augen nicht, als das blonde Püppchen mit den Supertitten ein Messer mit Endlosklinge aus der Tasche zieht und es ihm einen Zentimeter vor die Gurgel hält.
    »Rück das beschissene Geld raus, du Arschloch, aber ganz langsam. Ich möchte nicht, dass mir die Hand ausrutscht.«
    In zwei Minuten ist alles vorbei, und Nina kommt aus der Apotheke gerannt. Angie wartet mit laufendem Motor vor der Tür. Im Zickzackkurs schlängeln sie sich mit dem Roller zwischen den Autos durch und verschwinden im Verkehr.
    »Wie viel ist es?«
    Nina zählt die Geldscheine.
    »So um die siebenhunderttausend Lire. Was meinst du, ist das gut?«
    Die andere lächelt und fährt schneller.
    »Das ist grandios. Mit

Weitere Kostenlose Bücher