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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Vandelli hinters Licht geführt hatte.
    »So was lässt sich ein Prestiné nicht gefallen!«, hatte er wie ein Vollidiot wiederholt.
    Aber irgendjemandem musste er es schließlich erzählen, oder? Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht für sich behalten, und eine Hure ist immer noch vertrauenswürdiger als so mancher Freund. Auf der Piazza Tirana hätten sie ihn an den Eiern aufgehängt, wenn sie herausgefunden hätten, dass er ein Verräter ist, das war ihm klar. Aber einer, die man gerade noch gebumst hat, der kann man das doch erzählen, oder? Alles, was mit heruntergelassenen Hosen gesagt wird, darf sowieso niemand ernst nehmen. Aber die hatten es ernst genommen. Das war ihm klar geworden, als Pietra und Romolino rechts und links von ihm auftauchten, während er nach seinem Feuerzeug suchte. Ein Uhr nachts, kein Mensch weit und breit. Unwahrscheinlich, dass ihm jemand zur Hilfe kommen würde.
    »Ich Esel! Esel! Esel!«
    Er kann nichts anderes mehr denken, denn wenn er den Mund gehalten hätte, würde ihm nun kein Fleischermesser in der Kehle stecken. Aber was für ein grandioser Fick! Die Mulattin bewegte die Hüften wie eine Göttin und schien seinen Schwanz in sich aufzusaugen wie mit dem Saugnapf. Außerdem massierte sie ihn gekonnt mit ihren Muskeln, so dass er in zwei Minuten kam. Was sollte man da schon groß tun zwischen zwei Nummern? Eine rauchen, bisschen quatschen, oder?
    Beim Gedanken an die Nutte umspielt ein verzerrtes Lächeln sein Gesicht. Und so verabschiedet er sich aus dieser Welt: mit fast fröhlicher Miene und geöffneten Augen. In der Luft der Duft nach frisch gebackenem Brot.
    Vandelli und Nina tanzen eng umschlungen zu den kitschigen Klängen eines Bongusto-Liedes. Sein Gesicht in ihren Brüsten vergraben und seine Hände auf ihrem Hintern. Er hat heute Geburtstag. Sein achtzehnter. Es ist Ende September und immer noch warm, warm genug, um draußen zu feiern.
    Er hat eine Barkasse auf den Navigli gemietet, auf der sich rund hundert geladene Gäste tummeln, Gefährten aus Lambrate, Bekannte aus der Comasina, Leute vom Giambellino, alte Bekannte von der Piazza Tripoli. Alle. Er hat keine Kosten gescheut. Von morgen an muss er sich wieder ranhalten, denn er ist völlig abgebrannt, doch das ist kein Problem. Jetzt will er nur das Fest genießen.
    Er hat ganz groß aufgefahren, denn alle sollen es sehen. Auch ein paar Fotografen der Zeitung sind anwesend, die einen ganzen Film verschießen, während er in Ninas Armen sein Glas ins Objektiv hält. Alle sollen wissen, dass er Geburtstag feiert und mit dieser blutigen Angelegenheit, die am anderen Ende der Stadt geschieht, rein gar nichts zu tun hat.
    Dutzende Zeugen, alle bereit, vor der Polizei auszusagen, sollte diese auf die Idee kommen, ihn zu verdächtigen.
    Vito informiert ihn, dass die zwei Comasina-Jungs später kommen.
    »Sie haben noch etwas zu erledigen«, murmelt er verschwörerisch.
    Roberto nickt, er weiß, wohin sie gegangen sind: Er hat sie selbst losgeschickt, nachdem Angie ihm die Vertraulichkeiten ihrer dunkelhäutigen Kollegin erzählt hat. Der Hinweis ist schon ein paar Tage alt, aber er wollte nichts überstürzen; lieber den richtigen Moment abpassen. Und seine Informantinnen hat er großzügig entlohnt, sie können nun ein paar Monate oder länger Urlaub von der Straße machen. Auch sie sind unter den Geladenen. Sie lachen, trinken, streifen sich manchmal leicht. Pinto starrt die Mulattin mit aufgerissenen Augen an, scheint sie fast mit den Blicken verschlingen zu wollen. Das Orchester spielt ohne Pause, auch wenn es Ninas Liederwünsche von englischen Bands allesamt nicht erfüllen kann, weil die Musiker sie nicht kennen. Der Champagner fließt in Strömen, alles läuft phantastisch.
    Um zwei Uhr morgens etwa stoßen auch Pietra und Romolino zu der Gästeschar. Sie umarmen und küssen das Geburtstagskind.
    »Gut fünf Minuten hat’s gedauert, bis er endlich hin war«, flüstert ihm Pietra ins Ohr. »Herzlichen Glückwunsch!«
    Vandelli lächelt.
    »Kellner, zwei Flaschen Cristal für meine Freunde hier. Wir müssen auf ein Geburtstagsgeschenk anstoßen, das sie mir gemacht haben!«
    4
    Zwei Monate auf Tuchfühlung mit den Studenten sind kein Kinderspiel. Eine wahre Nervenprobe, denn sie leben in der ständigen Furcht, enttarnt zu werden. Und jetzt drückt auch noch das kalte Wetter auf Antonios Stimmung: Die warmen Spätsommertage sind vorbei und haben einem so eisigen November das Feld überlassen, wie ihn die Stadt

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