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Milas Lied

Milas Lied

Titel: Milas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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ich die rote Mütze sah.
    »Mila! Wa s … d u … wi e …« Ich konnte es nicht fassen. Woher wusste Mila, wo ich wohne? War sie im Delirium gewesen und hatte Achim nach meiner Adresse gefragt? Eine andere Erklärung fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
    »Du kommst genau richtig, ich wollte mir gerade einen Kaka o …«
    »Da bist ja«, hörte ich Theo hinter mir sagen.
    Ich drehte mich um, schaute zu Theo und dann zu Mila und wieder zu Theo.
    »War mir nicht sicher, ob meine Beschreibung dich eher verwirrt hat«, sagte er.
    Seine Beschreibung? Theo war auch im Delirium gewesen? Aber wieso hatte er mir denn nicht erzählt, dass er Mila dort getroffen hatte? Und seit wann ging Theo überhaupt ins Delirium?
    »Zur Not hätte ich eben noch mal angerufen. Aber eigentlich funktioniert mein innerer Kompass ganz gut«, antwortete Mila.
    Angerufen?
    »Sag mal, Rike, brennt da irgendwas an?«
    Mila hatte Theo angerufen. Mila hatte eine Verabredung mit Theo.
    »Rike, da kocht was über!«, sagte Theo laut. Ich stolperte in die Küche und riss den Topf vom Herd, aus dem die Milch quoll wie der süße Brei im Märchen. Ich verbrannte mir die Finger und stieß vor Schreck die offene Kakaodose um, die ich neben dem Herd abgestellt hatte. Der Schrank, der Boden, meine Hos e – in wenigen Sekunden war alles von einer feinen Schicht Kakaopulver bedeckt.
    Ich hielt meine Finger unter kaltes Wasser und hörte Mila im Flur lachen. Das zwiebelte mindestens genauso doll wie meine Finger. Aber wieso eigentlich? Theo musste Mila seine Nummer irgendwann in der Katze zugesteckt haben. Und Mila hatte ihn angerufen. Na und? Was war denn schon dabei?
    Es war gegen die Abmachung, sagte eine innere Stimme. Es war gegen die Abmachung, dass Theo seinem Glück mit Telefonnummern auf die Sprünge half, und es war gegen die Abmachung, dass Mila Theo super fand. Mädchen fanden Theo super, aber Mila doch nicht! Mila war anders. Mila war meine Freundin.
    Eine Sekunde später fand ich diesen Gedanken absolut lächerlich. Und als ich das Chaos um mich herum sah, fand ich mich genauso lächerlich. Auf dem Boden hatten sich kleine Kakaopfützen gebildet. Ich drehte den Wasserhahn zu, atmete tief ein und spürte, wie meine Fingerspitzen pulsierten. Ich führte mich auf wie ein Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.
    Theo schaute zur Tür herein, sah auf den Boden und nickte anerkennend.
    »Wow, Rike! Wenn du das nächste Mal Kakao machst, setzt du dir vielleicht lieber einen Helm auf.«
    Ich warf einen Lappen. Er klatschte an den Türrahmen und fiel auf den Boden.
    »Wir sind dann mal weg.«
    Kurz darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss.
    Ich fühlte mich elend. Mein Herz pochte wie wild. Meine Finger pochten. Ich hatte Wut. Ich war traurig. Ich hatte keine Lust, den Herd zu schrubben. Ich wollte Kakao und die Milch war alle. Ganz, ganz toll, das Leben.
    Wenigstens auf Mimi war Verlass. Als ich zurück an den Rechner ging, hatte ich eine Mail von ihr. Sie schlug vor, ich solle doch einfach schon mal mit meinem Teil anfangen, sie komme gerade zu nichts. Grins. Aber nächsten Montag komme sie bestimm t – falls nichts dazwischenkomme. Grins. Liebe. Grins. Grüße. Grins. Mimi. Grins.
    Ich zerrte meine Aufzeichnungen zu unserem Referat aus dem Regal. Mila hatte mir nicht mal richtig Hallo gesagt. Mila hatte Theo am Sonntag im Park mit keiner Silbe erwähnt. Vielleicht hatte sie sich ja nur mit mir getroffen, um Sachen über Theo rauszukriegen? Um rauszufinden, ob er eine Freundin hatte? Vielleicht war es überhaupt nicht um mich gegangen?
    Die Hausarbeit musste gut werden, sonst würde der Haifisch uns den Schein nicht geben, den wir brauchten, wenn wir den Grundkurs nicht noch mal wiederholen wollte n – worauf ich natürlich nicht die geringste Lust hatte. Hoffentlich ließ Mimi mich nicht hängen. Verliebte sind so unberechenbar.
    Nach etwa einer halben Stunde gab ich auf. Ich fuhr den Rechner runter, schnappte mir meine Tasche und meine Klamotten und ging zur S-Bahn. Es dämmerte bereits. Ich fuhr vier Haltestellen bis Ostkreuz, eine bis Warschauer Straße, zwei bis Görlitzer Bahnhof.
    Im Park waren kaum noch Kinder, dafür jede Menge Leute mit Hunden. Ich sah unseren Schneemann schon von Weitem. Er hatte inzwischen Gesellschaft von anderen Schneemännern und Schneefrauen bekommen, aber seine kleinen dunklen Knopfaugen und seine Raketennase waren unverwechselbar. Nur hören konnte er nichts mehr, denn die Ohren waren abgefallen. Ich

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