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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Duschwanne und schloss den Vorhang.
    Du hättest das Licht ausmachen sollen! Man wird nachsehen kommen!
    Meinetwegen, dachte Fanni. Solange niemand duschen will.
    Sie hockte sich hin und lauschte.
    »Schon ein starkes Stück«, brummte eine Männerstimme, »mich um zehn noch aus meiner Wohnung zu holen, weil ein paar Glühbirnen ausgetauscht werden müssen.«
    Der Hausmeister! Das muss der Hausmeister sein!
    Eine Frauenstimme antwortete: »Sie sehen doch selbst, dass wir uns mit einer Nachttischlampe behelfen müssen, weil an der Deckenleuchte alle Birnen gleichzeitig ausgefallen sind.«
    »Und die hätte es bis morgen früh nicht noch getan?« Die Stimme des Hausmeisters klang mürrisch.
    »Das Funzelchen da? Man kann seinen Spind kaum erkennen, geschweige denn das Schlüsselloch finden. Wenn morgens um sechs die Frühschicht kommt, ist es noch stockfinster, und jetzt im November wird es hier drin eigentlich überhaupt nicht richtig hell – bei der kleinen Luke als Fenster.«
    Die Frauenstimme gehört Schwester Christine, möchte ich meinen!
    Christine, Helga, Maria – ist doch egal, dachte Fanni.
    »Kein Wunder, dass die Birnen nicht lange halten, wenn ihr sie ständig brennen lasst«, sagte der Hausmeister.
    Im gleichen Moment ging das Licht im Badezimmer aus.
    Dann hörte Fanni, wie nebenan etwas aufgestellt wurde.
    Eine Leiter, er stellt eine Leiter auf, um an die Deckenlampe zu kommen!
    »Echt ein starkes Stück«, knurrte der Hausmeister, während die Leiter unter seinem Gewicht ächzte. »Ich hätte mich überhaupt nicht dazu hergeben sollen.«
    »Uh«, rief die Stimme der Schwester, »das würde ich Ihnen nicht geraten haben. Mit Rosa ist nämlich heute gar nicht gut Kirschen essen. ›Wenn er nicht spurt‹, hat sie zu mir gesagt, bevor sie sich auf den Heimweg gemacht hat, ›dann ist er in der Parkklinik fehl am Platz, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass er sich den gemütlichen Posten hier abschminken kann.‹«
    »Mistmatz.« Das Schimpfwort, mit dem der Hausmeister Schwester Rosa bedachte, wurde vom Quietschen eines Gewindes begleitet.
    »Wegen der Sache mit Marita Bogner führt sie sich noch schlimmer auf als sonst«, sagte Schwester Christine, Helga oder Maria. »Umtriebig wie ein Kobold. Taucht unversehens irgendwo auf und macht sich überall zu schaffen. Heute Abend soll sie im Speisesaal erschienen sein und die Patienten bedient haben.«
    »Ist ja auch ein starkes Stück«, erwiderte der Hausmeister darauf.
    Offensichtlich ging die Schwester davon aus, dass er damit den Mord an Frau Bogner meinte, denn sie sagte: »Angeblich steht die Rot in Verdacht.«
    »Hab ich auch gehört«, erwiderte der Hausmeister.
    »Aber der Milchbart könnte es ebenso gut gewesen sein, heißt es«, führte die Schwester ins Feld.
    Erneut begleitete das Quietschen eines Gewindes die Worte des Hausmeisters. »Die Rot war es. Die hatte doch Blut an den Händen.«
    Herrgott noch mal, wer geht denn mit solchen Sachen hausieren? Gollum! Was wetten?
    »Auf einer Metallfigur, die Frau Bogner auf ihrem Schreibtisch hatte, soll auch Blut gewesen sein«, fuhr der Hausmeister fort. »Die Rot muss sie ihr über den Schädel geschlagen haben.«
    Die Schwester klang nachdenklich, als sie entgegnete: »Aber Marita Bogner ist doch erwürgt worden.«
    Das Ächzen und Klappern der Leiter bewirkte, dass Fanni die Antwort des Hausmeisters nur bruchstückhaft zu hören bekam. »… über den Schädel geschlagen … sich nicht mehr wehren konnte … anschließend erwürgt … so, das war’s … mal einschalten … funktioniert … aber genug für heute … Licht ausmachen … abschließen nicht vergessen.«
    Fanni stockte der Atem. Was, wenn die Schwester tatsächlich die Tür zusperrte?
    Dann wirst du die Handtücher zusammenknoten und dich von der Fensterluke aus abseilen müssen! Dabei kannst du noch von Glück reden, dass so kleine Fensteröffnungen in der Parkklinik nicht vergittert sind! Du kannst allerdings auch auf die Frühschicht warten!
    Fanni sagte sich, dass weder das eine noch das andere eine Option war.
    Aufatmend hörte sie die Schwester erwidern: »Diese Tür hier schließen wir eigentlich nie ab. Wozu denn? Die Spinde sind ja sowieso versperrt. Und uns erspart es …«
    Den Rest des Satzes konnte Fanni nicht mehr verstehen, denn die Schwester und der Hausmeister befanden sich offenbar schon auf dem Flur. Das Licht ging aus, die Tür fiel ins Schloss.
    Fanni legte die Mappe, die sie umklammert

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