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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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gesagt. Als Zutaten genügen vermutlich Salz, Pfeffer und reichlich Öl. Was du aber auf alle Fälle noch brauchst, ist ein scharfes Feuer unter deiner Pfanne.«
    »Eine Hitzequelle«, bestätigte Fanni. »Und da wurde es problematisch. Du warst so weit, die Flinte ins Korn zu werfen.«
    »Als ich an den Küchenherd dachte, schon«, gab Hans zu. »Dieses Glasfeld ohne richtige Kochplatten ist mir einfach nicht geheuer. Aber dann kam mir der Gaskocher in den Sinn.«
    Im Gegensatz zu Fanni Rot vermag Hans Rot einen Gaskocher zu bedienen! Sie hält es ja für spitze, am Elektroherd einen Schalter drehen zu können!
    Hans nahm die Pfanne in die eine Hand, eine Flasche Bier in die andere, klemmte sich die gestrige Zeitung unter den Arm und wandte sich zum Gehen. »Willst du zusehen?«
    Fanni verneinte. »Ich mache inzwischen den Salat.« Hans nickte wohlwollend und verschwand.
    Fanni schnitt die Blätter eines Chinakohls in schmale Streifen, dann schälte sie eine Orange. In den Wintermonaten hatte sie schon immer Salate mit Orangenstücken bevorzugt, und zu Chinakohl, fand Fanni, passten sie am besten.
    Aus dem Keller zog ein Duft herauf, der sie lebhaft an die Fischbratereien auf Volksfesten erinnerte. Sie musste nicht hinuntergehen, um das Bild vor Augen zu haben, das sich in dem Kellerraum bot, den Hans Rot normalerweise als Werkstatt benutzte. Jede Einzelheit dort war ihr so genau in Erinnerung, als wäre sie erst vor ein paar Minuten unten gewesen, um die beigefarbenen Kacheln zu scheuern.
    Stirnseitig befand sich eine stabile, fest verankerte Arbeitsplatte samt Schraubstock. Darunter sowie an sämtlichen Wänden entlang gab es Fächer für Werkzeug, Farbdosen, Kabel und Glühlampen, Rohrstücke und Dichtungen, Brettchen und Holzkeile – alles, was zur Durchführung kleinerer Reparaturen im Haus nötig war.
    Weil es Hans Rot offenbar daran gelegen war, den gefliesten Boden in seiner Werkstatt hell und sauber zu halten, hatte er Fanni ständig mit neuen Putzmitteln versorgt, die sie gehorsam Woche für Woche verwendete. Zudem achtete er stets darauf, die Kacheln nicht zu verunreinigen.
    Deshalb hat er auch die alte Zeitung mit hinuntergenommen, dachte Fanni.
    In ihrem Kopf formte sich das Bild der Pfanne mit dem Fisch darin, die jetzt auf dem voll aufgedrehten Gaskocher stand. Das siedende Öl zischte und spritzte, weshalb Hans den Boden mit dem Zeitungspapier ausgelegt hatte. Er selbst – darauf hätte Fanni schwören mögen – saß auf einem Klapphocker vor seiner Kochstelle und trank sein Bier. Ab und zu, mutmaßte Fanni, überlässt er wohl der Forelle einen Schluck. Das kalte Bier erzeugt dann eine Fontäne im heißen Fett.
    Hans wird aber den Fisch sehr oft wenden müssen, damit nichts anbrennt, ging es ihr nach einer Weile durch den Kopf.
    Sie ahnte nicht, wie oft und wie intensiv er die arme Forelle mit seinem Pfannenwender traktierte.
    »Essen ist so weit«, rief Hans Rot, kaum dass Fanni den Salat fertig hatte.
    Das Zischen von heißem Öl kündigte sein Kommen an. Sie eilte zum Esstisch und legte den dicken Korkuntersetzer bereit. Dann holte sie zwei Teller samt Besteck, die Schüssel mit dem Salat und den Korb mit dem Weißbrot, das Hans auf dem Weg zur Parkklinik gekauft hatte, wo er Punkt zehn Uhr aufgekreuzt war, um Fanni wie angekündigt abzuholen.
    Fanni setzte sich an den Tisch und warf einen Blick in die Pfanne. Die Forelle sah aus, als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht.
    Nicht ganz!
    Nein, nicht ganz, dachte Fanni.
    Die Rückengräte, an der sogar noch die Schwanzflosse hing, war komplett erhalten geblieben. Der Fischkopf, zwar deutlich ramponiert, aber noch komplett, klebte am Pfannenrand. Zwischen den braunen Krümeln, in die sich der Rest der einst anmutigen Forelle verwandelt hatte, ragten ein paar vereinzelte große Gräten wie Fangzähne heraus. Hier und dort entdeckte Fanni eine Bauchflosse, und irgendwo erspähte sie ein kleines weißes Bällchen, das nichts anderes sein konnte als eins der Augen.
    »Das ist der Trick dabei«, sagte Hans Rot. »Schön knusprig – ohne anzubrennen – wird das Ganze nur, wenn man den Fisch durch ständiges Wenden total zerstört.« Er legte ein Häufchen der mit Gräten und Häuten durchsetzten braunen Krümel auf Fannis Teller. »Zuerst musst du alles Ungenießbare aussortieren.«
    Und was bleibt dann übrig?
    Viel war es nicht. Aber die braunen Krümel, von denen das Öl troff, schmeckten gut. Weil jeder einzelne nach einem Stück

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