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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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wenigstens, ich bin fast eingeschlafen. Sie hat sich dann einen anderen geschnappt und ist weg. Ich glaube, es war Werner, oder… Paul. Ich weiß nicht, ist ja auch egal.“
    „Meinst Du, dass Horst das weiß?“, Allmers versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
    „Nein, das glaube ich nicht“. Erich Garbe schüttelte den Kopf. „Aber wenn er es wüsste, wäre es ihm egal. Er ist ja völlig vernarrt in sie. Der ist ihr hörig. Ich glaube, die kann mit ihm machen, was sie will.“
    „Weiß deine Frau davon?“, fragte Allmers, als er seinen Holzkasten zuklappte, in dem die Proben aufbewahrt wurden.
    „Keiner weiß davon. Und du hältst dein Maul. Klar?“, Garbe entließ die letzte Kuh in die Freiheit und kletterte aus dem Melkkarussell.
    „Bis morgen. Halb sieben.“

Kapitel 27
    Lothar Wiesler schrie: „Zündung!“ und im Bruchteil einer Sekunde schoss das mächtige Boot mit voller Wucht ins Wasser, versank und dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte.
    Bei der alten Elbinsel Krautsand mündete der Rutenstrom, ein kleiner Seitenarm der Elbe, wieder in den großen Fluss. Viele Jahre gab es dort einen kleinen Anleger, an dem Küstenmotorschiffe ihre Ladung löschen konnten, mittlerweile hatten die Container auf den großen Schiffen und die Lastwagen dem kleinen Hafen fast den Todesstoß versetzt. Eine kleine Werft nebenan war mit der Zeit immer größer geworden, hatte einige erfolgreiche Produkte für Rettungsboote entwickelt und nutzte das tiefe Wasser als Versuchsbecken, um die Rettungsboote einem Härtetest zu unterziehen. Diejenigen Mitarbeiter, die das jeweilige Rettungsboot auf der Werft aus Kunststoff zusammengeklebt hatten, mussten es zum abschließenden Test besteigen und wurden aus zehn Meter Höhe ins kalte Wasser der Elbe katapultiert. Der Werftbesitzer hatte den umliegenden Bereich ausbaggern lassen, damit er die Rettungsboote aus großer Höhe ins Wasser fallen lassen konnte.
    Der Versuchsleiter sah fassungslos, wie das Boot nicht wie sonst im Rutenstrom versank und planmäßig wieder an die Oberfläche kam, so wie ein Hund, der erst versank aber scheinbar automatisch seinen Kopf aus dem Wasser streckte, sondern wie von einer Feder getrieben wieder aus dem Wasser schleuderte und in der Luft auseinander brach. Die Schreie der Besatzung übertönten noch das Krachen und den Lärm des berstenden Kunststoffrumpfes. Als es wieder versank, waren die Arbeiter, die an der Kaimauer standen und dem Versuch gelangweilt zugesehen hatten, für einen Moment gelähmt. Dann sprangen sie in den kleinen Fluss und zogen die um ihr Leben kämpfenden Männer aus dem sinkenden Wrack.
    Wiesler, der seit vielen Jahren die Übungen zur Sicherheit der Boote leitete, rief seinen Chef an.
    Als die Taucher den Grund für das Unglück suchten, wurden sie schnell fündig. Das Boot war auf ein Autowrack geprallt, das von der Kaimauer in den Fluss gerollt war. Hinter dem Steuer saß ein Mann. Er war angeschnallt und alle Fenster des Autos waren geöffnet.
    „Ein klarer Fall“, sagte der Kranführer, als er das Auto aus dem Wasser herausgeholt hatte. „Selbstmord. Wer fährt schon mit vier geöffneten Fenstern spazieren?“
    *****
    „Wann fährt dein Zug?“, fragte Allmers mit vollem Mund. Nina hatte ein Abschiedsessen gekocht. Sie wusste noch von Allmers’ lange zurückliegendem Besuch in Schwaben, dass er Käsespätzle gerne aß und hatte sich die Mühe gemacht, dieses Essen zu kochen. Allmers war begeistert. Nina hatte zwischendurch ihre Bereitschaft verflucht, es war in Allmers Küche natürlich keine Spätzlepresse vorhanden und so hatte sie mühevoll den Teig über einem Brett in den Topf mit kochendem Wasser geschabt.
    „Um kurz nach zwölf“, sagte sie. „Wenn du Zeit hast, würde ich gerne morgens noch etwas einkaufen.“ Dass es ein Abschiedsgeschenk sein sollte, verriet sie ihm nicht.
    Allmers hatte sich den letzten Abend mit Nina frei gehalten, die Kontrolle bei Ilse Voß verschoben.
    „Das passt mir gut“, meinte er und schaufelte sich die Gabel mit Käsespätzle voll, „ich will seit Wochen zum Friseur. Das kann ich dann gleich mit erledigen.“
    Allmers und Nina fuhren um kurz nach zehn vom Hof und das Mädchen beschlich ein wenig Wehmut. Sie hatte sich nicht viel versprochen von den Ferien bei ihrem Onkel, obwohl sie schnell mit dem Vorschlag ihrer Eltern einverstanden gewesen war. Aber nach drei Wochen war sie traurig, wieder abfahren zu müssen. Hans-Georg war so, wie ihre Eltern ihn

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