Milchfieber
örtliche Sklavenhändler unseres Vertrauens. Den kennt doch jeder. Warum fragst du?“
„Er ist tot.“
Vor Schreck brachte Allmers kein Wort heraus.
„Bist du noch dran?“
„Wieso tot?“, fragte Allmers immer noch fassungslos. „Das sind ganz schön viele Tote in kurzer Zeit.“
„Wahrscheinlich Selbstmord“, sagte Werner Allmers. „Er saß in einem Auto, das aus dem Rutenstrom herausgezogen wurde. Alle Fenster waren offen, er war angeschnallt.“
Allmers hatte sich wieder gefangen und fing an zu lachen: „Das war bestimmt kein Selbstmord. Höchstens ein Unglück. Der würde sich niemals umbringen, dazu ist er viel zu feige und außerdem gefühllos. Vielleicht hat ihn einer seiner Haussklaven in die Elbe geschubst, wundern würde es mich nicht.“
„Wenn der Obduktionsbericht vorliegt, wissen wir mehr.“
„Rufe Nina bitte nicht an“, bat Allmers seinen Bruder zum Schluss. „Wir tun einfach so, als ob wir es nicht wüssten. War Ines bei dir, oder woher weißt du das alles?“
„Heute Morgen. Sie war gleich nach Dienstbeginn hier.“
„Ich muss bald los“, verabschiedete sich Allmers, „tschüss.“ Er legte auf.
Allmers klappte seufzend das Buch zu, legte sich wieder in die Hängematte und begann nachzudenken. Alex verschwindet ohne sich von seiner Bettgenossin zu verabschieden, die dafür keinerlei Verständnis hat. Dann wird er ermordet und praktisch aufgebahrt und verbrannt. Das sollte sicher seine Identifikation erschweren, aber es hatte nicht lange gedauert und die Polizei wusste, wer er war. Ein vager Verdacht fällt auf Horst Winkler, aber eine Hausdurchsuchung bringt keine Ergebnisse. Es stellt sich heraus, dass auch Lissy ein Verhältnis mit ihrem angeblichen Cousin hatte, der gar nicht illegal in Deutschland war. Aber genau das hatten sie Horst Winkler erzählt. Ob Horst von dem Verhältnis wusste, war unklar, Ines wusste es auf alle Fälle. Garbe hat Lissy angeblich vor einem Jahr in einem Bordell gesehen. Und jetzt ist Peter Gerlach tot, der Lissy auf den Hof gebracht hatte.
Allmers griff nach seinem Handy und rief seinen Bruder an:
„Mir ist etwas eingefallen“, begann er sofort. „Vor zwei Wochen war ich mit Nina in der Stadt in einem Eiscafe. Wir saßen draußen, als Lissy an uns vorbeigeschlendert ist, ohne uns zu sehen.“
„Komm zur Sache“, sagte sein Bruder ungehalten, „ich habe keine Zeit, der Obduktionsbericht ist gerade gekommen.“
„Lissy stand an einem Schaufenster, als von hinten ein Mann an sie herantrat, ihre Hand nahm und sie drückte, so wie Verliebte das tun. Dann ist er wieder gegangen, so als ob sie sich nicht kennen würden.“
„Horst war es sicher nicht, wer dann?“, fragte Werner Allmers ungeduldig.
„Peter Gerlach“.
Sein Bruder pfiff durch die Zähne: „Womit wir wieder bei Winkler wären. Es war wirklich kein Selbstmord, das war mir gleich klar.“ Dass sein Bruder genervt die Augen rollte, blieb dem Staatsanwalt verborgen. „Der Tod, so steht es hier ist eindeutig nicht durch Ertrinken eingetreten, sondern durch eine Gewalteinwirkung am Hinterkopf. Er war schon tot, als er ins Wasser rollte.“
„Also erschlagen“, konstatierte Allmers. „Vielleicht solltest du mal bei den Sklaven auf seinem Hof anfangen, da hatte sicher jeder einen guten Grund, ihm den Schädel einzuschlagen, bevor du wieder Horst verdächtigst.“
„Entschuldige“, erwiderte Werner Allmers, „ du hast doch den Schluss schon gezogen, als du noch gar nicht wusstest, dass er umgebracht worden ist.“
„Stelle dir doch einmal Horst vor: der ist doch viel zu schlicht, als dass er so etwas Kompliziertes wie die Entsorgung einer Leiche hinbekommen könnte. Außerdem traue ich es ihm einfach nicht zu. Wir kennen uns seit der Grundschule.“
„Du darfst Lissy nicht vergessen, vielleicht steckt sie mit ihm unter einer Decke.“
„Dann müsste sie einverstanden gewesen sein, dass Horst ihre beiden Liebhaber beseitigt. So groß ist die Liebe zu ihm dann doch nicht. Außerdem ist sie weggefahren. Zu einer Wallfahrt nach Polen.“
„Wallfahrt?? Soviel Scheinheiligkeit kann man ja kaum aushalten“, stöhnte der Staatsanwalt, „hat einen Ehemann und zwei Liebhaber und geht dann auf Wallfahrt. Wir werden als erstes Peter Gerlachs Hof durchsuchen und wenn wir da nicht fündig werden, uns ein zweites Mal bei Horst umsehen.“
Kapitel 29
„Wallfahrt!“ Hella Köhler lachte. „Ich kann es kaum glauben.“ Sie schüttelte den Kopf und stand von ihrem
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