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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Jörgs behandelnder Ärztin zu sprechen? Das würde zu Sylvias Skrupellosigkeit passen. Waren sie und Jörg Komplizen in diesem schmierigen Theaterstück? Wie hing das zusammen? Er musste von Julia mehr über ihr Gespräch mit der Ärztin erfahren. Das musste der Schlüssel sein! Es war zwar nur eine Indizienkette, aber er hatte das untrügliche Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein...

Kapitel 26
     
     
    Sylvia blätterte zufrieden in den Hochglanzzeitschriften ihres Hairstylisten Enrico. Dieser gab ihrer Frisur gerade den letzten Schliff. Sie hatte sich zuvor mit ihm darauf verständigt, die bisherige Art ihres Schnittes zwar beizubehalten, aber insgesamt doch um deutliche drei Fingerbreit zu kürzen und den Pony abzuwandeln, der sich nun frech, nach oben gegelt, als Tolle aufrichtete. Das sah echt klasse aus und verlieh ihrem Gesicht den Kick von Frechheit und jugendlicher Frische, den sie sich schon immer gewünscht hatte.
   Enrico fiel der neue Ring an ihrer linken Hand sofort auf und nur zu bereitwillig weihte Sylvia ihn in ihr kleines Geheimnis ein, bald heiraten zu wollen. Schon vor einigen Tagen hatte sie sich beim Standesamt nach den Formalien erkundigt und war überrascht, dass diese mittlerweile noch einfacher geworden waren: Es brauchten in ihrem Fall nur wenige Papiere vorgelegt, eine Ehe-Anmeldung ausgefüllt und ein freier Termin beim Standesamt abgesprochen zu werden. Eine Kleinigkeit, das hinzubekommen.
   Sie musste jetzt nur noch Tobias davon überzeugen. Für sich beschloss sie, Freitag, den 12. Oktober ins Auge zu fassen. Beim Standesamt ließ sie sich einen Termin um 11.30 Uhr reservieren, und mit dem Reisebüro verhandelte sie anschließend erfolgreich über einen zweiwöchigen Honeymoon-Urlaub in einem Luxushotel auf einer Karibikinsel. Entsprechendes Prospektmaterial ließ sie sich von der Agentur zusammenstellen. Chris erzählte sie von ihren Heiratsabsichten zunächst noch nichts, sondern lotete bei ihm nur die Möglichkeit aus, dann eventuell Urlaub zu nehmen. Aus Redaktionssicht sprach nichts gegen diesen Termin. Alles in Butter, sozusagen.
   Ihr weiblicher Instinkt sagte ihr, dass sie rasch handeln musste, ehe das Flittchen von Jörg wieder Oberwasser und Einfluss auf Tobias gewann. Enrico riss sie aus ihren Träumen. »Fertig! Was sagen Sie, Sylvie? Zufrieden?«, säuselte er mit geübter Latinlover-Stimme und hielt ihr den Spiegel von allen Seiten zur Begutachtung hin. »Super, Enrico! Sie sind ein Meister-Figaro!«
   »Man tut was man kann, schließlich ist das ja wichtig für Ihr großes Vorhaben!«, dabei zwinkerte er ihr komplizenhaft zu. »Sagen Sie mir Bescheid, wann Sie ihren Termin haben. Ich komme dann zu Ihnen ins Haus und mache Ihnen die schickste Frisur für ihren großen Tag, die sie sich vorstellen können. Oh lala…! Da können Sie sich auf Enrico verlassen!« Er schnalzte, und sein dünnes Oberlippenbärtchen zuckte. 
   »Nein, nicht nach Hause, Enrico! Wir heiraten ja nur im kleinen Kreis und standesamtlich. Sehen Sie einmal nach, ob sie am 12. Oktober, um acht Uhr, einen Termin hier im Salon frei haben!« Enrico zückte beflissen seinen Terminplaner. »Kein Problem, Sylvie! Ich merke Sie schon einmal vor!«
   Zufrieden lächelnd bezahlte sie und bestieg ihren Wagen, den sie glücklicherweise direkt vor dem Saloneingang auf dem Seitenstreifen hatte parken können. Es lief alles wie am Schnürchen. Sie würde noch heute eine Liste ihrer engsten Freunde und den wenigen Familienmitgliedern machen, die einzuladen waren. Schon beim Gedanken daran merkte sie, wie sie die Position Familienmitglieder, zumindest ihrerseits, in Gedanken strich. Auf ihre beiden Brüder und ihren Vater legte sie keinen Wert, nein, wirklich nicht! Sie pflegten schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Von Tobias Seite fiel ihr nur Tante Rosi aus Freising ein. Sie war sicher, dass Tobias darauf bestehen würde, sie einzuladen, da sie den kümmerlichen Rest seiner Familie darstellte.
   In zwei Stunden war sie mit Tobias im Toni's  verabredet. Bis dahin hatte sie noch Zeit, zur Rennbahn zu fahren und einige Informationen für das kommende Saison- Abschlussrennen zu sammeln. Aus ihrer Handtasche ertönte ein zarter Gong, der ihr den Eingang einer SMS ankündigte. Die Nachricht musste warten, bis sie bei der Rennbahn ankam; sie hatte sich jetzt ohnehin zu sehr auf den Verkehr zu konzentrieren, als dass sie das Handy aus der Tasche kramen wollte.
Eine Viertelstunde

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