Milchmond (German Edition)
im Boot duzten und seien sie sozial noch so verschieden. Das mochte dann im Alltag eventuell nicht mehr gelten, aber an Bord eines Segelschiffes galten andere Verhältnisse. Er ließ seinen Gedanken wieder freien Lauf und stellte sich vor, wie es wäre, mit ihr etwas anzufangen.
Ihre Anwesenheit war angenehm und man konnte mit ihr im Boot sitzen, ohne pausenlos schwatzen zu müssen. Ein echter Pluspunkt. Sie sah sehr weiblich aus und war nett dazu, keine Frage, aber...
»Könntest du mir einmal etwas zu trinken rüberreichen, Tobias? Getränke sind in meiner Tasche, oben auf. Wenn du willst, nimm dir auch eine Flasche!«
»Ja, klar. Ich hab auch etwas an Bord. Entschuldige, dass ich dir noch nichts angeboten habe.« Er ging in die Kajüte und öffnete den Reißverschluss ihrer Tasche. Obenauf waren mehrere PET-Flaschen Apfelschorle und zwei Dosen Bier. Daneben lugte ein kleiner Kulturbeutel aus ihren Utensilien. Er nahm zwei Flaschen und setzte sich wieder auf seinen Platz. Eine Flasche reichte er ihr. Sie tranken. »Falls du Hunger bekommen solltest, ich habe uns ein paar belegte Brötchen gemacht und zwei halbe Hähnchen habe ich auch mitgenommen.« Sie lächelte dabei spitzbübisch.
»Gute Idee! Ich habe nichts mitgenommen, weil ich dachte, wir könnten in Dahme am Gaststeg anlegen, uns ein wenig die Füße vertreten und dort etwas essen.«
»Klar, können wir auch machen.« Er registrierte den Anflug von Enttäuschung in ihren Worten. Das war dumm von ihm, hatte sie sich doch die Mühe gemacht, an ihr leibliches Wohl zu denken und etwas vorzubereiten.
»Nein, nein, wir werden dann dort irgendwo auf dem Wasser vor dem Strand ankern und ein Picknick machen. Wenn du was zum Baden mit hast, können wir vorher auch noch schwimmen.« Ihre Augen leuchteten, als sie zustimmend nickte.
Tobias hatte sich mit der Fahrtzeit nicht verrechnet und so kamen sie am späten Mittag vor Dahme an. Die Flaggen an den Masten der Seebrücke flatterten knatternd in der frischen Mittagsbrise. Katie hatte die ganze Zeit gesteuert. Die Freude daran stand ihr noch ins Gesicht geschrieben. Am Strand wimmelte es von Menschen.
Daher beschlossen sie, seitlich von der Seebrücke zu ankern. Tobias ließ das Boot in den Wind schießen. Die Fock fiel und Katie schlug das Vorsegel geschickt mit Bändseln an der Reling an. Dann fiel das Groß und Tobias half Katie, es ordnungsgemäß am Großbaum aufzufalten und mit Zurr-Ösen zu sichern. Nachdem der Anker gesetzt war, prüfte er, ob das Boot auch hielt und zog dann den schwarzen Ankerball auf, um anderen Booten zu signalisieren, dass sie ankerten. Das Boot war nun mit dem Heck zum Strand ausgerichtet, und Tobias klappte die Badeleiter aus.
Sie entledigten sich ihrer Kleidung und zogen Badesachen an. Katie sprang übermütig als Erste kopfüber von der Sitzbank aus ins dunkle Wasser. Prustend tauchte sie wieder auf und winkte ihm zu. »Komm schon, ist auszuhalten!« Tobias wollte schon die Badeleiter benutzen, um wie gewöhnlich, vorsichtig ins kühle Nass einzutauchen, besann sich dann aber. Er wollte sich schließlich nicht den Schneid von der jungen Nixe abkaufen lassen und tat es ihr nach.
Sekundenlang glaubte er, einen Herzstillstand zu erleiden. Ist auszuhalten, erinnerte er sich ihrer Worte. Es dauerte einen Moment, dann hatte sich sein Körper an die schattigen achtzehn Grad oder waren es noch weniger (?), gewöhnt. Sie schwammen eine große Runde nebeneinander ums Boot, danach ging es über die Leiter wieder zurück an Bord.
Beim Abtrocknen nutzte er noch einmal die Gelegenheit, ihre üppigen weiblichen Formen in Augenschein zu nehmen. Sie bemerkte seinen Blick, sagte aber nichts, sondern sah weg. Tobias baute den Cockpit-Tisch auf und Katie holte das Picknick aus der Kajüte und stellte die vorbereiteten Sachen darauf. Sie hatte sehr leckere, selbst belegte Brötchen mitgebracht, die sie sich ebenso schmecken ließen, wie die halben Grill-Hähnchen.
Danach wollte Katie sich noch ein wenig sonnen. Sie legte eines der Cockpitpolster auf das Deck und räkelte sich darauf wohlig in der Sonne. Tobias beobachtete sie. Sie war attraktiv, keine Frage. Er hatte schon lange keine Affäre mehr gehabt. Sollte er sich die ihm bietende Gelegenheit nutzen? Er war unschlüssig und drängte den Gedanken beiseite.
Er nahm sich ebenfalls ein Polster und legte sich neben sie. So lagen sie eine Weile nebeneinander und gaben sich dem
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