Milchmond (German Edition)
aber windiges Wetter voraus, eigentlich ideal zum Segeln. Vielleicht sollte er dieses Wochenende in Travemünde verbringen und segeln gehen?
Dieser Gedanke stimmte ihn fröhlicher. Genau, er würde segeln gehen, fragte sich nur, wen er dazu mitnehmen könnte? Allein hatte er keine Lust. Prof war diese Woche auf Fortbildung in Unna. Er kam erst heute heim und sicher war er für das Wochenende von seiner Familie mit Beschlag belegt.
Der fiel also aus. Tobias ging im Geiste die Liste der möglichen Mitsegler durch. Genau genommen blieb nur Katie, die ihn mit Prof schon drei, vier mal begleitet hatte. Katie war Profs Netzwerkassistentin in der Bank und eine humorvolle und handwerklich begabte junge Frau, die zupacken konnte. Der Plan gefiel ihm, endlich mal wieder ein anderes Gesicht sehen und einfach ein bisschen Spaß haben.
Zuhause angekommen, suchte er sich Katies Nummer heraus und rief sie an. Sie war von dem Plan überrascht, reagierte jedoch ganz begeistert. Sie wusste nur nicht, ob sie ihre Tochter würde unterbringen können. Tobias Vorschlag, die Kleine doch mitzunehmen, lehnte sie aber rundheraus ab. Das sei ihr als Mutter zu gefährlich, dann hätte sie vom ganzen Segeln nichts, weil sie nur auf das Kind aufpassen müsse. Sie wollte klären, ob sie einen Babysitter fände und versprach, so schnell wie möglich zurückzurufen. Noch während Tobias dabei war, sich frisch zu machen und umzuziehen, klingelte das Telefon bereits und eine vor Tatendrang strotzende Katie erklärte, dass alles geregelt sei.
Er versprach, sie am nächsten Morgen gegen neun Uhr von zu Hause abzuholen. Die Idee, Katie einzuladen, gefiel ihm zunehmend besser. Er dachte kurz über sie nach, was er von Prof und ihr selbst erfahren hatte. Wenn er sich recht erinnerte, hatte sie technische Informatik studiert, aber nach fünf Semestern abgebrochen, weil sie sich um ihre Tochter kümmern musste. Sie war damals schwanger geworden und hatte es erst im vierten Monat bemerkt, da war es für einen Abbruch zu spät gewesen. Die Beziehung zum Vater des Kindes war schon vorher in die Brüche gegangen.
Zum Glück erklärte sich ihre Mutter bereit, morgens auf die Kleine aufzupassen. So hatte Katie die Möglichkeit, durch den Dreiviertel-Job in der Bank für sich und ihre Tochter zu sorgen. Zusammen mit dem Unterhalt des Vaters kam sie gerade so über die Runden.
Er rieb sich die Hände. So, der nächste Tag war organisiert. Für den heutigen Abend nahm er sich vor, ins Kino zu gehen. Er hatte gelesen, dass es im CinemaxX Aus der Mitte entspringt ein Fluss gab. Er hatte diesen großartigen Film schon zweimal gesehen und erinnerte sich der wundervollen Landschaftsaufnahmen aus Montana und der unaufgeregten Szenenführung. Dieser Film war für ihn immer Entspannung pur.
Katie stand schon wartend am Straßenrand, als Tobias vorfuhr und wegen mangelnder Parkmöglichkeit kurzerhand in zweiter Reihe mit blinkender Warnblinkanlage vor ihr stoppte. Mit Schwung beförderte Katie ihre große Stofftasche in den Kofferraum des BMW. Sie musste schwer sein, Tobias spürte es an dem leichten Ruck, der durch das Auto ging.
Dann stieg sie ein, rutschte auf den Beifahrersitz.
»Hallo Tobias, guten Tag! Das ist aber nett, dass du mich zum Segeln mitnimmst. Ich freu mich so, mal wieder auf dem Wasser sein zu können. Bei dem Wetter wird das bestimmt richtig gut!« Sie strahlte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Hallo Katie! Gut, dass du schon unten stehst; hier findet man ja überhaupt nichts zum Parken!«
»Das Problem habe ich nie, Isch abe gar keine Auto!, ahmte sie den bekannten Werbespot mit tiefer Stimme gekonnt nach. Sie mussten beide lachen und die Fahrt nach Travemünde verlief äußerst kurzweilig, wobei sich Katie in ihrem humoristischen Talent noch steigerte.
Sie kamen gut gelaunt am Wasser an. Das Boot tänzelte unruhig in dem kabbeligen Wasser und ruckelte an seinen Leinen. Die Sonnenstrahlen brachen sich blinkend an dem weißen Kunststoff des Rumpfes.
Katie war perfekt auf den Segeltörn vorbereitet. Sie trug blaue Segelschuhe zu weißen Jeans und hatte sich über das Poloshirt eine dicke blauweiße Strickjacke mit Kragen angezogen. Die Jacke saß recht eng auf Taille und brachte ihre Figur gut zur Geltung. Tobias erwischte sich dabei, wie er unwillkürlich auf ihren prallen Po starrte, als sie, die Tasche voran, sich durch das enge Schott in die Kajüte zwängte.
Sie
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