Milchmond (German Edition)
Dümpeln des schaukelnden Bootes hin. Keiner von ihnen sprach. Tobias lugte ab und zu unter dem Schirm seines Caps hervor und konnte tiefe Einblicke in ihr Bikini-Oberteil erhaschen. Er spürte, wie Erregung in ihm wuchs. Die Sonnencreme auf ihrer Haut verströmte einen angenehmen Duft. Sein Blick glitt tiefer zu ihrem wohlgeformten, tief eingebetteten Nabel, der sich regelmäßig hob und senkte. Die Ausbuchtung in ihrem Bikinihöschen zeichnete deutlich ihren Venushügel nach.
Es war schon lange her, dass er eine Frau so gemustert hatte. Die Situation war wie geschaffen für ein kleines Abenteuer. Aber dann rief er sich zur Ordnung: Sie war attraktiv, aber sie machte ihn nicht wirklich an. Er sah in ihr eher den Kumpel als die Frau. Wenn er sich jetzt mit ihr einließe, würde unweigerlich Stress folgen. Hatte er Lust, eine Beziehung mit ihr aufzubauen? Sie war allein erziehende Mutter und sicher auf der Suche nach einem festen Partner für sich und einen Vater für ihre Tochter.
Es wäre schäbig von ihm, sie ohne weitergehende feste Absichten zu verführen. Jetzt räkelte sie sich und verscheuchte mit der Hand eine Fliege aus ihrem Gesicht. Als sie ihren Arm wieder neben sich legte, berührte ihr Unterarm seine Hand.
Ein wohliger Schauer durchflutete Tobias. Er tat nichts, nahm seine Hand auch nicht weg, sondern genoss die in der Luft liegende erotische Spannung, die seine Fantasie beflügelte. Nein und nochmals nein! Er hatte nicht mit Sylvia gebrochen, um Affären zu haben. Guten Sex hatte er auch mit ihr gehabt. Ihm hatte die gemeinsame Zukunftsperspektive gefehlt und die sah er mit dieser Frau neben sich auch nicht.
Wieso eigentlich? Während er sich die Frage stellte, wusste er bereits die Antwort: Ihm fehlte das echte Begehren, diese Frau zu erobern. Es ging dabei nicht um Sex, sondern um Liebe. Verflixte Gedanken - er spürte, wie er in eine gedankliche Sackgasse geriet. Sollte er jetzt warten, bis die Eine, die Richtige, seinen Lebensweg kreuzte? Wenn er Pech hatte, trat dieser Umstand nie ein. In dem Fall hätte diese Logik bedeutet, dass er den Rest seines Lebens im Zölibat würde verbringen müssen. Ein absurder Gedanke. Es wurde ihm klar, dass er so nicht weiter kam. Männer waren nun mal Jäger, oder nicht? Okay, er würde zweigleisig fahren müssen. Affären waren vielleicht notwendig, um die Eine überhaupt kennen zu lernen. Wo war der Unterschied? Auch diese Frage konnte er sich sofort selbst beantworten. Es ging um Ehrlichkeit. Wenn beide sich darüber klar waren, dass es wahrscheinlich nur der Wunsch nach Sex war, der sie umtrieb, wäre es zu verantworten. Sobald aber einer der Partner mehr hinein interpretierte, der andere aber nicht, dann wäre es unehrenhaft!
Diese Situation, in der er sich gerade befand, war mit größter Wahrscheinlichkeit eine solche. Sicher ging es ihr darum, einen Partner mit Zukunftsperspektive zu finden. Woher wusste er, dass sie es nicht für ihn war? Er musste an seine erste Begegnung mit Sylvia denken. Als er sie das erste Mal vor fast sechseinhalb Jahren bei dieser Afterwork-Party traf, war ihm von der ersten Sekunde an klar, dass er diese Frau wollte. Ihr erster Blick blieb ihm fortan in unvergesslicher Erinnerung. Er hatte sich durch den Blitz der plötzlichen Erkenntnis wie paralysiert gefühlt, sie überspielte seine Sprachlosigkeit, indem sie ihm lächelnd zuprostete.
Er wusste damals sofort, dass er Sylvia zutiefst begehrte, weit über das Sexuelle hinaus. Genau diese Erinnerung war es, die den Bann der Situation brach. Er begehrte Katie nicht. Der Preis, den er für ein kurzes sexuelles Intermezzo mit ihr würde zahlen müssen, wäre zu hoch. Er hasste es, Frauen zu belügen oder falsche Erwartungen in ihnen zu wecken.
Mit einem Ruck richtete er sich auf. Erschrocken fuhr auch Katie in die Höhe. »Was ist? Du hast mich erschreckt!«
»Wir müssen zurück! Ich mach schon mal das Boot klar.«
»Ooch, noch eine Viertelstunde!«, bettelte sie. »Es ist gerade so schön hier. Bitte… ja?« Sie hielt ihn am Arm zurück und zog ihn wieder neben sich. Seitlich auf ihren Arm gestützt, blickte sie ihm jetzt lächelnd ins Gesicht. »Hast du etwa Angst vor mir?«, gurrte sie nun in verführerischem Ton, und ihr Gesicht näherte sich seinem. Er sagte nichts, sondern zog nur überrascht die Augenbrauen hoch. Dann berührten ihre weichen Lippen seinen Mund. Eine Sekunde lang war er versucht, dem Drängen ihrer
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