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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Empfangschefin und Sekretärin.
   »Guten Tag, mein Name ist Rosshaupt, kann ich bitte Herrn Steinhöfel sprechen?«
   »Das tut mir Leid, Frau Rosshaupt, er hat außer Haus zu tun und kehrt auch heute nicht wieder in die Kanzlei zurück. Kann ich etwas ausrichten?«
   Ihr Ton war höflich und distinguiert, sie hatte eine sympathische Stimme. »Nein danke, ich versuche es morgen noch einmal. Vorerst vielen Dank, auf Wiederhören«
   »Einen schönen Tag noch!« Im Rückspiegel sah sie die Front eines Busses auftauchen, der die Haltebucht ansteuerte. Schon hupte er. Ist ja gut, mein Gott, ich fahr ja schon! Entnervt startete sie den Transporter, hob beschwichtigend die Hand und fuhr weiter.
   In der Tiefgarage angekommen, stutzte sie, denn sie entdeckte Tobias Wagen auf seinem Stellplatz. Das bedeutete, dass er schon zu Hause war - wie schön! Erleichterung machte sich in ihr breit. Als sie das Treppenhaus betrat, sah sie auf dem Boden Blütenblätter verstreut liegen. Wer hat denn hier solch ein Chaos verursacht? Das Haus sah doch sonst immer wie geleckt aus.
   Der Lift kam und als die Tür aufschwang, sah sie im Aufzug einen üppigen Strauß roter Rosen in einer Vase stehen. Ein Kärtchen mit einem Willkommen…! war daran befestigt. Der Boden war ebenfalls mit Blütenblättern bedeckt. Sie war überrascht und ergriff das Kärtchen und klappte es auf: …in meinem Leben, von nun an bis an das Ende unserer Tage! In Liebe Tobias PS: Beeil dich und komm schnell rauf!
   Von Rührung ergriffen, begann ihr Herz heftiger zu schlagen. Sie drückte den Liftknopf, die Tür glitt zu und schon setzte sich die Kabine geräuschlos in Bewegung. Dieser Mann ist schon ungewöhnlich, dachte sie bei sich. Oben angekommen, empfing sie ein aufgeregt grinsender Tobias mit einem schiefen Lächeln.
   Er trug eine Kochschürze vor dem Bauch und hielt zwei Gläser Champagner in der Hand.
   »Herzlich Willkommen auf unserer Burg, die ich dir hiermit zu Füßen lege. Schön, dass du da bist!« Er küsste sie und drückte ihr ein Glas in die Hand. »Auf unser neues Leben!«
   »Auf unsere Liebe!«, erwiderte sie. Aus der geöffneten Wohnungstür strömten ihr köstliche Düfte entgegen.
   »Was ist das? Kochst du?«
   »Ich habe mir erlaubt, der Dame meines Herzens eine frisch erlegte Ente zu servieren, wenn Ihr also näher treten möget, Euer Hoheit!« Sie trat ein und fand den Esstisch wunderschön eingedeckt und geschmückt. Wie süß von ihm! Sie konnte sich nicht erinnern, schon einmal von einem Mann bekocht worden zu sein. Er verfügte wirklich über unglaubliche Talente. Mit den Rosen aus dem Lift kam er hinter ihr her und stellte den Strauß auf den Wohnzimmertisch. Er nahm ihr die Tasche ab, geleitete sie fürsorglich zu ihrem Platz und rückte ihr den Stuhl zurecht.
   Zum ersten Mal an diesem Montag begann sich die Enge in ihrer Brust zu lösen und einem neuen Gefühl Platz zu machen; einem Gefühl der Zuversicht und einer neuen Geborgenheit, die ihr seit dem Auszug aus ihrem Elternhaus abhanden gekommen schien.
   Sie genoss es, zum ersten Mal nicht selber kochen zu müssen, sondern von ihrem Liebsten bekocht zu werden. Sie sah Tobias beim routinierten Hantieren am Herdblock zu. Kurz darauf stellte er ihr ein kleines Amuse Geule auf den Teller und sagte dazu: »Entenleberterrine mit Walnusskernen an einem Blatt von Rucola, als kleinen Gruß aus der Küche, Euer Hoheit. Guten Appetit!«
   Bevor sie zu essen begannen, streichelte ihr Tobias glücklich die Hand und prostete ihr noch einmal mit dem restlichen Champagner zu. Danach reichte er rosa gebratene Barbarie-Entenbrust, dazu Rosenkohl mit Mandelsplittern und Kartoffelgratin, alles an einer kräftigen, dunklen Sauce. Es schmeckte köstlich, dieser Mann war ein Tausendsassa! Bewundernd zollte ihm Julia ihre Anerkennung und als sie schlussendlich auch noch frische Ananas mit Vanilleeis als Nachtisch kredenzt bekam, kapitulierte sie nach wenigen Bissen.
   »Also wirklich Tobias, es hat super geschmeckt, aber jetzt kann ich beim besten Willen nicht mehr. Ich danke dir. Weißt du, dass du der erste Mann in meinem Leben bist, der für mich gekocht hat?«
   »Wirklich? Na, dann werden wir das ab sofort einführen, ich koche nämlich gerne, musst du wissen. Nur für mich allein hat das bisher wenig Spaß gemacht. Ich freue mich, dass ich dich ein wenig verwöhnen darf, schließlich hast du heute Vormittag harte Stunden

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