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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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einem Prozess begegnet zu sein. Als Tobias nach dem Plausch mit Nob in sein Büro zurückging, blickte er routinemäßig auf das Display seines auf dem Schreibtisch liegenden Handys. Neue Nachricht!, blinkte es ihm hektisch entgegen.
   Julia hatte versucht ihn anzurufen, aber sie hatte nichts auf der Mailbox hinterlassen. Er rief sie umgehend zurück. Binnen Sekunden erklang ihre Stimme verzerrt und seltsam gehetzt, fast panisch an sein Ohr. Etwas musste passiert sein! Tobias erschrak. »Was ist los, was ist mit dir? Ist etwas passiert?«
   »Ja, das kann man wohl sagen! Stell dir vor, eben hat mich eine Ärztin aus der Uniklinik angerufen, dass ich meinen Mann abholen soll. Jörg ist heute entlassen worden und bräuchte dringend meine Hilfe. Ich bin auf dem Weg zum Krankenhaus. Mehr weiß ich im Augenblick auch nicht. Ich melde mich, wenn ich klarer sehe. Ciao!«
   Alle Farbe wich aus Tobias Gesicht. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Wieso war ihr Mann im Krankenhaus? Unruhe breitete sich in ihm aus. Er hatte immer einen guten Riecher, wie man so sagt, und deshalb viele Prozesse erfolgreich führen können. Sein Instinkt sagte ihm nun, dass etwas Unvorhergesehenes geschah, etwas, das bedrohlich werden konnte. Stand gerade sein frisches Glück mit Julia auf dem Spiel? Doch so sehr er auch darüber nachsann, im Moment konnte er nichts tun, nicht bevor es mehr Informationen gab.
   Er musste abwarten, was Julia ihm berichten würde.

Kapitel 18
     
     
    Julia konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Ärztin hatte sie am Telefon nur knapp informiert und gesagt, dass Jörg aus der Klinik nach Hause entlassen würde und ihre Hilfe benötige. Sie solle ihn am Haupteingang abholen. Man würde sich noch sprechen. Das war's!
   Wieso hatte sie nichts davon erfahren, dass er im Krankenhaus lag? Andererseits, wer hätte es ihr sagen sollen, wenn nicht Jörg selbst? Als sie vor dem Hauptportal einbog, konnte sie ihn nicht entdecken. Sie blieb vor dem Eingang mit offener Kofferraumklappe stehen, um nicht abgeschleppt zu werden, denn man durfte nur zum Patientenabholen so eng vor dem Eingang halten.
   Sie ging durch die Tür des Foyers und blieb einen Moment stehen, um sich zu orientieren. Ihr Blick heftete sich auf den Empfangstresen. Besucherinfo stand in blauen Lettern auf dem weißen Schild darüber. Daneben sah sie einen Patienten im Rollstuhl sitzen, mit einem großen Kuvert auf dem Schoß, neben sich einen braunen Koffer, eine Tasche und zwei Unterarmgehhilfen. Den Koffer und die Tasche kannte sie doch! Sie schaute noch einmal hin und erschrak. Dort saß Jörg!
   Sie erkannte ihn kaum wieder; wo waren seine Haare? Sie lief zu ihm. Als er sie ansah und versuchte zu lächeln, misslang dies.
   »Jörg, um Gotteswillen, was ist passiert?« Er nuschelte, kaum zu verstehen: »Lass uns hier erst einmal raus. Ich erkläre es dir unterwegs. Leg den Koffer über die Armlehnen und dann nichts wie fort von hier!« Julia befolgte seine Anweisung. »Musst du dich noch irgendwo abmelden?« 
   »Ist schon alles erledigt. Die Unterlagen und Entlassungspapiere habe ich hier drin.« Er klopfte auf das braune Kuvert. Sie schob ihn durch die Halle zum Auto.
   Vor der Beifahrertür stellte sie den Rolli ab und verstaute das Gepäck im Kofferraum ihres schwarzen Golfs. Sie wusste nicht, wie das mit dem Rolli gehen sollte und sah Jörg verzweifelt an. »Hilf mir aus dem Stuhl in den Sitz. Dann kannst du den Rolli zusammenklappen. Neben den Rädern sind zwei Sperrhaken, die musst du drücken. Sie bot ihm ihren Arm an, schwer stützte er sich daran ab. Dann ließ er sich in den Beifahrersitz gleiten. Sie half ihm, die Beine über die Einstiegsschwelle in den Fußraum zu bekommen.
   Dann versuchte sie, den Stuhl zusammenzufalten, es gelang nicht. »Beide Sperrhebel gleichzeitig drücken und dann seitlichen Druck, am besten mit den Knien ausüben!«, gab Jörg ihr Hilfestellung. Nun klappte es, und sie verstaute den Rolli hinter dem Fahrersitz. Sie war schweißnass und ihr Herz raste, tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
   »Fahr los, damit du aus der Parkverbotszone raus kommst! Die verstehen hier keinen Spaß!« Sie fuhr los.
   »Wohin soll ich dich fahren?«
   »Wohin wohl? Nach Hause natürlich!«, kam es mit Nachdruck von ihm.
   »Was ist mit dir passiert?« Sie konnte ihn nur kurz ansehen, weil der Verkehr ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte. Seine trüben

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