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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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hinter dir. Ich habe oft an dich gedacht und bedauert, dass ich dir nicht helfen konnte. Ich konnte ja schließlich schlecht mit in deine alte Bleibe gehen und beim Packen helfen. Du bist sehr tapfer gewesen, ruh dich ein wenig aus, während ich beginne, die Kartons hoch zu holen. Gottseidank gibt es den Aufzug, dann ist es sicherlich nicht ganz so schlimm. Ich habe dir schon ein wenig Platz im Kleiderschrank und im Bad gemacht. Ich weiß aber nicht, ob der ausreicht, um gleich alle Kartons auszupacken. Wahrscheinlich brauchen wir noch einen zusätzlichen Kleiderschrank. Wir werden sehen.«
   »Du bist so lieb zu mir, Tobias. Danke!«
   Tobias behielt Recht. Es erwies sich als gänzlich unmöglich, alle Kartoninhalte unterzubringen und so stapelten sie einige vorerst im Nebenraum.
   Zwei Tage später beendeten Julia ihren Urlaub und nahm ihre Arbeit wieder auf. Anfänglich war es ihr mehr als einmal passiert, dass sie, ohne nachzudenken, den falschen Heimweg einschlug und sich in Harvestehude vor ihrem Haus wieder fand, wo sie ihren Irrtum erst bemerkte.
   Peinlich war ihr das, und sie erwähnte davon Tobias gegenüber kein Wort. Es dauerte gute drei Wochen, bis sie sich mit ihm auf ihr neues gemeinsames Zusammenleben eingestellt hatte. Dieser Mann tat ihr unendlich gut, und sie fühlte sich von ihm sehr verwöhnt. Da er es als Single gewohnt war, alle Dinge des Alltags selber zu erledigen, brauchte sie sich zunächst im Haushalt um nichts zu kümmern.
   Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr Jörg während ihrer Ehe zum Pascha geworden war, weil sie sich um alles allein gekümmert hatte, wie Hausputz, Wäsche, Kochen, Garten, Einkaufen und dergleichen mehr. Jörg hingegen hatte sich allem Irdischen gern entzogen und sich nur um seine Musik und seine Schüler gekümmert. 
   Sie fühlte sich sehr glücklich und im wahrsten Sinne angekommen. Auf einmal erschien ihr die gemeinsame Zeit mit Jörg wie eine alte, abgelegte Erinnerung aus fernen Tagen.

Eines Abends, Mitte August war bereits vorbei, kam Tobias mit einem kleinen Stapel Hausexposés heim, die er vom Makler bekommen hatte. Begeistert zeigte er ihr seine Favoriten. »Schau, dieses Haus hier liegt in Poppenbüttel, ich bin schon einmal dort vorbei gefahren und muss sagen, dass es von außen sehr ordentlich aussieht. Was hältst du davon?«
   »Willst du wirklich deine Wohnung hier aufgeben und in ein Haus ziehen?«. Zweifelnd sah sie ihn an, erkannte aber sofort die Begeisterung in seinen Augen.
   »Klar! Ich habe schon lange davon geträumt, in Poppenbüttel zu wohnen. Du weißt, dass es nicht einfach ist, überhaupt in der Gegend dort eine Immobilie zu finden, die zum Verkauf steht. Der Makler versicherte mir, dass wir nicht enttäuscht sein werden, wenn wir sie uns ansehen. Du hast mir meine Wohnung ja gleich am ersten Tag madig gemacht, und seither habe ich keine Lust mehr hier zu wohnen. Außerdem wäre es für unsere Kinder nicht wirklich lustig, hier, mitten in der Stadt zu leben.«
   »Ach Tobias, ich freue mich riesig auf ein neues Heim, das wir gemeinsam gestalten können. Du hast Recht, mir fehlt mein Garten doch, auch wenn ich es natürlich in einer Wohnung sehr viel einfacher habe. Meinst du denn, dass wir uns das überhaupt leisten können?«
   »Wenn es uns gefällt, wird sich das schon finden. Also, fahren wir morgen hin und machen eine Besichtigung?« Sie nickte glücklich, dann umarmten sie sich und standen einige lange Momente innig ineinander versunken unbeweglich im Raum und träumten von ihrem gemeinsamen neuen Heim.

Das Haus gefiel ihnen auf Anhieb. Sie hatte es bereits gewusst, bevor sie es betrat. Alles machte einen sehr gepflegten Eindruck. Die Maler hatten gerade die leeren Räume frisch geweißt, und es wirkte sonnig und einladend.
Der Makler erklärte, dass der Ehemann der Besitzerin vor einem halben Jahr verstorben und seine Witwe nun zu ihren Kindern nach Süddeutschland gezogen sei, da sie es allein in diesem Haus mit den vielen Erinnerungen nicht mehr hatte ertragen können.
   Die Raumaufteilung war für ihrer beider Bedürfnisse ideal. Im Obergeschoß waren drei Zimmer und ein Bad und das Erdgeschoß beherbergte eine geräumige Wohnküche und einen L-förmig geschnittenen Wohn-/ Essbereich - mit Blick in einen zwar kleinen, aber sehr schönen Garten. 
   Das Haus war fünfundzwanzig Jahre alt und vor fünf Jahren aufwändig renoviert worden, so dass es keinen nennenswerten

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