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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Deshalb dachte ich, dass wir uns eingedenk der alten Zeiten vielleicht persönlich voneinander verabschieden sollten. Schließlich sind wir ja nicht im Streit auseinander gegangen, oder?« 
Sie hatte gewonnen.
   »Okay, nachher gegen ein Uhr bei Toni?«  
   »Bring ein wenig Zeit mit... «, fügte sie noch hinzu, dann war auch dieses Gespräch beendet.
   Tobias runzelte die Stirn. Was war heute Vormittag nur los? Mit einem Anruf von Sylvia hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Ihre Andeutung, von Hamburg wegzugehen, ließ ein weiteres Verlustgefühl in ihm entstehen. Zu blöd, schließlich hatten sie sich getrennt, nicht im Streit, aber wegen unüberbrückbarer Gegensätze. Eigentlich war es ja nett von ihr, sich von ihm persönlich verabschieden zu wollen, besser als hätte er es später von Dritten erfahren, beruhigte er seine misstrauischen Gedanken.

Als sei der letzte Besuch gestern und nicht schon ein knappes halbes Jahr her gewesen, nickte ihm Toni wie immer zu und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er bereits erwartet wurde. Tobias sah zu ihrem Lieblingstisch, und da saß sie und lächelte ihm entgegen. Sie sah atemberaubend schön aus. Ihre sorgfältig frisierten Haare hatte sie ein wenig länger wachsen lassen, so dass sie nun bis knapp zu den Ohrläppchen reichten. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug mit einer strahlend weißen Bluse. Ihr Outfit entsprach dem förmlichen Hamburger Business-Dresscode. Früher hatte sie sich ein wenig legerer gekleidet, nicht so förmlich wie jetzt.
   Es musste Veränderungen gegeben haben. Na, er war gespannt auf die Neuigkeiten, die sie ihm gleich erzählen würde. Sie stand auf, um ihn zu begrüßen und ließ keine Zweifel darüber aufkommen, dass sie die Begrüßung Same procedure as every year wünschte.
   Er ging darauf ein und nahm ihre Taille in beide Hände und küsste sie einmal links, einmal rechts und... sie spitzte ihren Mund - einmal auf den Mund. Ihr Lippenstift schmeckte fruchtig. Ein wenig unsicher lächelte er sie an, dann nahm er ihr gegenüber Platz.
   »Gut siehst du aus, ich muss schon sagen. Eine gute Idee von dir!«
   »Nicht wahr? Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von dir behaupten, aber du siehst mitgenommen aus. Sorgen?«
   »Naja, das Übliche halt«, versuchte er abzulenken.
   »Hast du schon bestellt?«
   »Ja, ich war so frei. Ich habe dir dein Lieblingsessen bestellt: Scampi vom Grill, Salat und Reis mit Weißweinsud. Dazu ein Glas Pinot Grigio und ein Glas Wasser. Ist das richtig so?«
   »Ja, perfekt! Du kennst meinen Geschmack noch immer. Vielen Dank für die Einladung!«
   »Oh gerne, ich freue mich riesig, wieder einmal mit dir zusammen zu sitzen.«
   »Erzähl', was hast du in der Zwischenzeit getrieben? Wieso willst du weg aus Hamburg?«
   »Ich bin hier nicht mehr glücklich. Seit wir zwei unsere, sagen wir mal - Gedenkpause eingelegt haben, geht es mir nicht wirklich gut, und ich treibe mich herum. Du weißt ja, dass ich nicht allein zuhause sitzen kann. Ich spiele, ich treffe mich mit Kollegen, ich versuche mich zu amüsieren, aber es macht mir keinen richtigen Spaß. Da habe ich gedacht, ein kleiner Ortswechsel würde mir vielleicht gut tun. Und du, was hast du gemacht?«
   Beim Stellen dieser Frage legte sie ihre Hand auf seine und drückte sie. Sie fühlte sich warm und weich an. Er ließ es zu, und, noch während er nach einer passenden Antwort suchte, begann sie, mit ihrem Fuß langsam an seinem Hosenbein empor zu wandern. Ein Schauer überkam ihn, das ging nun wirklich zu weit, und er zog die Hand und das Bein zurück und sah in ihre glänzenden Augen. Sie waren voller Aufmerksamkeit und Interesse.
   Wie lange kannten sie sich eigentlich schon? Sechseinhalb Jahre! Ihn überkam ein Gefühl alter Vertrautheit, aber das durfte nicht sein! Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ihrer Einladung gefolgt zu sein.
   »Ich habe mich erst einmal zurückgezogen. Ich hatte keine Lust auf Ausgehen und so. Ich habe viel gelesen und es mir zuhause gemütlich gemacht. Im Sommer war ich ab und an zum Segeln. Sonst nichts weiter.«
   »Sonst nichts weiter?« Wieder begann ihr Fuß an seinem linken Hosenbein empor zu wandern. »Andere Frauen?«
   »Sylvia, lass das bitte! Er versuchte, amüsierte Entrüstung zu spielen.
   »Mache ich dich nervös? Aber nicht doch, wir sind doch fast schon wie ein altes Ehepaar, da wird man nicht mehr

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