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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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einem etwas mitleidigen Lächeln. »Fühlen Sie sich heute besser, Frau Rot?«
    Fanni nickte kraftlos. Erwin Hanno hatte also tatsächlich alles herumgetratscht, hatte sie als Verrückte hingestellt – als übergeschnappt, hysterisch, meschugge.
    Fanni stürzte in Tante Luises Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Luise schnitt ein Gesicht, als sie Fanni sah. »Ich kenne niemanden, der heute nicht über dich spricht. Über die Frau, der unser Pfleger Roland als Leiche auf der Treppe erschienen ist. Eine recht lebenslustige Leiche, würde ich sagen.«
    »Ist Roland etwa wieder im Dienst?«, japste Fanni.
    Tante Luise verneinte. »Das nicht, aber er hat sich gemeldet.«
    »Gemeldet«, wiederholte Fanni dümmlich. »Bei wem?«
    »Mit einem bündig gefassten Schreiben bei der Heimleitung und mit einer lustigen Karte bei Schwester Monika. Sie hat sie mir gezeigt. Vorne drauf sind hohe, schroffe Felszacken abgebildet. Ein winziges Männchen versucht, mittels einer Leiter ein Edelweiß zu erreichen, das auf der höchsten Spitze wächst – ulkig.«
    »Und was steht auf der Rückseite?«, fragte Fanni unwirsch.
    Tante Luise dachte einen Moment lang nach, dann heftete sie den Blick auf einen Packen Zellstofftücher, der auf einem Tischchen neben ihrem Rollstuhl lag, als ob sie den Text dort ablesen könne. »Hallo Monika, mein Goldkind, hier in den Bergen ist es so schön, dass ich einfach nicht wieder weggehen kann. Ich habe mich deshalb entschlossen, auf der Zellerhütte als Aushilfe einzuspringen, zumal der Wirt händeringend nach jemandem sucht, der was vom Kellnern, vom Bettenbeziehen und vom Kochen versteht. Schade ist bloß, dass du nicht bei mir sein kannst. Bussi, dein Roland.«
    »Sind die beiden ein Paar?«, fragte Fanni.
    Tante Luise blinzelte. »Paar! Wenn uns das sagt, dass sich die beiden gepaart haben, dann ja. Aber so gesehen sind auch Roland und Schwester Maria ein Paar, Roland und Schwester Else, Roland und … Ich denke nicht, dass du die Namen alle behalten kannst.«
    »Er hatte mit sämtlichen Schwestern Affären?«, fragte Fanni.
    »Die beiden Verwaltungsangestellten hat er auch nicht links liegen lassen«, antwortete Tante Luise trocken.
    »Aber warum hat er dann nur an Monika geschrieben?«, wunderte sich Fanni. »Oder haben auch die anderen Karten bekommen?«
    Tante Luise schüttelte den Kopf. »Nein, und das irritiert sie wohl mehr, als sie zugeben.«
    Fanni bemühte sich, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. »Roland zog Frauen offenbar an wie eine Matratze Milben. Was hatte er denn, das ihn so begehrenswert machte? Eine gute Partie ist er ja nicht gewesen mit seinem Pflegergehalt.« Plötzlich merkte sie, dass sie nicht nur laut, sondern auch in der Vergangenheit von Roland gesprochen hatte. Sie biss sich auf die Lippen.
    Tante Luise hob lehrerhaft den Zeigefinger. »Charme, Fannilein, Schmelz, Sex-Appeal. Das, was die großen Frauenhelden alle hatten – Casanova, Don Juan … Wer fragt schon Belami nach Geld?«
    Fannis Kehle kitzelte ein Lachen, denn Tante Luise war geradezu ins Schwärmen geraten.
    »Und glaub bloß nicht«, fuhr Luise fort, »dass wir alten Schachteln hier nicht mehr auf galante Burschen scharf sind. Was meinst du, wie vollgestopft das Kaffeestüberl ist, wenn Roland die Denksportstunde abhält.« Sie lächelte spitzbübisch. »Weißt du, Fannilein, solang dein Hirn noch funktioniert und du wenigstens noch aufrecht sitzen kannst, ist’s wirklich spaßig hier. Jede Menge Abwechslung: Kaffeekränzchen mit Schwester Inge, Denksport mit Schwester Maria oder eben – um Klassen besser – mit Pfleger Roland, Bewegungstherapie mit Schwester Else, und zwischendurch hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen.«
    Fanni nickte ihr wohlmeinend zu. »Wäre ja furchtbar, wenn es dir nicht gefallen würde in der Katherinenresidenz.«
    Tante Luise tätschelte Fannis Hand. »Es gefällt mir ausnehmend gut. Und wie mir scheint, könnte es ab jetzt sogar richtig spannend werden.«
    Fanni sah sie fragend an.
    Die Tante lachte keckernd. »Mir machst du nichts vor, Fannilein. Ich seh doch, wie es hinter deinen Stirnfalten arbeitet. So wie du dich für Roland interessierst, dürfte klar sein, dass du es nicht auf dir sitzen lassen willst, in der Katherinenresidenz als Übergeschnappte zu gelten. Am liebsten würdest du dich gleich auf den Weg zur Zellerhütte machen, um nachzusehen, ob Roland wirklich dort ist.«
    Die Denksportstunden in der Katherinenresidenz scheinen geistig wirklich fit

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