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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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mulmig. Ein sonniger Sonntagnachmittag! Kaffeetrinken mit Verwandten im Freien! Jede Erlenweiler Nase würde am Gartenzaun kleben.
    »Frau Rot«, kam es plötzlich von hinten. »Wollen wir nicht lieber am Klein-Hof aussteigen? Da sieht uns keiner.«
    Fanni schluckte.
    »Mama sagt immer«, fuhr Ivo fort, »die Leute von Erlenweiler finden mehr als genug zum Klatschen. Nicht nötig, sie noch extra mit Futter zu versorgen.«
    Kluge Frau, die Olga aus Tschechien! Und ihr Sohn ist ein ganz gewitztes Bürschchen! Aber das zeigt sich ja nicht zum ersten Mal!
    Bevor Fanni zu einer Antwort fand, sagte Sprudel: »Du hast recht, Ivo. Endstation Klein-Hof.«
    »Prima«, rief Max, »ich muss dem Ivo sowieso einsagen, wenn er bei sich daheim vom Hof am Gunst erzählt. Gell, Ivo, du hast dir nicht alles merken können.«
    Sprudel ließ also den Erlenweiler Ring links liegen und setzte den Blinker erst an der Abzweigung zum Klein-Hof.
    »Ich kann Ihre Sachen auf der Schubkarre über die Wiese hinunterfahren, Frau Rot«, bot Ivo an, nachdem Fannis Gepäck ausgeladen war.
    Fanni lehnte lächelnd ab. »Die Tasche ist gar nicht schwer, die Kühlbox fast leer, und der Rucksack sitzt ganz locker auf dem Rücken.« Sie wandte sich an Max. »Eine Stunde, mehr Zeit bleibt dir nicht. Leni wird bald da sein, dann müsst ihr zurück nach Nürnberg.«
    Max nickte verständig. »In einer Stunde steh ich bei dir auf der Matte.«
    »Und vergiss deinen Rucksack nicht«, mahnte Fanni und deutete auf das Gepäckstück ihres Enkels, das am Wassergrand lehnte.
    Max reckte den Daumen hoch, dann stoben die Buben auf die Scheune zu, hinter der dumpfe Schläge ertönten. Die Kleins mussten den sonnigen Tag offenbar nutzen, um Heu einzubringen oder sonst etwas zu tun, wofür ein Bauer Schönwetter benötigte. Deshalb hatten sie wohl auch die Ankunft des Wagens nicht mitbekommen.
    »Ich melde mich bei dir«, kündigte Fanni an, bevor Sprudel wieder in sein Auto stieg. »Morgen, sobald ich von meinem Besuch bei Tante Luise zurück bin.«
    Sprudel nickte, strich ihr zärtlich über die Wange und fuhr davon.
     
    Fanni hatte ihre Tasche ausgepackt und war dabei, den Rucksack in Angriff zu nehmen, als Leni zurückkam.
    »Das Jagdhaus der Böckls«, berichtete sie, nachdem sie ihre Mutter begrüßt hatte, »ist nur eine winzige Winzigkeit größer als dein Hütterl am Birkenweiler Hügel.« Sie grinste. »Vier Bäder, acht Schlafzimmer, riesige Terrasse. Zwanzig Gäste waren eingeladen.«
    Fanni schüttelte sich, als käme sie aus einem Regenschauer.
    Leni lachte übermütig. »Ich weiß, das Beste an deinem Hütterl ist ja gerade, dass höchstens zwei Leute hineinpassen.«
    »Allerdings«, meinte Fanni und erkundigte sich nach den anderen Gästen der Böckls.
    »Na ja, gut die Hälfte der Gäste waren Jäger, würde ich sagen«, antwortete Leni. »Ansonsten: drei Stadträte aus Deggendorf, ein paar tschechische Verwandte von Jonas’ Frau und einige gute Freunde von Jonas und Eva, so wie Marco und ich.« Sie runzelte die Stirn. »Wegen einem dieser Freunde gab es ziemliche Aufregung, weil er seit Tagen nicht erreichbar ist. Jonas hat sich ernsthaft Sorgen gemacht. Dieser Roland wollte eigentlich schon am Freitagabend mit ihm zusammen nach Klattau fahren und ihm beim Bettenbeziehen helfen. ›Niemand kann das so gut wie Roland‹, meinte Jonas, ›er ist nämlich als Pfleger in einem Seniorenheim beschäftigt.‹«
    Roland Becker! Willst du deiner Tochter nicht erzählen, dass du ihn blutverschmiert auf der Hintertreppe der Katherinenresidenz gesehen hast?
    Doch, dachte Fanni, das werde ich. Das werde ich auf der Stelle. Und ist es nicht höchste Zeit, dass auch Marco davon erfährt? Roland hat sich in den vergangenen Tagen weder bei seiner Vermieterin noch bei Jonas gemeldet, in dessen Jagdhaus er offenbar das Wochenende verbringen wollte; ebenso wenig ist Roland – wie uns jemand glauben machen wollte – auf der Zellerhütte. Ist das nicht genug Handhabe für Marco, Nachforschungen zu Rolands Verbleib anzustellen?
    Leider kam Fanni nicht mehr dazu, mit ihrer Tochter über Roland Becker zu sprechen. Max schneite herein, und ehe sie es sich’s versah, waren die beiden auf dem Weg nach Nürnberg.
    Schon kurz darauf kam Hans Rot nach Hause.
    »Du, Hans«, sagte Fanni, nachdem er es sich mit einer Flasche Bier in einem Gartenstuhl bequem gemacht hatte. »Am Samstag wollte ich mit dem Wagen wegfahren, aber er ist einfach nicht angesprungen.«
    Hans Rot stöhnte.

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