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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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sagte er zu Fanni: »Vor dem Supermarkt, bei dem du geparkt hast, gibt es so eine Hähnchenbraterei wie auf den Volksfesten. Warum überraschst du deinen Mann nicht mit einem gegrillten Hühnchen zu Mittag?«
    Fanni grinste. »Hans wird begeistert sein.«
    Als sie in Sprudels Wagen stieg, sah sie an ihrer Schuhsohle etwas aufglänzen. Sie schaute genauer hin und erkannte, dass sie sich einen Reißnagel eingetreten hatte.
     
    Die Fahrt zum Supermarktparkplatz dauerte nur wenige Minuten. Bevor Fanni die Autotür öffnete, sagte sie: »Am Nachmittag werde ich Tante Luise besuchen. Womöglich hat sie es geschafft, Rolands Code zu knacken.« Sie zögerte. »Magst du mitkommen? Ich habe Luise schon von dir erzählt. Ich vertraue ihr, sie wird nicht petzen bei Hans.«
    Sprudel lehnte ab. »Die Tante vielleicht nicht. Aber im ganzen Haus wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten, dass Fanni Rot in Begleitung eines fremden Herrn kam. Irgendjemand wird herausfinden, um wen es sich dabei handelte, und es morgen oder übermorgen deinem Mann stecken. Wir wollen nicht vorsätzlich Ärger heraufbeschwören, Fanni.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Dann melde ich mich bei dir, sobald ich die Katherinenresidenz wieder verlassen habe.«
    Sprudel nickte und stieg aus.
    Fanni sah ihn fragend an. »Fährst du nicht nach Hause?«
    »Doch«, antwortete Sprudel. »Aber zuvor hole ich mir auch ein Brathähnchen als Mittagessen.«

9
    Als Fanni um zwei Uhr nachmittags zu Tante Luise ins Zimmer trat, lehnte eine der Schwestern an der Tischkante und hielt offenbar einen Plausch mit ihr.
    Das ist diejenige, die Rosmarie auf dem Foto erkannt hat.
    Ja, dachte Fanni, das ist Schwester Inge, einer der beiden Vektoren, die nach Windischgarsten weisen. Es trifft sich gut, dass sie nichts Besseres zu tun hat als mit Luise zu palavern.
    »Wir haben uns gerade über die Region unterhalten, in der diese Zellerhütte liegt, wo sich Roland gerade aufhält«, sagte Luise zu Fannis Begrüßung. »Leider bin ich nie dort gewesen.«
    »Und Sie, Schwester Inge?«, fragte Fanni.
    Die Schwester sah sie erschrocken an. »Nein, nein, ich auch nicht.«
    »Ach«, entgegnete Fanni. »Und ich meinte mich zu erinnern, dass ich Sie mal im Dilly’s gesehen hätte.«
    Schwester Inge schluckte.
    »Im Dilly’s in Windischgarsten«, sagte Fanni betont.
    »Windischgarsten, ja, natürlich.« Schwester Inge bemühte sich sichtlich, den Eindruck zu vermitteln, als wäre ihr eben erst ein Licht aufgegangen.
    »Nette Hotelanlage«, fuhr Fanni fort. »Aber nicht billig.«
    Schwester Inge kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich … ich hab den Aufenthalt dort geschenkt bekommen. Selbst könnte ich mir so etwas gar nicht leisten.«
    »Schwester Inge, Schwester Inge!« Tante Luise drohte schelmisch mit dem Finger. »Sie scheinen ja einen spendablen Freund zu haben.«
    Inge schüttelte den Kopf. »Frau Rot, Sie wissen doch, dass ich unglücklich verheiratet war und erst vor Kurzem geschieden wurde.«
    »Und wer hat Ihnen dann dieses Geschenk gemacht?«, fragte Luise unumwunden.
    Schwester Inge blieb die Antwort schuldig.
    Da sagte Fanni: »Es war kein Geschenk. Es war eine Belohnung, ein Entgelt.«
    Schwester Inge wurde blass.
    Ganz schön frech, was du da von dir gibst, Fanni!
    Frech? Das Wort brachte sie ins Schlingern. Die fünf Buchstaben standen plötzlich vor ihren Augen und ließen sich nicht wegwischen.
    Frech!
    Das ist ein Attribut für Kinder, dachte Fanni. Wenn Minna sagen würde: »Oma, du bist heute angezogen wie eine Vogelscheuche«, dann wäre das frech. Kinder sind oft frech. Sie gehen zu weit, weil sie die Grenzen erst ausloten müssen. Erwachsene gehen auch zu weit. Aber das kann man genauso wenig mit dem Wort »frech« bezeichnen, wie man das Verhalten eines ausgewachsenen Elefanten oder Nilpferds als »frech« bezeichnen würde. Erwachsene sind dreist oder ungehobelt, taktlos oder grob. Bei Erwachsenen muss man differenzieren.
    Bist du noch bei Trost, Fanni? Willst du nun Informationen von Schwester Inge bekommen, oder willst du über die richtige Wortwahl nachgrübeln?
    »Wer gute Arbeit leistet«, vernahm sie plötzlich von Schwester Inge, »der verdient sich halt auch eine Belohnung.«
    Bevor Fanni verdauen konnte, was sie gehört hatte, sagte Luise: »Die Heimleitung hat Ihnen ein Wochenende in diesem Dilly’s bezahlt? Nobel, nobel.«
    Schwester Inge wand sich. Ein Piepton erlöste sie. Hastig lief sie hinaus.
    Fanni sah Tante Luise an. »Was meinst du? Werden

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