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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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»Dahingehend interpretierst du also Rolands Aufzeichnungen. Du glaubst, Hanno nimmt die Senioren in der Katherinenresidenz auf ganz infame Art und Weise aus und Roland hat, so weit ihm das gelang, darüber Buch geführt, um den Nachweis zu erbringen.«
    »Bist du noch nicht auf diesen Gedanken gekommen?«, fragte Fanni. »Aber es ist ja auch nur eine Möglichkeit unter vielen.«
    »Allerdings eine recht plausible«, sagte Sprudel.
    Schweigend gingen sie weiter.
    »Fragt sich also«, resümierte Sprudel nach einiger Zeit, »ob dieser Schwiegervater nur als Alibi amtiert oder ob er wirklich so spendabel ist.«
    »Wie sollen wir das herausfinden?«, fragte Fanni murrend.
    »Wir müssen halt mit ein paar Leuten vom Personal der Katherinenresidenz reden«, erwiderte Sprudel. »Der Hausmeister könnte uns eine ganze Menge zu erzählen haben, und Schwester Inge …«
    Fanni seufzte. »Ich habe das Gefühl, wir geraten immer weiter in eine Sackgasse, Sprudel.«
    »Das tun wir allerdings«, antwortete er und blieb abrupt stehen.
    Sie waren nach der Alpspitzstraße noch ein-, zweimal abgebogen und befanden sich nun am Ende einer Häuserzeile.
    Der Weiterweg war von Steinbrocken versperrt, die wie Wächter über die Wildnis wirkten, die sich dahinter ausbreitete: Sträucher, Efeu, Grasbüschel, Röhricht, alles wucherte durcheinander.
    »Ein verfallenes Haus auf einem brachliegenden Grundstück«, murmelte Sprudel. »Hier in diesem gepflegten Viertel.«
    Erst jetzt erkannte Fanni, dass die Steinbrocken von einer fast zerstörten Mauer stammten, und als sie den Blick hob, entdeckte sie in einiger Entfernung ein bemoostes Hausdach.
    »Brünnsteinstraße 17«, las Sprudel von einer Platte aus Ton ab, die zerbrochen vor seinen Füßen lag.
    Fanni machte ein paar Schritte hinter die einstige Grundstückseinfassung und versuchte, durch das Dickicht zu spähen. »Ob wohl das Haus noch bewohnt ist?«
    »Schwer vorstellbar«, antwortete Sprudel. »Die Bewohner bräuchten eine Machete, um zu ihrem Domizil vorzudringen.« Er warf ihr einen alarmierten Blick zu. »Du wirst es doch nicht herausfinden wollen?«
    Fanni schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen sowieso zurück zum Wagen«, sagte sie nach einem Blick auf die Armbanduhr. »Es ist schon nach elf.«
    Sprudel war in ein Geviert aus Bretterwänden getreten, das sich nur wenige Meter innerhalb der Grundstücksbegrenzung befand und den Einsturz der Mauer unbeschadet überstanden hatte. Es mochte einmal als Unterstand für die Mülltonnen gedient haben.
    »Oh«, hörte Fanni.
    Sie folgte ihm und versuchte, ihm über die Schulter zu blicken. Sprudel machte ihr Platz.
    »Oh«, kam es nun auch von Fanni.
    Offenbar waren hier Jugendliche zu einer Art Fete zusammengekommen. Haufenweise Müll lag herum, Reste von Schokoriegeln, Keksen, Chips samt den Fetzen der zugehörigen Verpackungen, eine vergessene Socke, ein zerrissener Schal, ein Häufchen Reißnägel, das Ausläufer nach links und rechts bildete, und außerdem jede Menge leerer Schnapsflaschen, einige davon in Scherben, dazwischen eingetrocknete Pfützen von Erbrochenem.
    Sehen so die Schlupfwinkel aus, in denen sich die Kids zum Komasaufen treffen?
    Anscheinend, dachte Fanni.
    Sprudel schaute nachdenklich auf den Unrat. »Haben es die Jugendlichen heutzutage satt, in hübschen Häusern zu wohnen, wo klares Wasser aus einem glänzenden Hahn fließt, neben dem ein flauschiges angewärmtes Handtuch hängt, wo …«
    Fanni ließ ihn nicht weitersprechen. »Ach Sprudel.« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn weg.
     
    Eilig liefen sie die Brünnsteinstraße zurück und fanden sich in der Wendelsteinstraße wieder. Dort wussten sie nicht, ob sie nun nach rechts oder links abbiegen mussten, um zur Zugspitzstraße zurückzugelangen.
    »Das ist ja wie in einem Labyrinth hier«, beschwerte sich Fanni.
    »Einem Labyrinth, in dem die Namen oberbayrischer Berge für beträchtliche Konfusion sorgen«, stimmte ihr Sprudel zu.
    Sie versuchten es links, doch nach etwa zweihundert Metern mündete die Straße in einen Waldweg. Hastig eilten sie zurück, versuchten es rechts und kamen wieder in die Alpspitzstraße.
    »Es kann jetzt nicht mehr weit sein«, sagte Sprudel.
    Das wäre es auch nicht gewesen, wenn sie nicht noch mal eine falsche Abzweigung gewählt hätten.
    »Halb zwölf«, stöhnte Fanni, als sie endlich vor Sprudels Wagen standen.
    Sprudel betätigte die Entriegelung, blieb jedoch neben der Fahrertür stehen. Über das Autodach hinweg

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