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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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Oberteil.«
    Fanni konnte Rolands Verhalten gut nachvollziehen. Es passt nicht, dachte sie. Es passt nicht zu einem, der en gros Geschäfte mit Medikamenten betreibt.
    Sie setzte sich an den Tisch, stützte die Ellbogen auf, legte das Gesicht in die Handflächen und kniff die Augen zu.
    Konzentrier dich! Welche Lösung erscheint logisch, stichhaltig, einleuchtend, sinnvoll …
    Hinter ihren geschlossenen Lidern tanzten Sterne, als sie sich darüber klar war.
    »Es muss umgekehrt sein«, rief sie so laut, dass in Luises antiker Vitrine die Gläser klirrten. »Nicht Roland handelt mit Medikamenten und auch niemand sonst vom Personal, sondern Hanno selbst. Deshalb hat er es auch den anderen so strikt verboten. Deshalb kann er sich die teuren Anzüge und protzigen Armbanduhren leisten, die ihm wohl kaum sein Schwiegervater kauft. Roland ist Hanno draufgekommen, hat die Verkäufe aufgelistet und war kurz davor, ihn auffliegen zu lassen. Deshalb hat Hanno ihn umgebracht. Und damit bestätigt sich auch meine anfängliche Theorie, dass Hanno der Mörder sein muss. Es fügt sich nahtlos zusammen!«
    Luise bewegte stumm die Lippen, als würde sie beten. Fanni nahm an, dass sie sich bemühte zu erfassen, wie alles zusammenhing.
    Nach einer Weile fragte sie gedankenvoll: »Und was hat Hanno mit dem toten Roland gemacht?«
    Als Fanni es ihr erklärt hatte, schüttelte Luise den Kopf. »Wenn von uns Alten hier einer stirbt, dann läuft das so: Die Leiche wird ins Leichenkammerl geschafft.« Sie winkte ab, als Fanni dagegen Einspruch erheben wollte. »Ja, schon gut, offiziell heißt es ›Aussegnungsraum‹. Dort wird sie aufgebahrt, bis der Bestatter sie abholen kommt. Der bringt einen Sarg mit, packt sie ein und servus.« Luise hob den Zeigefinger. »Hast du gehört, Fanni? Der Bestatter bringt den Sarg mit, und er packt sie hinein!«
    »Ja, das habe ich verstanden«, entgegnete Fanni. »Bei Bonner aber ist es anders gelaufen, und ich weiß auch, warum. Als die Herren vom Bestattungsinstitut mit dem Sarg eintrafen, konnten sie Bonner nicht mitnehmen, weil der Totenschein fehlte. Deshalb mussten sie wieder abziehen und später noch mal kommen. Den Sarg haben sie natürlich inzwischen stehen lassen.«
    Luise nickte. »Hanno hat dafür gesorgt, dass ihm ein leerer Sarg zur Verfügung steht, und er hat ihn doppelt …« Sie unterbrach sich und deutete hinaus auf die Allee, deren mittlerer Teil über die Balustrade des Balkons hinweg gut einzusehen war. »Dein Mann ist im Anmarsch. Willst du dich lieber verdrücken? Er wird sonst wissen wollen, was du außertourlich hier machst.«
    Fanni war an die Scheibe getreten und beobachtete Hans Rot, der abwartend stehen geblieben war.
    Wem blickt er denn entgegen?
    Gleich darauf sah sie es. Benat und Hanno kamen auf ihn zu. Er grüßte, sie grüßten zurück. Dann sagte einer der Herren etwas, und Hans Rot antwortete sichtlich geschmeichelt. Sie kamen ins Gespräch.
    »Ich nehme die Hintertreppe«, sagte Fanni und schaute Luise mit gespielter Strenge an. »Und verrate bloß Hans nichts von unseren Ermittlungen, Tante Luise.«
    Luise legte ihre beiden Zeigefinger überkreuzt auf die Lippen.
    Fanni nickte ihr zu, dann wandte sie sich zur Tür. Dort drehte sie sich noch mal um. »Wer wohnt eigentlich in dem Apartment neben dir, dessen Balkon an deinen grenzt?«
    Luise sah sie irritiert an. »Die Nagel natürlich. Seit Tagen reden wir doch von ihr und davon, dass sie es nicht mehr lang macht. Spätestens zum Wochenende werde ich eine neue Nachbarin haben.«
    Fanni wollte die Tür schon öffnen, da unterbrach sie ihr Vorhaben erneut. »Ich lasse mein Handy eingeschaltet. Ruf mich an, falls dir noch etwas zu den Kürzeln einfällt. Je mehr wir darüber herausfinden, desto besser ist das für die Ermittlungen. Hast du die Nummer aufgehoben, die ich dir neulich aufgeschrieben habe?«
    Luise deutete auf die Kommode neben ihrem Esstisch, wo in einem geschnitzten Kästchen diverse Zettel steckten, und machte das Victory-Zeichen.
    Fanni winkte ihr lachend zu und verließ endlich das Zimmer.
     
    Sie hastete die Hintertreppe hinunter, stieg in ihren Wagen und fuhr davon. Beim Einbiegen in die Hauptstraße riskierte sie einen Blick aus dem Seitenfenster und sah, dass sich Hans Rot noch immer mit Benat und dem Pflegedienstleiter unterhielt.
    Fanni fuhr weiter bis zu einer Parkbucht an der Mettener Straße, wo sie kurz anhielt, um mit Sprudel zu telefonieren.
    »Mir bleibt genügend Zeit heute«, sagte sie,

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