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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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Verdacht, dass von da drüben gehorcht wird?
    »Schwester Monika, Schatzilein«, zwitscherte Luise, kaum dass die Schwester eingetreten war. »Ich fühl mich unten herum ganz nass.«
    Die beiden verschwanden im Badezimmer.
    Fanni zögerte keinen Augenblick, an der Tür zu horchen.
    »Eine Frischzellenkur«, lachte Schwester Monika, »aber Frau Rot, das haben Sie doch nicht nötig.« Gleich darauf klang ihre Stimme ernst. »Das ist doch reine Abzocke. Alles bloß Sprüchemacherei. Solche Mittel haben längst nicht die Wirkung, die uns gewisse Anzeigen in Illustrierten glauben machen wollen.«
    Was Luise darauf sagte, konnte Fanni nicht verstehen. Die Antwort von Schwester Monika hörte sie jedoch wieder klar und deutlich.
    »Niemand kann oder wird Sie daran hindern, frei verkäufliche Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Aber der Pflegedienstleiter hat angeordnet, dass wir vom Personal den Senioren nichts davon besorgen dürfen.«
    »Aber wieso denn?« Tante Luises Stimme klang quengelig.
    »Herr Hanno meint«, erwiderte Schwester Monika, »dass unsere Senioren durch Dr. Tomen medizinisch optimal versorgt werden. Ein Darüberhinaus sei unsinnig. Wobei allerdings nichts dagegenspricht, dass unsere Senioren mal eine Flasche Doppelherz oder Klosterfrau Melissengeist geschenkt bekommen.«
    »Von der Heimleitung?«, fragte Luise in naivem Ton.
    »Natürlich nicht«, antwortete Schwester Monika. »Die Heimleitung verschenkt eine Flasche Rotwein zum Geburtstag. Das wissen Sie doch, Frau Rot.«
    Wasserrauschen hinderte Fanni daran, den folgenden Teil der Unterhaltung zu verstehen; kurz darauf sah sie, dass die Türklinke hinuntergedrückt wurde. Schnell flüchtete sie in eine andere Zimmerecke.
    Schwester Monika schob Luise heraus und sah dann abwartend auf sie hinab.
    »Stellen Sie mich an der Balkontür ab«, sagte Tante Luise auf ihre stumme Frage. »Damit ich auf die Allee hinunterschauen kann und mitbekomme, was sich da tut.«
    Schwester Monika tat ihr den Gefallen. Bevor sie sich zum Gehen wandte, tätschelte sie Luise den Arm. »Glauben Sie mir, Frau Rot, nichts kann den Alterungsprozess aufhalten.« Damit eilte sie hinaus.
    Luise nickte bestätigend vor sich hin. »Nichts kann dem Tod ein Schnippchen schlagen.«
    Fanni räusperte sich. »Wenn wir also davon ausgehen, dass sich Herr Bonner die Ampullen für seine Frischzellenkur nicht im Internet bestellt hat, dann setzt sich jemand in der Katherinenresidenz über Hannos Anweisungen hinweg. Oder konnte Bonner selbst zur Apotheke …«
    Luise ließ sie nicht ausreden. »Der doch nicht. Dem haben sie ja vor zwei Jahren das linke Bein amputiert.«
    »Gut«, sagte Fanni. »Was haben wir also herausgefunden? In der Katherinenresidenz darf das Personal keine Zusatzmittelchen auf private Rechnung für die Senioren besorgen. Das ist aber geschehen.« Sie stutzte. »Verwandte könnten es für Bonner getan haben.«
    »Schwer möglich«, entgegnete Luise. »Soviel ich weiß, lebt seine Tochter im Ausland und hat schon Jahre nichts mehr von sich hören lassen.«
    »Bonner und – falls wir Rolands Notizen richtig interpretiert haben – auch noch einige andere Senioren«, fuhr Fanni fort, »wurden also heimlich mit speziellen Medikamenten versorgt. Aber wir haben noch immer keinen konkreten Hinweis, wer dahintersteckt.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Wir können noch nicht einmal die Frage beantworten, ob Roland selbst unerlaubte Geschäfte betrieben hat oder ob er die eines anderen dokumentierte.«
    »Mir hat Roland nie …«, begann Tante Luise.
    »Doch«, unterbrach sie Fanni.
    Luise sah sie perplex an.
    »Hat dir Roland nicht einmal etwas besorgt? Ein T-Shirt?«, fragte Fanni.
    In Luises Augen blitzte Begreifen auf, doch im nächsten Augenblick wackelte sie bedeutungsvoll mit dem Zeigefinger. »›Das ist eine einmalige, einzigartige Ausnahme‹, hat Roland gesagt, als er es für mich bestellt hat. ›Und ich mache das nur, weil Sie sich heute so ausgestoßen fühlen.‹ Ich habe ihm nämlich leidgetan, weil Muttertag war und alle zu Hause bei ihren Familien hockten – sogar die Männer. Irgendwann kam Roland zum Blutdruckmessen zu mir rein, und als er gesehen hat, wie traurig ich rumhing, hat er mich mit ins Stationszimmer genommen. Von den Schwestern war ja sowieso keine da. Roland hatte gerade dieses Ebay am Computer an, und da hat er mir halt gezeigt, was man da so alles ersteigern kann. Und stell dir vor, da seh ich auf einmal dieses exquisite

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