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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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auf dem Stuhl neben dem Fenster im Sitzen eingeschlafen.
    »Jamal?« Dylani hatte eine Hand auf Ennis’ Rücken. Der Junge lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht, und lutschte an seinem Daumen. Einen seiner Arme hatte er um Mr. Biscuit geschlungen.
    »Tut mir Leid, Dylani«, sagte Jamal. »Ich schätze, ich habe ein bisschen gedöst.«
    »Denkst du, die Polizei wird sich heute bei uns melden?«
    Er blinzelte, setzte sich aufrecht hin und bewegte den Fuß. Nur eine Seite war eingeschlafen, die andere war in Ordnung. »Ich weiß es nicht.«
    »Wie können die von uns erwarten, dass wir hier bleiben? Werden die Wygnin uns Ennis noch einmal wegnehmen wollen?«
    Vermutlich. Wenn er sich nicht bald etwas einfallen ließ. Aber Jamal hatte das Gefühl, dass er gar nichts tun konnte, bis er einen Verschwindedienst gefunden hatte. Beim letzten Mal hatte seine Firma ihm einen empfohlen. Dieses Mal hatte er keine Ahnung, an wen er sich wenden sollte.
    »Jamal?«
    »Ich weiß es nicht, Dylani.«
    Sie setzte sich auf. Ennis gab einen leisen Laut des Protests von sich, rührte sich aber darüber hinaus nicht. Für ein aktives Baby hatte er sich während der vergangenen zwölf Stunden äußerst ruhig verhalten. Jamal fragte sich, ob die Polizei einen Arzt beschäftigte, den sie kostenlos würden konsultieren können.
    Vermutlich nicht. Alles hatte seinen Preis. Das vergaß er immer wieder.
    »Warum sind sie hinter uns her?«, fragte Dylani. »Tun die das immer? Unschuldige Leute verfolgen? Grundlos Babys stehlen? Können die keine eigenen Kinder haben?«
    Sie wusste es nicht. Natürlich wusste sie es nicht. Die meisten Leute waren ahnungslos. Die Veränderungen, die sich während der Jahre herausgebildet hatten, waren in kleinen Schritten erfolgt, und die Proteste waren leise ausgefallen und nur selten in den Medien erwähnt worden. Das ist der Preis, den wir für den interstellaren Handel zahlen müssen, hatte Jamals ehemaliger Boss zu sagen gepflegt, und später hatte Jamal erkannt, dass dies auch als politisches Credo verstanden werden konnte, nicht nur für Unternehmen, sondern für die ganze Erdallianz.
    Der Preis, den sie alle bezahlten – der Preis, den Jamal zu bezahlen hatte – war das schmutzige kleine Geheimnis der Allianz, das Problem von jemand anderem, etwas, das wieder verschwinden würde, wenn die Menschen erst gelernt hatten, wie sie mit Aliens umzugehen hatten.
    So in etwa lautete das zugrunde liegende Prinzip.
    Und Dylani war nie mit irgendetwas in der Art in Berührung gekommen. Sie war Ingenieurin und verstand sich auf Kuppelmechanik. Sie hatte es nie mit den Feinheiten des interstellaren Rechts zu tun bekommen, mit den gewaltigen Unterschieden zwischen den Rassen und Kulturen, dem Umstand, dass ein Blinzeln eine freundliche Geste für die eine, eine feindselige für die andere Gruppe sein konnte.
    Sie war in einer fremden Welt gelandet, und er hatte ihr nicht geholfen, sie zu verstehen.
    »Nein, Dylani«, sagte Jamal. »Es ist, wie die Polizei sagt. Die Wygnin glauben immer, sie hätten einen Grund.«
    Da waren Falten in ihrem Gesicht, die vor einer Woche noch nicht da gewesen waren. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und ein Teil ihrer Schönheit war einfach fort.
    Dann erkannte Jamal, dass sie diese Frage mit voller Überlegung gestellt hatte. Ihr scharfer Verstand manipulierte ihn, nutzte alles, was sie über ihn wusste, um ihm Informationen zu entlocken.
    »Was sollten sie denn für einen Grund haben?«, fragte sie.
    Jamal erstarrte. Er hatte gewusst, dass sie ihm diese Frage irgendwann stellen würde, hatte gewusst, dass er ihr irgendeine Antwort bieten musste, aber er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Das haben sie nicht gesagt«, antwortete er nach einen Moment.
    Ihr Blick traf seine Augen, und er konnte nicht erkennen, ob sie ihm glaubte oder nicht. Sie musste einen Verdacht haben. Immerhin hatte er in dieser Sache die Regie übernommen. Er hatte allein mit dem Anwalt gesprochen. Er hatte den zuständigen Leuten Fragen gestellt, die ihr nicht einmal in den Sinn gekommen wären.
    Bis zu dieser Krise in ihrem gemeinsamen Leben war sie die Starke gewesen, die die Verantwortung übernommen und die Regie geführt hatte. Es musste ihr schwer gefallen sein, in diesem Fall die passive Rolle zu übernehmen, aber sie hatte es klaglos getan.
    »Was weißt du, das ich nicht weiß, Jamal?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    Ennis gab einen leisen Schrei von sich und drückte Mr. Biscuit fester an

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