Miles Flint 01 - Die Verschollenen
abgearbeitet«, sagte er.
»Du hättest mir davon erzählen können.«
»Dann hättest du versucht, mir die Idee auszureden.«
»Und jetzt erzählst du es mir, weil er uns nicht helfen wollte?«
Jamal nickte. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, Dylani. Ich habe Angst, dass die Wygnin uns sehen, wenn wir einen Verschwindedienst aufsuchen, und denken, dass wir schuldig sind. Und wir können niemand anderen bitten, in unserem Sinn zu intervenieren, ohne diese Person ebenfalls in Gefahr zu bringen.«
»Wir könnten uns ohne fremde Hilfe verstecken«, schlug Dylani vor.
Er wünschte, es wäre so einfach. »Dazu fehlen uns die Mittel.«
»Wir können Geld auftreiben.«
»Es geht nicht ums Geld«, entgegnete Jamal. »Weißt du, wie man sich eine falsche Identität verschafft, die standhalten kann? Kennst du jemanden, der illegale Modifikationen vornimmt, ohne die Polizei zu informieren?«
Sie blinzelte und schüttelte den Kopf. »Wir sind ihnen ausgeliefert, richtig?«
»Ja«, sagte Jamal. »Ich fürchte, das sind wir.«
Flint saß in seinem Büro am Schreibtisch und beugte sich über den Computerschirm. Die Rev hatten ihn nachdenklich gestimmt. Er hatte angenommen, dass die Verbindung der Fälle in irgendeiner Form mit den Verschwundenen zu tun hatte, aber er war nicht sicher gewesen, bis die Rev erwähnt hatten, dass Palmer/Maakestad eine Verschwundene war. Das bedeutete, dass die Jachten wahrscheinlich beide einem Verschwindedienst gehörten, und vermutlich hatte das Unternehmen sie gleich massenweise gekauft.
Flint hatte ein Team Forensiker angewiesen zu versuchen, die Seriennummer der Maakestadjacht zu rekonstruieren, und im Hafen war man bemüht, die Nummer der Jacht aus dem Disty-Rachemord wiederherzustellen, doch das kostete Zeit, die er nicht hatte. Er wollte sofort eine Antwort haben.
Als Flint die First Rank Detective Unit erreicht hatte, hatte er über seinen Link eine Botschaft erhalten, derzufolge die Rev die Mannschaft der Maakestadjacht den Behörden übergeben hatten. Sie waren, wie die Rev angegeben hatten, raumkrank, und es gab Hinweise auf Misshandlungen, die ihnen vermutlich zugefügt worden waren, als die Rev erfahren hatten, dass die Crew Maakestad hatte entkommen lassen.
Aber Flint hatte derzeit nicht vor, sich mit den Rev zu befassen. Er wollte erst seine Information. Er gab Bilder der Jachten in die Datenbank ein, gepaart mit den Modifikationen beider Schiffe, und hoffte, dass irgendein Hafen die Daten würde zuordnen können.
Er fand sogar Hersteller, Modell und Baujahr der Jachten heraus und schickte auch diese Informationen durch die Datenbanken, in der Hoffnung, so in Erfahrung bringen zu können, wer vielleicht erst vor kurzer Zeit mehr als ein solches Schiff erstanden hatte.
Während der Computer beschäftigt war, stand Flint auf und ging zum Imbissautomaten. Jemand hatte neben dem Gerät einen Karton mit frischen Croissants hinterlassen, eine morgendliche Freude, die die Mitarbeiter der Tagesschicht manchmal für ihre Kollegen bereithielten. Flint nahm sich eines und ermahnte sich, selbst bald einmal etwas mitzubringen. Außerdem schenkte er sich Kaffee ein.
Die Eingangstür der Abteilung wurde geräuschvoll aufgerissen, und DeRicci trat ein. Ihr Haar war noch zerzauster als zuvor, aber ihr Gesicht war sauber, und sie hatte die Kleidung gewechselt.
»Da sind Sie ja«, sagte sie. »Ich habe Sie schon gesucht.«
»Mein Link ist aktiv«, erwiderte Flint.
»Ich wollte nicht über den Link mit Ihnen sprechen. Sind wir allein?«
»Ich weiß es nicht.« Flint hatte nicht darauf geachtet, wer außer ihm so früh am Morgen arbeitete; aber die Croissants deuteten darauf hin, dass außer ihnen noch jemand hier sein musste.
Er schnappte sich noch eines für DeRicci, obwohl sie sofort das Gesicht verzog. »Nehmen Sie sich einen Kaffee«, sagte er, »und kommen Sie mit in mein Büro.«
Er hörte sich an, als wäre er der Seniorpartner in ihrem Team. Irgendwie war das merkwürdig. Vielleicht hatten sich die Machtverhältnisse verändert, seit er bei der Präsidentin gewesen war und nicht nur seinen eigenen Job gerettet hatte.
DeRicci gab jedenfalls keine Widerworte. Sie schenkte sich Kaffee ein, und ihre Hand zitterte dabei so heftig, dass sie sich beinahe bekleckert hätte. Dann folgte sie ihm in sein Büro.
Flint setzte sich hinter den Schreibtisch, während DeRicci die Tür ins Schloss zog. Ihr Croissant legte er auf eine Serviette an den äußersten Rand des
Weitere Kostenlose Bücher