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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschlechtsloses Wesen und wertlos in der Gesellschaft der Disty. In einem gewissen Alter verließ der Brutling, unabhängig von seiner Intelligenz oder dem sozialen Status seiner Eltern, sein Zuhause und ging zu einer besonderen Schule, in der er in der Kunst des Dienern unterwiesen wurde.
    Nicht-Disty bekamen die Brutlinge nur selten zu sehen, die üblicherweise als Diener in die Häuser ihrer Familien zurückkehrten. Viele Menschen, die gelegentlich Kontakt zu Disty unterhielten, wussten nicht einmal, dass Brutlinge existierten.
    »Wie hat er den Brutling kennen gelernt?«, fragte Flint.
    »Er ist gleich nebenan aufgewachsen«, sagte DeRicci. »Sie waren Freunde. Als er das getan hat, war er noch nicht einmal zehn Jahre alt.«
    »Bevor der Brutling fortgeschickt wurde?«
    Sie nickte. »Dann ist es irgendwie aufgeflogen, vielleicht hat der Brutling Mist gebaut und etwas verstanden, was er nicht hätte verstehen dürfen, und er wurde erwischt. Inzwischen hatte die Familie des Jungen den Mars verlassen und war hierher gezogen. Wir bekamen den eindeutigen Befehl, den Jungen festzunehmen und zu deportieren. Ich habe mich geweigert.«
    »Was hatten die Disty mit ihm vor?«, fragte Flint, während er schaudernd an den Rachemord dachte.
    »Exemplarische Justiz, wissen Sie noch? Sie mussten an irgendjemandem ein Exempel statuieren, und zwar öffentlich, damit es aussagekräftig wird.«
    Flint nickte und nippte an seinem Kaffee, was seinem Magen noch mehr zusetzte. Er schob die Tasse weg.
    »Also«, fuhr DeRicci fort, »haben sie sich überlegt, dass der Junge es dem Brutling unmöglich gemacht hatte, in ihrer Gesellschaft zu funktionieren, und folglich wollten sie es dem Jungen unmöglich machen, in unserer zu funktionieren.«
    Flint runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
    »Sie wollten ihm seine Zunge nehmen«, sagte sie.
    Flint verzog das Gesicht und legte sein Croissant weg. »Wir hätten sie ersetzen können.«
    »Nicht, wenn es um eine Disty-Vergeltungsmaßnahme geht«, sagte sie. »Er muss damit leben.«
    Sie hatte in der Gegenwartsform gesprochen.
    »Sie haben es getan, richtig? Sie haben ihn geschnappt?«
    Sie zerpflückte ihr Croissant. »Sie haben ihn mir direkt aus den Händen gerissen, und er hat geschrien, dass ich ihm versprochen hätte, er könne hier bleiben.«
    »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Das Übliche. Therapie, Rüge, ein bisschen Umerziehung, Degradierung. Sie wissen schon.«
    Das tat Flint im Grunde nicht. Er hatte in seiner beruflichen Karriere nie einen Fehltritt begangen. Zumindest keinen, bei dem er sich hätte erwischen lassen.
    Und er wusste auch nicht, wie es ihm gefallen würde, dafür bestraft zu werden, das Richtige getan zu haben.
    »Ich kann das nicht noch einmal durchstehen, Flint. Ich kann nicht zusehen, wie sie diese Frau nehmen und …«
    »Sie wird nicht schreien«, unterbrach er sie. »Es hört sich an, als ginge sie freiwillig.«
    »Im Grunde hat sie doch gar keine Wahl.« DeRicci seufzte. »Meine Aufgabe ist es, die Leute zu schützen und ihnen zu dienen, wissen Sie? Nicht, den Aliens unter uns das Leben schöner zu gestalten.«
    »Wir haben die Gesetze nicht gemacht«, sagte Flint.
    »O ja, richtig«, konterte sie höhnisch. »Als wären Sie imstande, denen das Baby zu geben.«
    Er erstarrte. »Haben wir den Kleinen auch verloren? Gibt es Beweise gegen seine Eltern?«
    »Keine Beweise«, antwortete sie. »Noch nicht, jedenfalls. Aber die Wygnin haben einen rechtmäßigen Vollzugsbefehl für den Wilder-Jungen. Der Vollzugsbefehl für das Baby wird ebenfalls rechtmäßig sein.«
    Was Flint im Grunde längst wusste. Er hatte sich bemüht, nicht daran zu denken, sich nicht daran zu erinnern, wie sich das Kind in seinen Armen angefühlt hatte. Er wollte ganz sicher nicht derjenige sein, der dieses Kind den Wygnin übergab.
    Er konnte es nicht sein.
    »Wir überlegen uns was«, sagte er, doch hinter seinen Worten steckte mehr Hoffnung als Überzeugung.
    »Genau«, spottete DeRicci. »Das ist ja eine Kleinigkeit für uns.«
    Der Computer piepte. Die Suchroutinen waren abgeschlossen. Flint hatte sie vollkommen vergessen.
    Er berührte den dunkel gewordenen Schirm, woraufhin die Informationen angezeigt wurden.
    »Was ist das?«, fragte DeRicci.
    »Hat Mrs. Wilder einen Verschwindedienst erwähnt?«, fragte er und starrte den Bildschirm an.
    »Ja, sie hat einen beauftragt.«
    »Hat sie gesagt, welchen?«
    »Mir nicht«, sagte DeRicci. »Aber wahrscheinlich hat sie es Carryth

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