Miles Flint 01 - Die Verschollenen
ihren Redefluss effektiv zum Versiegen brachte.
»Ich kenne diese Dienste auch nicht«, sagte er. »Aber mich überrascht, dass es überhaupt noch seriöse Dienste gibt.«
»Nur Data Systems, soweit ich informiert bin«, erwiderte Flint. »Und Sie sind sicher, dass Sie noch nie von diesem Dienst gehört haben?«
»Nein, haben wir nicht«, sagte Jamal.
Flint nickte. »Na schön, wenn Sie nicht mehr wissen, dann wissen Sie eben nicht mehr. Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
»Gern geschehen«, sagte Jamal, ohne den Finger von Dylanis Mund zu nehmen. Ennis spielte mit seinen Fingern. Die Tränen waren schon wieder vergessen.
Flint griff zum Türknauf, als wolle er gehen, hielt dann aber nochmal inne. »Eine Sache noch … Ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass wir Ennis nach den Gesetzen von Armstrong nicht länger als vierundzwanzig Stunden festhalten können. Da die Wygnin uns bisher keinen korrekten Vollzugsbefehl vorlegen konnten, steht es Ihnen frei zu gehen.«
Dylani neigte den Kopf zurück, um Jamals Finger loszuwerden. »Dann ist das erledigt? Sie können nichts mehr von uns verlangen?«
»Sie können jederzeit etwas verlangen, wenn sie es wollen«, widersprach Flint. »Aber sie können Ennis nicht wieder an sich nehmen, bevor sie den korrekten Vollzugsbefehl vorgelegt haben. Wenn man die Wygnin kennt, weiß man jedoch, dass sie versuchen werden, einen solchen zu bekommen.«
»Es ist also nicht erledigt?«, fragte Dylani. »Ist es das, was Sie uns sagen wollen? Wir können zwar gehen, aber wir werden nie frei sein?«
»So läuft das in derartigen Fällen. Solange die Sie finden können, werden sie Sie finden.« Diese letzten Worte richtete Flint direkt an Jamal.
Die Botschaft schien klar zu sein. Jamal ging das Gespräch Stück für Stück in Gedanken durch. Die Unterhaltung hatte von Gesetzes wegen aufgezeichnet werden müssen; also hatte Flint nicht frei sprechen können. Er hatte ihnen eine Geschichte über einen Fall präsentiert, der etwas mit Verschwindediensten zu tun hatte, damit er ihnen von dem einen Dienst erzählen konnte, der einen guten Ruf hatte. Und jetzt gab er ihnen die Chance zu entkommen.
Irgendwie würde Jamal einen Weg finden, die Gelegenheit zu nutzen. Selbst wenn er nur Ennis Flucht bezahlen konnte, würde er es tun. Er würde tun, was immer er konnte, um seinen Sohn von den Wygnin fernzuhalten.
»Alles Gute«, sagte Flint.
»Danke«, sagte Jamal.
Flint lächelte ihn an. Es war ein echtes Lächeln, warm und aufrichtig. Dann legte er seine Hand auf Ennis’ Kopf und schloss für einen Moment die Augen, beinahe, als wäre Ennis ein Kind, das er liebte.
Dann schlug er die Augen auf, nickte, ließ seine Hand über Ennis Rücken gleiten und tätschelte ihn noch einmal, ehe er endgültig ging.
Jamal lehnte sich an die Tür.
»Habe ich gehört …?«, begann Dylani, aber Jamal legte einen Finger an seine Lippen.
»Warum, denkst du, hat er das Gespräch aufzeichnen müssen?«, fragte er sie. »Damit alle wissen, dass er seinen Job gemacht hat?«
Dylani formte ein »Oh« mit den Lippen und umfasste ihren Sohn fester. »Tja, wenn es sein Job war, uns wissen zu lassen, dass wir dieses fürchterliche Hotelzimmer verlassen dürfen, hat er es gutgemacht. Den Rest habe ich allerdings nicht verstanden.«
»Ich auch nicht«, log Jamal. »Aber das betrifft uns auch nicht.«
Aber das tat es. Es gab ihm neue Hoffnung. Und wie es schien, hatte Flint Zeit für sie geschunden.
DeRicci hatte das Verhörzimmer beinahe erreicht, als sie ein Krachen hörte. Sie wusste, was das Geräusch verursacht hatte. Die Rev.
Sie hatte sich nicht verspätet, das wusste sie. Dabei hatte sie sorgfältig darauf geachtet, nicht zu spät zu kommen.
Aber die Geduld der Rev war offensichtlich am Ende.
DeRicci rannte die letzten Meter und stellte fest, dass die Tür zum Verhörzimmer offen stand, das Fenster zerschmettert war und der Stuhl, auf dem der Dolmetscher gesessen hatte, in einer Wand feststeckte.
Die Rev waren im Korridor und schlugen mit ihren unteren Gliedmaßen Löcher ins Permaplastik. Ihre Emotionskragen flackerten in einem tiefen Kastanienbraun.
DeRicci brüllte in ihren öffentlichen Link, um Verstärkung anzufordern. Sie brauchte hier Hilfe, ehe sich das Geschehen noch auf andere Bereiche der Abteilung ausbreiten konnte.
Der Dolmetscher kauerte im Zimmer, die Hände schützend über den Kopf erhoben. Er schien nicht verletzt zu sein, aber genau konnte DeRicci das aus
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