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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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befand sich im City Complex, dem höchsten Gebäude von Armstrong. Die Polizeiabteilung nahm die gesamte zehnte Etage ein, und von dieser Fläche stand der Präsidentin ein ganzes Drittel zur Verfügung, das sie in Arbeitsplätze für ihre wichtigeren Mitarbeiter unterteilt hatte.
    Ihr Schreibtisch stand vor einer Wand aus bruchsicheren Fenstern, die einen Blick auf die ganze Stadt erlaubte. Während des Tages musste der Ausblick aufsehenerregend sein. Jetzt jedoch waren nur erleuchtete Gebäude und Straßenlaternen zu sehen, deren Licht sich bald in der vollständigen Finsternis der Kuppelnacht verlieren würde.
    Gumiela, die Flint über dieses Treffen unterrichtet hatte, hatte ihn nicht begleitet. Aber es war ja so nett zu wissen, dass man die Unterstützung seines Vorgesetzten genoss – die er, Flint, natürlich nicht hatte, nicht, solange die Flüchtige auf freiem Fuß war, eine Flüchtige, die er und seine Partnerin zuvor in Gewahrsam gehabt hatten.
    Hilfskräfte hatten ihn zu dem großen Schreibtisch der Präsidentin geführt und dort allein gelassen. Sie hatten ihm einen Stuhl angeboten, auf dem er hätte warten können, aber er war zu nervös, um sich zu setzen. Er hatte das Gefühl, dass in Armstrong weit mehr vor sich ging als diese Flucht. Die Ankunft der beiden gleichartigen Jachten bereitete ihm Kopfzerbrechen, ebenso wie die Anwesenheit der Wygnin. Nie in all seinen Jahren als Raumpolizist hatte er eine Reihe von Tagen erlebt, die diesen vergleichbar gewesen wären.
    Irgendetwas Bedeutsames hatte sich verändert, und er wusste nicht so recht, was dieses wichtige Etwas war.
    Und dann war da noch das Baby.
    »Miles Flint«, sagte eine vertraute Stimme.
    Flint drehte sich um. Olympia Hobell stand hinter ihm, die Hände auf die Hüften gepflanzt. Sie war kleiner als er erwartet hatte, reichte ihm kaum bis zur Schulter, aber sie besaß einen athletischen Körperbau. Ihr Haar war silbern geworden – vermutlich eher ein geplanter Effekt als die schlichte Ablehnung von Modifikationen –, und da waren Fältchen um ihren Mund und ihre Augen herum. Dennoch sah ihre Haut noch immer jugendlich straff aus.
    Sie trug einen schwarzen Hosenanzug aus Seide und dazu ein Paar bequeme Schuhe. Offensichtlich war sie unterwegs gewesen, als sie gerufen worden war, und hatte gerade genug Zeit gefunden, praktischeres Schuhwerk anzuziehen.
    »Ja, Ma’am«, sagte er.
    »Sie kosten die Stadt an diesem Abend ein Vermögen«, sagte Olympia Hobell, die Hände immer noch an den Hüften, »und die Summe wird wachsen, solange ihre Flüchtige auf freiem Fuß bleibt.«
    Flint kostete die Stadt gar nichts, aber er wollte ihr auch nicht widersprechen. »Ich sollte unterwegs sein, um sie zu suchen, Ma’am.«
    Die Fältchen um ihre Augen vertieften sich. Sie sahen aus wie Lachfalten, und für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde die Polizeipräsidentin ein verhaltenes Lächeln unterdrücken müssen.
    »Sie sollten sich mit mir unterhalten.« Sie wedelte mit der Hand, und hinter ihr sanken Wände herab, die ihren Schreibtisch vom Rest der Bürofläche trennten.
    Flint kam sich beinahe wie in einem Gefängnis vor, doch er schwieg, als Olympia Hobell ihn zu ihrem Schreibtisch bat.
    »Ihnen ist klar, dass wir jeglichen ausgehenden Zugverkehr haben blockieren müssen? Züge mit Fahrziel Armstrong werden zu ihrem Ausgangsbahnhof zurückgeschickt, so weit sie nicht schon ganz in der Nähe sind. Wenn sie innerhalb der letzten Stunde angekommen sind, wurde ihnen gestattet zu bleiben. Niemand verlässt heute Nacht den Mond, obwohl ankommende Raumfahrzeuge Landeerlaubnis erhalten.«
    Sie blieb vor dem Fenster stehen und blickte hinaus. Der Anblick der Stadt schien sie zu fesseln, als wäre sie noch nie zuvor hier oben gewesen.
    Dann seufzte sie und fuhr fort: »Die Kuppel ist abgeriegelt. Es wird keinen Außenhandel geben, solange diese Frau nicht geschnappt ist. Glücklicherweise waren die meisten Tagesarbeiter bereits zurückgekehrt, als die Kuppelschließung angeordnet wurde. Die Wochenarbeiter haben genug Rationen, um diese und die nächste Woche zu überstehen, Wanderer und Ausflügler könnten allerdings in Schwierigkeiten geraten.«
    Sie drehte sich um und sah Flint an. »Armstrong verzeichnet mehr Kuppelschließungen als jede andere Stadt auf dem Mond.«
    »Weil wir den Raumhafen haben«, sagte Flint und wünschte sogleich, er hätte den Mund gehalten. Sie hatte ihm nicht das Wort erteilt.
    Aber sie nickte, offenbar nicht verärgert

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