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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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bitte Sie nicht, irgendwelche Gesetze zu brechen.«
    »Niemand hat je mit den Wygnin über Formalitäten prozessiert«, sagte Needahl. »Vielleicht betrachten sie dergleichen nicht mit der Nachsicht, die wir anwenden.«
    »Aber wenn sie bei ihrem Vollzugsbefehl einen Fehler gemacht haben …«
    »Negiert das nicht Ihre Taten«, fiel ihm Needahl ins Wort.
    »Aber sie können nicht das eine vergeben und das andere nicht«, wandte Jamal ein.
    »Nach unserer Logik ist das korrekt«, sagte Needahl. »Aber wir kennen ihre Logik nicht. Sie wissen, dass ihre Kommunikation nicht immer klar verständlich ist. Wir finden manches erst heraus, wenn es zu spät ist.«
    Jamal klammerte die Hände aneinander, so fest, dass er die Knochen in seinen Fingern spüren konnte. »Mir scheint, das Risiko, das ich Sie einzugehen bitte, ist klein, vor allem verglichen mit dem Leben meines Sohnes.«
    »Ihr Sohn ist noch ein Kleinkind, wenn ich recht verstanden habe.«
    »Ja«, bestätigte Jamal.
    »Er wird nicht sein Leben verlieren. Er wird Mitglied einer Wygninfamilie werden. Ihm wird nichts geschehen.«
    »Er wird kein Mensch mehr sein.«
    »Nicht, so wie wir es verstehen. Nein, das wird er nicht«, stimmte Needahl ihm zu. »Aber sie werden sich ihm gegenüber so liebevoll und mitfühlend geben wie einem eigenen Kind. Er wird ein gutes Leben haben.«
    Jamal schüttelte den Kopf. »Sie wissen, dass das kein Argument ist. Sie wissen, dass ich meinen Jungen nicht einfach so aufgeben kann. Das ist nicht richtig.«
    »Nein«, widersprach Needahl. »Überhaupt ein Kind zu bekommen, obwohl solch ein Urteil gegen Sie anhängig war, das istnicht richtig.«
    Jamal erhob sich. Die Anspannung in seinem Körper hatte sich zu einem Zittern gesteigert, die Art von Zittern, die er oft verspürte, wenn er versuchte, seinen Zorn zu bändigen. »Ich kann es nicht ungeschehen machen. Und es widerspricht allem, woran wir glauben, ein Kind für meinen Fehler bezahlen zu lassen.«
    »Da haben Sie Recht«, stimmte ihm Needahl zu. »Wir können es nicht ungeschehen machen. Und Sie haben bereits zwei extrem schwere Fehler begangen. Wie kann ich dann darauf vertrauen, dass Sie keinen dritten Fehler begehen werden? Sie halten Formalitäten für eine Kleinigkeit. Das Leben ihres Sohnes liegt bereits in deren Händen. Aber mein ältestes Kind ist eine Tochter. Sie ist vierundvierzig Jahre alt. Würden die Wygnin sie holen, so würden sie sie zerstören. Ich kann nicht das Leben meiner Tochter aufs Spiel setzen, um das Ihres Sohnes zu retten. Das wäre kein fairer Tausch.«
    Wider seinen Willen verstand Jamal die Einstellung des Anwalts. »Sie sagten, Sie wüssten Herausforderungen zu schätzen.«
    »Das tue ich«, erwiderte Needahl.
    »Vielleicht gibt es ja einen jungen, ungebundenen Anwalt in Ihrer Firma, einen, der als Stellvertreter für Sie einspringen könnte …«
    »Nein«, unterbrach ihn Needahl. »Ich werde meine Leute nicht bitten, ein Risiko zu übernehmen, das ich selbst nicht eingehen will.«
    »Was ist mit anderen Anwälten in Armstrong oder auf dem Mond, irgendjemand, der bereit wäre, die Sache zu übernehmen?«
    »Ich kenne keinen.« Needahl hatte sein Auftreten nicht verändert. Er sah noch immer so entspannt aus wie zu Beginn des Gesprächs. »Heutzutage ist niemand mehr bereit, sich mit den Wygnin anzulegen.«
    »Sie würden mir nicht einmal jemanden empfehlen, wenn Sie so jemanden kennen würden, korrekt?«, fragte Jamal.
    »Es tut mir Leid«, entgegnete Needahl mit sanfter Stimme.
    »Was soll ich jetzt tun?«, wollte Jamal wissen.
    Aber Needahl antwortete ihm nicht, und sie wussten beide, warum. Jamal blieben keine Alternativen mehr. Er würde seinen Sohn wegen eines Unfalls verlieren, eines Verbrechens, das er, ohne es zu wissen, vor vielen Jahren begangen hatte.
    Und es schien, als gäbe es nichts, was er tun könnte, um daran etwas zu ändern.
     
    Ekaterinas Lungen brannten. Sie glaubte nicht, dass die Luft hier dünner war als in San Francisco, aber sie fühlte sich dünner an. Vielleicht war sie auch nur nicht so rein.
    Oder vielleicht war sie die Anstrengung auch nicht mehr gewohnt. Sie war nun schon einige Blocks weit gerannt, hatte sich einen Weg um die Rückseite der Gebäude herum gebahnt und gehofft, dass die meisten von ihnen nicht mit der Art von Sicherheitssystemen ausgestattet waren, die die Häuser auf der Erde auszeichneten.
    Der Luftwagen hatte sie daran erinnert, dass der Stand der Technik auf dem Mond mindestens um ein

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